Seit 2016 gibt es die Seniorengemeinschaft für den Kreis Lichtenfels. Das Prinzip ist einfach: Wer Zeit hat, hilft anderen Menschen gegen eine geringe Gebührt. Damit das aber funktioniert, sucht der Verein noch Leute, die mitwirken.
"Das haben wir gleich", sagt Dieter Erbse und schraubt die Glühbirnen in die Lampenfassung. Ursula Müller freut sich, denn die Staffelsteinerin traut sich nicht mehr zu, auf eine Haushaltsleiter zu steigen, um die Birnen der Schlafzimmerlampe selbst hineinzuschrauben. "Und nächste Woche helfen Sie mir doch mit den Kisten, oder?", fragt sie Dieter Erbse. "Selbstverständlich. Wir machen einen Termin aus", antwortet der. Die neuen Glühbirnen brauchte sie schon im Frühjahr. Doch erst kürzlich ist sie auf die Seniorengemeinschaft gestoßen, die ihr kleine Dienste leistet. "Dass es Sie gibt, das ist beruhigend", verabschiedet Ursula Müller ihren Haushaltshelfer.
Der Ebensfelder Zahnarzt Dr. Dieter Erbse hat seine Praxis schon seit etlichen Jahren geschlossen. Dass die Zeit an seinem Körper nicht spurlos vorübergeht, merkt der 70-Jährige vor allem dann, wenn schwere Arbeiten in Haus oder Garten anstehen. Doch wer hilft einem im Alter, was wird einmal aus mir? Diese Frage,sagt er, treibe immer mehr Menschen um, denn die eigenen Kinder oder Enkel wohnen oft weit entfernt.
Um vor allem älteren Leuten zu helfen, ihren Alltag zu bewältigen, gründeten Dieter Erbse und etliche Mitstreiter im März 2016 die Seniorengemeinschaft für den Landkreis Lichtenfels. "Wir haben helfende Mitglieder und Menschen, die Hilfe brauchen", fährt er fort, "aber wir suchen weiter neue Leute, die nah dran sind". Der Verein, der momentan 274 Mitglieder im gesamten Landkreis hat, benötige 300, "um autark bleiben zu können", um zwischen Ebensfeld und Burgkunstadt genügend Helfer zu haben.
Die Altersstruktur im Kreis Lichtenfels verändere sich in den nächsten Jahren dramatisch, unterstreicht Dieter Erbse und verweist auf demographische Erhebungen der Bertelsmann-Stiftung. Der Studie zufolge, die auf die Entwicklung bis 2030 angelegt ist, nimmt die Zahl der alten Menschen stark zu. "Wir sind Senioren, die anderen Senioren helfen wollen - also Menschen, die das tun, was wir auch gern hätten, wenn wir mal selber nicht mehr können", erklärt Dieter Erbse den Zweck des Vereins.
Und dabei sollen die kleinen Dienste in Haus und Garten bezahlbar bleiben. Gerade mal acht Euro kostet eine Stunde. Dass kein Missbrauch getrieben wird, indem etwa gewerbliche Dienstleistungen in großem Umfang erbracht werden, darauf achten die Vorsitzenden Monika Faber und Dieter Erbse sowie die jeweiligen Ortsbeauftragten besonders stark.
Was die häufigsten Einsätze sind? Dieter Erbse überlegt kurz. Dann antwortet er: "Unsere Highlights sind Begleitung zu Ärzten und Fahrdienste." Sehr hoch im Kurs stünden auch Hilfeleistungen aller Art im Haushalt. Ein Service, der künftig sicher noch öfter gebucht werden wird, ist wohl der Hilfseinsatz bei Computerproblemen.
Für die helfenden Mitglieder sind eine Haftpflicht- und eine Unfallversicherung abgeschlossen. Ihre Aufwandsentschädigung dürfen sie behalten, sofern sie die Höchstsätze nicht übersteigt (siehe Anhang unten). "Je mehr Mitglieder wir haben, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen passenden Leistungserbringer finden." Nicht jeder Rentner kann kochen, nicht jede Rentnerin kann Hecken schneiden und nicht jeder Weismainer hat Zeit, um zum Fensterputzen nach Ebensfeld zu fahren.