Druckartikel: Als tschechischer Austausch-Azubi in Lichtenfels

Als tschechischer Austausch-Azubi in Lichtenfels


Autor: Manuel Stark

Lichtenfels, Freitag, 11. Oktober 2013

Thomas Uplawa, Umschüler zum Fachinformatiker, hospitierte bei einer PR-Firma in Prag. Im Gegenzug kam Petra Gelankova nach Lichtenfels. Sie machte kein Hehl daraus, was sie von Menschen, Landschaft und Essen hier hält.
Thomas Uplawa gibt Petra Gelankova eine Einführung in die Firmensoftware der IT-Firma Ziel. Foto: Manuel Stark


Lichtenfels mag nicht das Zentrum der Welt sein, seine internationalen Verbindungen baut es dennoch aus. Jedes Jahr bietet die Berufsschule jungen Azubis die Möglichkeit, Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Dafür kommt dann auch Gegenbesuch aus dem Land der Partnerschule. Thomas Uplawa ist Umschüler zum Fachinformatiker beim Lichtenfelser Reisebüro und IT-Unternehmen Ziel. Mit dem Rückhalt und der Unterstützung seiner Firma ging er heuer als einziger Lichtenfelser das Wagnis eines Austauschs ein.

Dabei war eine solche Teilnahme für ihn keine Selbstverständlichkeit, denn das Austauschprogramm richtet sich eigentlich an junge Auszubildende. Als Umschüler hat er bereits eine andere Ausbildung hinter sich, und mit 32 Jahren gehört er nicht mehr zur eigentlichen Zielgruppe des Projekts.

"Die Behörden waren anfangs schon eine kleine Hürde. Eigentlich richtet sich das Angebot schließlich nur an Azubis bis 25", erzählt er. Nach Rücksprache mit dem Arbeitsamt und seinem Chef bekam er jedoch Grünes Licht, und das Abenteuer konnte beginnen.

"Für mich war das persönlich sehr wichtig, natürlich auch als Zusatzqualifikation", sagt Thomas Uplawa. Als Ziel wählte er sich eine PR-Firma in Prag. Dort lernte er, PR-fähige Internetseiten zu erstellen und professionelle Layouts für dieselben zu entwerfen. "Das sind Bereiche, mit denen ich bei Ziel kaum etwas zu tun habe. Deshalb war das für mich wirklich interessant", erzählt er.

Doch vor der Arbeit hatte er erst einmal zwei Tage Zeit für sein Vergnügen und das Erkunden der fremden Stadt. Sprach-Grundkurse und ein Rundgang zu den großen Sehenswürdigkeiten gehörten genauso dazu wie ein Rundgang durch die private Wirtschaftsakademie, auf die seine Austauschpartnerin zur Schule geht.
Eine Aktion hat es Thomas Uplawa dabei besonders angetan: "Die 'Surviving in Prag'-Schnitzeljagd war einfach toll!"

Ab dem dritten Tag ging es dann ab in die Firma. Dort boten sich ihm viele neue Eindrücke und Gelegenheiten zum Sammeln neuer Erfahrungen.

Der Ordnungssinn der Deutschen

In vielen Dingen sei die Arbeit in Prag mit der in Deutschland vergleichbar. Einige Unterschiede bemerkte er dann aber doch: "Die Deutschen legen viel mehr Wert auf Pünktlichkeit und Ordnung. In Prag geht das alles viel lockerer zu."

Kurz vor der Heimreise bot sich dem Lichtenfelser dann noch ein Höhepunkt der besonderen Art: Über einen Verbindungslehrer erfuhr er von einem spontanen Konzert der "Ärzte". Für gerade einmal zwanzig Euro konnte er sich Tickets ergattern. "In Deutschland hätte ich dafür leicht das Dreifache bezahlt", erzählt er. "Vielleicht waren auch deshalb gefühlt 90 Prozent der Konzertbesucher Deutsche. Und das mitten in Prag."

Endlich ist er wieder daheim, und er hatte auch Besuch mitgebracht: Seit vergangenen Samstag weilte Petra Gelankova in Lichtenfels. Nun war es an der Pragerin, die Heimatstadt ihres Tauschpartners kennen zu lernen. "Ich war total nervös, bevor ich hierher gekommen bin", gesteht sie. Die 22-Jährige spricht kein Deutsch, nur Englisch. Auch deswegen hatte sie "ein bisschen Angst". Von den deutschen Gepflogenheiten wusste sie nur aus Film und Fernsehen und hatte somit keine Ahnung, was sie erwartete.

Umso positiver war sie überrascht, als sie auf die ersten Korbstädter traf. "Die Leute hier sind alle sehr nett und rücksichtsvoll. Das zu sehen, hat mich sehr erleichtert."

Solange es die Freizeit zuließ, wollte Thomas Uplawa seinem Gast möglichst viel von der hiesigen Gegend und der fränkischen Kultur zeigen. Auch auf den Staffelberg wanderte er daher mit ihr. "Ihr habt wirklich eine wundervolle Landschaft hier. Es ist einfach unglaublich schön", zeigte sich die Tschechin beeindruckt.

Doch auch die Städte unterscheiden sich von denen in Petra Gelankovas Heimat. Sie seien wesentlich sauberer und weniger chaotisch, als sie es aus Tschechien gewöhnt ist.

Bei all der Unternehmungslust durfte eine Sache unter keinen Umständen fehlen: Die richtige Verpflegung für die Abenteurerin. Leberkäse, Rouladen und Klöße hat sie probiert. "Ich liebe das Essen hier. Es ist einfach köstlich!", schwärmte sie. Während ihres Aufenthaltes standen noch ein Besuch in Bamberg und Nürnberg an. Petra Gelankova freute sich auf den Ausflug in die beiden Städte. Bis dato konnte sie von Franken nur das Beste sagen, und selbst unter Franken seien diese beiden Städte für die Schönheit ihrer Altstadt und das Bewahren ihrer Kultur berühmt.

"Rausgehen und einfach Spaß haben"- das war ihr Plan, bevor es zurück nach Prag ging. "Und Spaß haben", sagte sie, "das kann man in Lichtenfels gut."