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Alte Idee schwimmt wieder oben


Autor: Stephan Stöckel

Altenkunstadt, Mittwoch, 07. Juni 2017

Für die einen eine Lösung mit Charme, für die anderen "Schizophrenie". Die Pläne für ein Lehrschwimmbecken in Altenkunstadt werden konkreter.
So könnte das Altenkunstadter Lehrschwimmbecken nach Vorstellung des Vereins für kommunale Zusammenarbeit am Obermain einmal aussehen. Der Altenkunstadter Gemeinderat zeigte sich beeindruckt von dem Konzept, das weiterverfolgt werden soll.  Foto: privat


Bereits in den 70er Jahren gab es in Altenkunstadt Gedankenspiele, auf dem Schul- und Sportzentrum in Röhrig, wo sich heute Mittelschule und Kordigasthalle sowie der Sportplatz des 1. FC Altenkunstadt befinden, ein Lehrschwimmbecken zu errichten. Nun könnten diese Realität werden: Mit breiter Mehrheit sprach sich der Gemeinderat am Dienstagabend dafür aus, eine Studie des Vereins für kommunale Zusammenarbeit am Obermain vom April weiterzuverfolgen. Darin wird die alte Idee wieder aufgegriffen.
Die Verwaltung wurde beauftragt, Verhandlungen mit den weiteren Schulaufwandsträgern zu führen. Das Hallenbad mit seinem 25-Meter-Becken soll von Schulen, Vereinen und Bürgern genutzt werden.
"Die drei Rektoren der Mittelschule Altenkunstadt, des Gymnasiums Burgkunstadt und der Realschule Burgkunstadt, mit denen ich kürzlich ein Gespräch führte, begrüßen den Standort in Altenkunstadt. Bürgermeister Robert Bosch von der Nachbarkommune Mainleus teilte mir mit, dass an der Grund- und Mittelschule Mainleus ebenfalls Bedarf für einen Schwimmunterricht bestehe", gab der Bürgermeister auf Nachfrage von Michael Limmer von der Jungen Wähler Union (JWU) bekannt.
Das Konzept des Vereins für kommunale Zusammenarbeit, das als Broschüre vorliegt, sieht Investitionen von 4,2 Millionen Euro vor, wobei die förderfähigen Kosten bei 3,1 Millionen Euro liegen würden. Die drei Nachbarkommunen müssten noch 1,1 Millionen Euro aufbringen. Unter Berücksichtigung der in Aussicht gestellten Zuwendungen des Landkreises Lichtenfels von einem Prozent der Kreisumlage, was etwa 600 000 Euro entsprechen würde, verblieben für die Gemeinde Altenkunstadt sowie die Städte Burgkunstadt und Weismain Investitionskosten von gut 500 000 Euro. Auf die jeweiligen Kommunen würden Kosten entfallen in Höhe von:
• Altenkunstadt: 164 000 Euro
• Burgkunstadt: 201 000 Euro
• Weismain: 142 000 Euro


Überschaubares Defizit

Kann die wirtschaftlich klamme Stadt Weismain mit einem prognostizierten Schuldenberg von rund 23 Millionen Euro zum Jahresende diese Summe überhaupt stemmen? "Ja!" sagt der Verein und nennt handfeste Gründe in seiner Studie: "Der Anteil der Stadt Weismain kann durch das Vermögen des Badbauvereins und Firmenspenden gedeckt werden." Auch die Unterhaltskosten wurden in der Studie durchkalkuliert. Einnahmen in Höhe von 137 700 Euro stünden jährlich Ausgaben von 147 262 Euro entgegen, was ein Defizit von 9562 Euro ergeben würde. Um das Minus auszugleichen, könnte, wie im alten Kathi-Baur-Hallenbad praktiziert, durch eine Vereinsnutzung mit Abrechnung der Hallenmiete eine zusätzliche Einnahme von 10 000 bis 15000 Euro pro Jahr erreicht werden, heißt es in der Studie. Die DLRG steht weiterhin zu ihrer Zusage, den Betrieb des Lehrschwimmbeckens zu übernehmen. Auch die Wasserwachtsgruppe Altenkunstadt soll mit eingebunden werden. Das Konzept fand positiven Widerhall im Gremium. Immer wieder fielen Worte wie Charme und chic. Bürgermeister Robert Hümmer, Melita Braun (beide CSU) und Thorsten Schmidtke von den Jungen Bürgern (JB) sprachen von einem optimalen Standort und einer zentralen Lage. Aber auch kritische Töne waren zu hören: "Auf dem Berg sanieren wir eine Grundschule und draußen an der Mittelschule bauen wir ein Lehrschwimmbecken. Das ist für mich Schizophrenie hoch drei", polterte Walter Limmer von der Jungen Wähler Union. Seiner Ansicht nach wäre es besser gewesen, man hätte am Schul- und Sportzentrum sowohl eine neue Grundschule als auch ein Hallenbad errichtet.


13 Jahre währende Suche

Eine Meinung, die Jan Riedel von den Freien Bürgern der Ortsteile (FBO) nur unterschreiben konnte. Seiner Meinung nach sollte ein Lehrschwimmbecken über den Schulverband realisiert werden. "Wir machen uns langsam lächerlich", sagte er mit Blick auf die nun schon 13 Jahre währende Suche nach einem geeigneten Standort. Nun kommt schon wieder ein neuer Standort. Dass das Vorhaben einmal verwirklicht wird, daran vermag er nicht zu glauben. "Im nächsten Kommunalwahlkampf wird es wohl wieder ganz groß an die Glocke gehängt.", sagte er. "2020 brauchen wir es nicht mehr", erwiderte der Bürgermeister.
Für Frank Novotny von den Sozialen Bürgern (SB) hat der Standort Altenkunstadt durchaus seinen Charme. Er erinnerte aber zugleich daran, dass sich Altenkunstadt vor Jahren für einen Standort in Burgkunstadt beim Gymnasium und der Realschule entschieden habe. "Jetzt müssen wir einen gültigen Beschluss über den Haufen schmeißen", sagte er. "Wir müssen erst abwarten, wie sich Burgkunstadt entscheidet. Vorher können wir den Beschluss nicht aufheben", erwiderte Hümmer. Er erinnerte daran, dass Burgkunstadt zweigleisig fahre. Zum einen werde der Bau eines Lehrschwimmbeckens beim Ideenwettbewerb zum Schulberg berücksichtigt, zum anderen könne man sich in Burgkunstadt auch vorstellen, kein Bad zu bauen. Bei der anschließenden Abstimmung wurde der eingangs erläuterte Beschlussvorschlag der Verwaltung mit elf zu fünf Stimmen angenommen.