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Antrag für eine Art West-Bahnhof


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Donnerstag, 08. Juni 2017

Eine Bahnhaltestelle in Seubelsdorf könnte nicht nur Beschäftigten im dortigen Gewerbegebiet nützen. Stadt- und Kreisräte haben einen Antrag dazu gestellt.
Der beschrankte Bahnübergang in der Reundorfer Straße in Lichtenfels-Seubelsdorf. Rund 50 Meter westlich davon, man sieht das Schild mit der Kilometerzahl "30", könnte ein Nahverkehrshaltepunkt entstehen. Foto: Popp


Ein richtiger Bahnhof soll es nicht werden, was sich zwei Kreistagsfraktionen erdacht haben, aber eine Haltestelle für den Zu- und Ausstieg in alle Nahverkehrszüge, die auf der Strecke verkehren. Die Grünen und die Jungen Bürger, eine doch eher ungewöhnliche Allianz, beantragen die Einrichtung eines Nahverkehrshaltepunktes Lichtenfels-West. Sowohl der Kreistag als auch der Stadtrat von Lichtenfels sollen sich in ihren nächsten Sitzungen mit diesem Anliegen beschäftigen. Nicht zuletzt das erweiterte Gewerbegebiet in Seubelsdorf und der dort beschlossene große Neubau des heimischen Unternehmens Concept Laser mit seinem amerikanischen Partner General Electric sind ein Argument für die zusätzliche Haltestelle. Mehrere Hundert Beschäftigte werden künftig dort tätig sein - und der Lichtenfelser Bahnhof ist gut zwei Kilometer entfernt.


Zwei Kilometer bis zum Bahnhof

So weit sind beispielsweise auch die Bahnhöfe Ebing und Zapfendorf auseinander. Bayernweit ist seit 1996 eine Vielzahl an zusätzlichen Haltepunkten entstanden. Kein einziger davon befindet sich an der Strecke Bamberg-Hof.
Stadt- und Kreisrat Bernhard Christoph (Bündnis 90/Die Grünen) ist selbst bei der Deutschen Bahn beschäftigt. Er führt als eines der jüngeren Beispiele den 2012 in Betrieb genommenen Nahverkehrshaltepunkt Neustadt/Aisch-Mitte an. Auch im ländlichen Raum solle der Nahverkehr verbessert werden, hieß es dort bei der Einweihung. Der Landkreis Lichtenfels hat sich auf den Weg gemacht, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) neu aufzustellen. Erhebliche Verbesserungen wurden - beginnend im Jahr 2019 - in Aussicht gestellt. Im Fernverkehr wird die Stadt Lichtenfels durch den Neubau der ICE-Linie Nürnberg-Erfurt zwar an Bedeutung verlieren. Mit vereinten kommunalpolitischen Kräften konnte zumindest eine nahtlose und gute IC-Anbindung der Region erreicht werden. Nun erwartet man sich von den Gewerbeansiedlungen im Westen der Kreisstadt positive Entwicklungen.


Bus und Bahn

Im Sinne der Grünen wäre es, wenn nicht alle Arbeitnehmer mit dem Auto anfahren würden. Dafür müssten aber entsprechende Anreize geschaffen werden - ein Fuß- und Radweg, Bushaltestelle sowie der jetzt beantragte Bahnhaltepunkt, wie Bernhard Christoph ausführt. Auch die Bewohner von Grundfeld, Wolfsdorf und Reundorf sowie Besucher der Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen könnten profitieren. Christoph berichtet, er habe die Idee in den Haushaltsberatungen angesprochen und bald festgestellt, dass man bei den Jungen Bürgern ähnliche Überlegungen angestellt hatte. Daher habe man sich zusammengesetzt, um die Gedanken zu bündeln und gemeinsam zu überzeugen. "Andere Kommunen sind da auch dran."
Die beiden Anträge, Möglichkeiten für den Nahverkehrshaltepunkt Lichtenfels-West zu prüfen, sind inzwischen an Stadtrat und Kreistag abgeschickt worden. Unterzeichnet von Bernhard Christoph (Grüne) sowie Christian Barth beziehungsweise Philipp Molendo für die Fraktion der Jungen Bürger.
Unterstützung findet dieser Vorstoß von der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (CSU). Die Herausforderung sei es nun, gut zu argumentieren, warum ein solcher Halt sinnvoll wäre. Die Chancen schätzt sie nicht schlecht ein, zumal die bauliche Umsetzung relativ einfach erscheint: Ein höhengleicher Bahnübergang ist bereits vorhanden, eine Unter- oder Überführung wäre nicht nötig. Zeulner will an die Bahn herantreten.
Sie betont, dass der Freistaat ja jetzt schon mit in den Personennahverkehr investiere.