Adolf Geuß wird heute 85 Jahre alt
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Donnerstag, 11. April 2019
Adolf Geuß war mit 42-jähriger Amtszeit der dienstälteste Staffelsteiner Stadtrat. Am heutigen 11. April wird er 85 Jahre alt. Der gelernte Zimmermann gestaltete vieles in der Stadt mit. Als Musiker und Sportler hat er sich einen Namen gemacht. Und als Lebensretter.
Um sich eine Trompete kaufen zu können, brauchte Adolf Geuß als Jugendlicher Geld. Er kam auf die Idee, Eis zu verkaufen. Das war damals in Staffelstein etwas Neues, denn es gab noch keine Eisdiele. Ein Mitarbeiter des Milchhofs erzeugte solch kalte Süßspeisen im Privathaus in der Heimstättensiedlung und vertrieb sie als "Kühnels Spezialeis". So wurde Adolf Ge uß zum Subunternehmer. Das Schokoladen- und Zitroneneis - mehr Sorten gab es nicht - bot er bei Großveranstaltungen auf dem Staffelberg und auf dem Hausener Vereinsgelände des Schwimmvereins Coburg an. Aus dem Erlös finanzierte er seine erste Trompete.
Adolf Geuß war am 11. April 1934 in Staffelstein zur Welt gekommen. Zusammen mit sechs Geschwistern wuchs er im landwirtschaftlichen Anwesen seiner Eltern auf. In der Zimmerei Birkner machte er eine dreijährige Lehre, arbeitete dann drei Jahre in der Zimmerei Heymann als Geselle und begann schließlich bei der Firma Görtler & Schramm, wo er fortan sechs Jahrzehnte als Zimmermann arbeitete und für die Lehrlingsausbildung zuständig war. Besonders stolz ist er darauf, dass acht der von ihm ausgebildeten Lehrlinge zu Meistern heranreiften.
Von 1972 bis 2014 im Stadtrat
Von 1972 bis 2014 gehörte er für die CSU dem Staffelsteiner Stadtrat an. Mehrmals hatte er in diesen 42 Jahren die Aufgabe, als dienstältester Stadtrat die neuen Bürgermeister zu vereidigen: Baptist Faulstich (FW), Georg Müller (SPD) und Jürgen Kohmann (CSU).
Von Anfang an gehörte Adolf Geuß dem städtischen Bauausschuss und dem Zweckverband Thermalsolbad an. Im Stadtrat und in diesen Gremien gestaltete er Großprojekte mit: Die Obermain-Therme, den Frankenring, die Sanierung der Bahnhofstraße, die Hochwasserfreilegung und vieles mehr. Ob er sich an eine humorvolle Situation im Stadtrat erinnert? Der 85-Jährige denkt kurz nach, um dann einen früheren Ratskollegen zu zitieren: "Mer kann ned schnell genug langsam tun."
Vielseitig engagiert
Doch Adolf Geuß ist vielseitig. Dem Kreistag gehörte er zwei Perioden an. Zwölf Jahre wirkte er als Schöffe bei der Ersten Großen Strafkammer in Coburg, Anfang der 1950er-Jahre war er unter den Gründern der Staffelsteiner Wasserwacht, die er mit aufbaute. Bei der Staffelsteiner Blaskapelle spielte er Trompete und Flügelhorn. Und bei den "Nothelfern" musizierte er bis zum Januar 2018. Dann erkrankte er schwer. Seitdem fehlt er im Ensemble der "Nothelfer"-Kapelle, einer Staffelsteiner Institution.
Wie der Name der elfköpfigen "Nothelfer"-Kapelle zustande kam, erklärt Adolf Geuß so: "Eines Tages, bei einer Kreuzweihe in Stublang, sagte die ursprünglich vorgesehene Kapelle kurzfristig ab. Wir Musiker sprangen spontan ein. Altbürgermeister Hans Hümmer fiel ein Stein vom Herzen: Ihr seid heute für mich die Nothelfer, lobte er - und der Name für die Kapelle war gefunden."
Ruhestand war immer etwas Fremdes für Adolf Geuß - die Berufsgenossenschaft musste den Zimmermann buchstäblich vom Dach holen. Denn bis er 80 war, stieg er beruflich auf Dächern herum. Die Berufsgenossenschaft verbot ihm das schließlich und ließ nur noch beratende Tätigkeit zu. Auf allen Kirchtürmen im Staffelsteiner Land sei er gewesen, sagt er. Die große Treppe im Rathaus hat er geschaffen und darüber hinaus noch viele andere Gebrauchsgegenstände aus Holz.