56 Seiten laden zum Flechten ein

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Die Flechtprodukte können demnächst im Stadtmuseum selbst hergestellt werden. Fotos: Andreas Schmitt
Die Flechtprodukte können demnächst im Stadtmuseum selbst hergestellt werden.  Fotos: Andreas Schmitt
 

In Lichtenfels gibt es erstmals ein Programmheft für Flechtkurse. Diese finden von Mai bis Oktober im Stadtmuseum statt.

Stadtmuseum statt wie gewöhnlich Rathaus. Der Ort, an den die Stadt Lichtenfels am Mittwochnachmittag zum Pressegespräch geladen hatte, war bewusst gewählt. "Wo wir heute zusammen sitzen, wird ab dem 5. Mai ein Zentrum unserer Flechtkultur sein", erklärte Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) bei der Vorstellung des ersten Flechtkursprogrammheftes der Korbstadt.

Auf 56 Seiten präsentieren Korbmacher und Flechtwerkgestalter der Region ihre Kurse - vom ein- bis dreistündigen Hineinschnuppern für Anfänger bis zum Mehrtagesprogramm für Fortgeschrittene und solche, die es werden wollen. Neu ist dabei nicht nur die optisch ansprechende Darstellung, sondern auch die Vorgehensweise an sich. Bisher mussten sich Interessierte individuell mit den Flechtexperten der Region auf Zeit, Ort und Preis eines Kurses einigen. Jetzt sind die Organisationsstrukturen klar.
Die Angebote laufen von Mai bis Oktober, der Ort ist das Stadtmuseum und die Kosten stehen im Programmheft.


Internetportal entsteht gerade

"Das ist ein enormes Alleinstellungsmerkmal für die deutsche Korbstadt", freute sich Bürgermeister Hügerich über das in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Europäische Flechtkultur (ZEF) realisierte Projekt. Bislang, so das Stadtoberhaupt, habe der Aufwand, individuell Kontakt mit den Flechtexperten aufnehmen zu müssen, wohl oft von einer Kursteilnahme abgehalten. Jetzt ist das leichter: Flechtfreunde können sich in der Touristinformation am Marktplatz oder demnächst auch online unter flechtworkshops.de informieren und direkt anmelden.
Die Teilnehmerzahl variiert zwischen sechs und zehn. Bürgermeister Hügerich: "Es ist bei manchen Angeboten sicherlich ratsam, sich frühzeitig seinen Platz zu sichern." Ob einem der jeweilige Kurs liegt, verrät ein vierstufiges Schwierigkeitssystem. Von "O" (ohne Vorkenntnisse) bis "S" (schwer). Das Flechtmaterial ist jeweils im Preis inbegriffen, für Familien sind bei vielen Kursen Rabatte möglich.

Lediglich an zwei Zeitfenstern finden im Stadtmuseum keine Kurse statt. Dafür aber an anderer Stelle. Vom 11. bis 14. August im Rahmen der Sommerakademie an der Berufsfachschule und vom 16. bis 18. September beim Korbmarkt. Zusammengezählt werden es rund 70 Angebote sein, aus denen Flechtinteressierte 2016 in der Korbstadt wählen können.


Ein halbes Jahr Vorlauf

"Wir freuen uns sehr, dass wir so ein breites Kursangebot anbieten werden und dafür viele Flechter aus der Region gewinnen konnten", betonte Manfred Rauh, Geschäftsführer des Zentrums Europäische Flechtkultur. Die Idee dazu habe sich vor rund einem halben Jahr entwickelt und in Koordination mit City-Manager Steffen Hofmann, der Stadtverwaltung, der Tourist-Info und Stadtarchivarin Christine Wittenbauer immer konkretere Züge angenommen. In den vergangenen zwei bis drei Wochen gingen dann unzählige E-Mails hin und her. Termine wurden abgestimmt, die Ideen der Dozenten im Kursplan festgeschrieben und das Programmheft gelayoutet. Manfred Rauh resümiert: "Der Zeitplan war eng, aber wir haben es geschafft."

Nun kann sich zeigen, ob es in Lichtenfels genügend Menschen gibt, die unter professioneller Anleitung Windlichter, Körbe, Obstschalen oder Tipis herstellen möchten. Flechtwerkgestalterin Elisabeth Kaaf (Fünfte von links auf dem unteren Bild) hat jedenfalls keine Zweifel. "Jeder Zweite hat gefragt, ob und wo er das Lernen kann", erinnert sie sich an viele Kundengespräche auf Messen und Märkten. Zusammen mit Manfred Popp, Oliver Kalb, Nina-Regina Nötzelmann und Rainer Grotz (von links außen) nahm sie stellvertretend für alle angehenden Kursdozenten am Pressegespräch teil.


Tür für Michelau weiter offen

Nicht dabei waren hingegen Vertreter der Gemeinde Michelau, deren Bürgermeister Helmut Fischer (CSU) jüngst den Austritt seiner Kommune aus dem ZEF verkündet hatte. Seiner Meinung nach konzentriere sich die Einrichtung zu sehr auf Lichtenfelser Belange. Andreas Hügerich hatte Fischer daraufhin um ein klärendes Gespräch gebeten. Dieses fand Mitte März ohne Ergebnis statt.

"Er hat mir seinen Standpunkt erläutert, aber wir sind nicht einer Meinung", sagte Hügerich auf Nachfrage unserer Redaktion über eine Entwicklung, die er "sehr schade" finde. Michelau sei mit dem Deutschen Korbmuseum ebenfalls wichtiger Teil der Flechtkultur und der Weg zurück bleibe der Kommune deshalb weiterhin selbstverständlich offen.