Abschied vom Autohaus
Autor: Ramona Popp
LKR Lichtenfels, Montag, 04. November 2019
Zwei Autohäuser im Landkreis kündigen das Ende ihres Geschäftsbetriebs an. Die Gründe sind individuell, und doch gibt es Gemeinsamkeiten.
Innerhalb weniger Wochen kündigen zwei Autohäuser im Landkreis ihre Schließung an. Zweimal sind es Volkswagen-Händler, die angegebenen Gründe zeigen Schnittmengen, doch sind die Konstellationen nicht vergleichbar. Bei Motor-Nützel gibt man zum Ende des Jahres den Standort in Burgkunstadt auf, hat aber noch 13 weitere. Beim Autohaus Engelhardt in Schwürbitz dagegen ist es das Ende eines renommierten Familienbetriebes.
Manch einen Kunden hat die Nachricht beim Termin für den Winterreifenwechsel kalt erwischt. Räder einlagern, wie bisher, das geht leider nicht mehr. Denn die Geschäftsleitung habe die Schließung zum Jahresende beschlossen. Immerhin gab es aus dem Service-Bereich dabei auch eine gute Nachricht: "Wir kommen alle irgendwo unter."
Fachkräfte sind gesucht, bei allen Werkstätten. Der Mangel zieht sich durch die gesamte Branche, das hatte der Geschäftsführer von Motor-Nützel genauso festgestellt wie Eveline Weinmann, eine der beiden Geschäftsführerinnen des Autohauses Engelhardt. Für sie ein Hauptargument für die "schmerzhafte Entscheidung". Die Werkstatt habe wie bei den meisten Autohäusern einen wichtigen Anteil am Gesamtertrag; erforderliche Investitionen könnten jedoch aufgrund des aktuellen Fachkräftemangels nicht mehr wirtschaftlich getätigt werden.
Dabei war doch Kfz-Mechaniker mal einer der beliebtesten Ausbildungsberufe. Inzwischen hat sich das Berufsbild verändert.
Es wird weniger am Fahrzeug selbst geschraubt als an der Technik. Vielleicht ging damit für manche Praktiker ein Reiz verloren. "Die Elektronik hat uns voll im Griff", sagt Thomas Habelitz, Vorstandsmitglied der Kfz-Innung für Oberfranken mit eigenem Unternehmen in Altenkunstadt. Er weiß um die Präferenzen vieler für Akademikerlaufbahnen. Dabei habe das Handwerk immer noch goldenen Boden. "Händeringend" würden Leute gesucht.
Warum dann die Lehrlingsbörse der Innung für den Landkreis Lichtenfels keine einzige Stelle im Kfz-Gewerbe aufweist, obwohl es hier fast 50 Mitgliedsbetriebe gibt, kann er nicht erklären. "Vielleicht, weil der Auftritt gerade neu gestaltet wurde." Oder weil man Nachwuchs gerne direkt über Praktika rekrutiere.
Auch die Digitalisierung stellt die Branche vor Herausforderungen. Eveline Weinmann vom Autohaus Engelhardt spricht von "erheblichen Investitionen, die nötig wären, "um auf dem schwieriger gewordenen Markt bestehen zu können. Versuche, einen Käufer für das Unternehmen zu finden, seien erfolglos geblieben.