Altlasten in Bad Staffelstein: Der Unteranger bleibt im Fokus
Autor: Ramona Popp
Bad Staffelstein, Mittwoch, 19. April 2017
Die Detailuntersuchung der einstigen Deponiefläche ist abgeschlossen. Über das weitere Vorgehen will sich die Stadt nun mit den Fachstellen abstimmen.
Die Mappe, die auf dem Schreibtisch von Bauamtsleiter Michael Hess liegt, ist ein dicker Brocken. 25 Seiten umfasst der Untersuchungsbericht zur Fläche Unteranger nördlich der Ulmenstraße. Hinzu kommen Karten und Tabellen mit den Ergebnissen, zu denen das geologische Ingenieurbüro Dr. Pedall in Haag (Landkreis Bayreuth) gekommen ist. Es geht um Altlasten.
Der Unteranger ist eine grüne Wiese. An einigen Stellen sieht man Klee und Gänseblümchen blühen. In der Nähe des Siedlerheims befindet sich ein Bolzplatz drauf, auf der gegenüberliegenden Seite grenzt die Sportanlage des Reitvereins an. Würden nicht an mehreren Stellen leuchtend rote, dreieckige Gestelle aus dem Boden ragen, käme niemand auf die Idee, dass mit dieser Fläche irgendetwas nicht stimmt. Jede der sechs auffälligen Markierungen umgibt ein silbernes, armdickes Rohr mit weißem Kunststoffdeckel. Es handelt sich dabei um Grundwassermessstellen. Sie wurden vergangenes Jahr errichtet, und wer das Material gesehen hat, das die Bohrkerne aus bis zu sechs Metern Tiefe emporholten, der weiß, dass das hier keine ganz normale grüne Wiese ist.
Der Unteranger, wie das rund 55 000 Quadratmeter große Areal genannt wird, war von 1965 bis 1975 Staffelsteins größte Hausmülldeponie. Auch gewerbliche Abfälle und ein geringer Anteil Bauschutt landeten dort. Heute weiß man, dass aus solchen, langsam vor sich hin rottenden Mischungen auch nach Jahrzehnten noch gefährliche Stoffe und Sickerwässer entstehen können. Aus der Müllentsorgung nach heutigen Maßstäben bleiben keine solchen Hinterlassenschaften mehr. Aber mit den Altlasten müssen die meisten Kommunen leben und umgehen. Seit mehr als 25 Jahren führt die Gesellschaft zur Altlastensanierung in Bayern (GAB) in Abstimmung mit Städten und Gemeinden Verfahren zur Aufarbeitung dieser Ablagerungen durch und stellt dafür Fördermittel zur Verfügung. Dabei geht man Schritt für Schritt vor. Einer ersten orientierenden Untersuchung folgt eine Detail-Untersuchung, die in den Auftrag zu einer Sanierungsuntersuchung münden kann.
An dieser Stelle befindet man sich in Bad Staffelstein den Unteranger betreffend. Das beauftragte Ingenieurbüro ist zu dem Schluss gekommen, dass "mittelfristig weiterführende Maßnahmen notwendig sind".
"Wir nehmen das ernst, versuchen, mögliche Gefahren zu erkennen und zu handeln", sagt Bauamtsleiter Hess. Er sieht darin auch eine Verpflichtung gegenüber nachfolgenden Generationen. Eine erhebliche Grundwasserverunreinigung sei zwar nicht festgestellt worden, aber es werde eine begleitende Grundwasserüberwachung angeraten. Die Oberfläche darf genutzt werden, gilt als unproblematisch.
Besprechung mit Behörden
Gemeinsam mit Vertretern der beteiligten Behörden Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt soll in den kommenden Wochen über den Bericht und das weitere Vorgehen gesprochen werden. "Sanierungsuntersuchung ist nicht gleich Sanierungsuntersuchung", erklärt Michael Hess. Jede sei spezifisch auf die jeweilige Fläche zugeschnitten. Es müsse vorher festgelegt werden, welche Untersuchungen notwendig sind, welche Parameter untersucht werden sollen. "Wir sind dankbar, dass wir da an die Hand genommen werden", sagt der Bauamtsleiter, "wir müssen jede Untersuchung neu ausschreiben. Da unterstützt uns die GAB sehr gut."Bis zu einer konkreten Antwort auf die Frage, ob in Bad Staffelstein sehr kostenintensive Altlastensanierungen wie etwa durch kompletten Erdaushub angegangen werden müssen, wird es wohl noch dauern.
Bei dem kleineren Areal Schwedenleite in der Stadt, wo Belastungen festgestellt worden waren, Untersuchungen aber zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen, sind dadurch schon fast neun Jahre ins Land gegangen. Weil es widersprüchliche Befunde gab, entschied man sich für ein zusätzliches, einjähriges Monitoring. Ergebnisse hieraus erwartet Hess noch in der ersten Jahreshälfte. Vielleicht kann es dann einen runden Tisch für weitere Weichenstellungen geben.