Mit Albert Klein verlässt ein Mann das Unternehmen, der mit dem Versandhändler durch eine schwere Zeit ging und das Unternehmen neu aufstellte.
Am Ende der Rede war er dann doch zu spüren. Jener Augenblick, wenn ein Mensch etwas abgibt, an dem sein Herz hängt. Albert Klein schaut nachdenklich, als er vom Rednerpult wegschreitet. Es war sein letzter großer Auftritt in der Funktion als Baur-Chef.
Dies war ein kurzer Moment in einem Neujahrsempfang, der von einer gelösten Atmosphäre geprägt war, in der sich die Vertreter von Baur und der Otto-Group zufrieden zeigten, sich in einem schwierigen Marktumfeld 2018 gut geschlagen zu haben.
Für Albert Klein kein schlechter Moment für den Rückzug, denn die Dinge stehen gut um Baur. Das war nicht immer so. Um zu verstehen, dass mit seinem Ausscheiden als Vorsitzender der Geschäftsführung zur Mitte des Jahres eine Ära zu Ende geht, muss man weit zurück blicken, ins Jahr 2004. Es waren die wohl dunkelsten Zeiten in der Unternehmensgeschichte. Der größte Arbeitgeber im Landkreis mit heute rund 4200 Mitarbeitern war praktisch pleite. Richard Krekeler von der Konzerntochter Heine wurde geholt, der für die Sanierungsaufgabe seinen eigentlich schon fest geplanten Ruhestand verschob. Er saß in einem schlichten Büro in einem der inzwischen abgerissenen, schmucklosen Bauten neben dem heute sanierten Baur-Hochhaus in Burgkunstadt und ging an die Arbeit Drei Jahre hatte er Zeit, das Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen zu führen und neu aufzustellen. Es gelang schon 2006, ein Jahr früher.
Das gesamte Management wechselte Krekeler dafür aus. Bis auf einen Mann. Albert Klein. "Er ist ein hervorragender Geschäftsführer gewesen, der seine Zahlen beherrscht und kluge Entscheidung trifft, gut mit Mitarbeitern umgeht und für Neues aufgeschlossen ist", sagt Krekeler
Der Finanzexperte war eher zufällig 2001 bei Baur gelandet. Man brauchte Hilfe beim Jahresabschluss für das Jahr 2000, erinnert er sich. "Danach bot man mir an, die Stelle als Finanzchef von meinem Vorgänger zu übernehmen, der in Rente ging."
Der 61-jährige stammt aus Michelbach-Schmelz im Saarland, einem kleinen Ort mit rund 1000 Einwohnern. Sein Vater war in einer Stahlhütte als Walzendreher beschäftigt. Albert Klein machte sein Abitur, war danach bei der Bundeswehr. In seinem Wunschberuf Polizist konnt er nicht arbeiten: "Im Saarland musste man 1,68 Meter groß sein, ich bin nur 1,65 Meter groß. In Rheinland-Pfalz wäre es gegangen, aber da betrug die Wartezeit zwei Jahre. Deshalb habe ich Kaufmann im Groß- und Außenhandel gelernt."
Während der Lehre begann er ein Fernstudium an der Uni Hagen als Diplom-Ökonom. Doch im Saarland fand er anschließend kein Angebot, das seiner Ausbildung entsprach. "Das ist ein gravierender Strukturnachteil dieses Landes. Es ist sehr klein und bietet nur wenigen Menschen mit akademischer Ausbildung Chancen." Er schaute also in den Stellenmarkt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und fand dort im Mai 1984 seine erste Stelle bei Schwab in Hanau, wo er den Außendienst steuerte. Er sollte während seiner gesamten Berufslaufbahn in Firmen des Otto-Konzerns bleiben. Vier Jahre später kam er als Controller zu Witt nach Weiden. "Das hat mich sehr geprägt." 1994 wechselte er als Geschäftsführer zu Otto Österreich. 2001 ging es zu Baur. 2014 wurde er Sprecher der Geschäftsführung, 2017 Vorsitzender der Geschäftsführung. Sein Nachfolger Patrick Boos, der seit einem Jahr bei Baur ist, lobt Klein als Mann, der ihn offen aufnahm: "Er hat mir viel Freiheit gelassen."