20-jährige Staffelsteinerin hat Geheimnisse des Brauens gelernt
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Montag, 31. März 2014
Silvana Goller hat Brauerin und Mälzerin gelernt. Wie sie darauf kam, diesen für Frauen eher untypischen Beruf zu ergreifen und wie sie sich ihr berufliche Zukunft vorstellt, darüber spricht sie mit uns.
Klischees sind hartnäckig. Haben sie sich erst einmal festgesetzt, ist es ein langwieriger Prozess, sie vergessen zu machen. Zu den gängigen Klischees zählt die Einteilung in Frauen- und Männerberufe. Frauen werden Krankenschwestern, Männer Automechaniker. Durchbricht eine Frau oder ein Mann die gängige Vorstellung, ist das Staunen groß.
Silvana Goller erlernte einen dieser sogenannten Männerberufe. Die 20-Jährige schloss kürzlich ihre zweieinhalbjährige Lehre als Brauerin und Mälzerin bei der Bamberger Malzfabrik Weyermann ab.
Dabei hatte dieser Berufsweg zunächst mit einem Scherz begonnen: Mit einer Freundin flachste Silvana - bei einem Bier - über die Möglichkeit, das Brauerhandwerk zu erlernen. Als sie dann intensiver darüber nachdachte, reifte der Gedanke und wurde für sie zur Gewissheit.
Hinzu kam, dass sie in der Realschule ein Referat über einen Beruf ihrer Wahl halten sollte. Sie wählte das Brauerhandwerk, befasste sich eingehend mit dem Berufsbild - und fasste ihren Entschluss. Sie bewarb sich bei der renommierten Bamberger Malzfabrik als einzige Frau neben 50 Männern - und erhielt sofort eine Lehrstelle.
"Ein Brauer probiert höchstens"
Diese Entscheidung hat sie nicht bereut. Die Lehre machte ihr großen Spaß, weil die Ausbildung vielseitig und abwechslungsreich war - in der Malzfabrik wird nämlich fünf Mal in der Woche Bier gebraut und zudem Schnaps gebrannt. Ihre Hauptaufgabe während der Lehre bestand darin, sich um das Bier zu kümmern, wenn es im Tank lag. Und mit noch einem Klischee räumt Silvana Göller auf: "Ein Brauer trinkt nicht den ganzen Tag, er probiert höchstens."
Während der Lehrzeit absolvierte sie auch ein Praktikum bei einer anderen großen Bamberger Brauerei: Beim Keesmann konnte sie ihr Wissen über die Kunst des Brauens erweitern.
Warum sie ausgerechnet diesen Beruf erlernt habe, sei sie während der Lehrzeit öfters von verblüfften Zeitgenossen gefragt worden. Mit strahlendem Lächeln erzählt Silvana, dass manchmal Kunden in die Bamberger Mälzerei gekommen seien, die schnurstracks auf einen der männlichen Brauer zusteuerten. Doch bei der Firma Weyermann werden häufig Austauschbrauer aus englischsprachigen Ländern ausgebildet. Wenn es dann mit der Sprache haperte, seien diese Kunden doch zu ihr gekommen - und waren erstaunt, dass eine junge Frau das Brauerhandwerk lernt.
Jedes Bier schmeckt anders
Silvana Goller schätzt an Bier, dass es so viele Sorten davon gibt: "Die schmecken nie gleich." Als Jugendliche habe sie, nachdem es gesetzlich erlaubt war, ab und zu ein Bier probiert. Das schmeckte ihr. "Warum nicht, ich spiel' ja auch Fußball", kommentiert sie ihr Faible für den Gerstensaft. Silvanas Lieblingsbier ist übrigens ein India Pale Ale, ein Bier aus angelsächsischen Regionen mit etwas herberem Geschmack.
Zu Hause braut Silvana kein Bier. Natürlich weiß sie, dass manch einer auf dem heimischen Herd einen Sud ansetzt und sich über sein Produkt freut. Zu Hause Bier zu brauen sei schwierig, sagt sie, denn beim Brauen müsse das Gerät höchst steril sein. Einer ihrer Ausbilder habe deswegen sogar das Bonmot geprägt, ein Brauer sei eine gut bezahlte Putzfrau.
Erntebier mit wenig Alkohol
Zum Abschluss der Ausbildung braute Silvana gemeinsam mit den anderen Azubis etwas Besonderes: Ein Erntebier. Dieses Bier zeichnet sich durch seinen relativ geringen Alkoholgehalt von rund 2,5 Prozent aus. Es wurde einst von den Bauern für die Erntehelfer gebraut, weil sie zwar Bier ausschenken, nicht aber die Arbeitskraft der Helfer durch den Alkoholgenuss bei sommerlicher Hitze lähmen wollten.
Derzeit macht Silvana Goller das Fachabitur. In Weihenstephan möchte sie anschließend sieben Semester Brau- und Getränketechnologie studieren.
Und dann? Die 20-Jährige lächelt: "Gegessen und getrunken wird immer", sagt sie. Sie habe einen sehr schönen Beruf erlernt, der vielseitig ausbaubar ist, fügt sie an: "Man kann überall in der Lebensmittelbranche arbeiten."
Es wäre schon schön, wenn sie nach dem Studium zurückkehren könnte an den Obermain, um in der Genussregion ihre berufliche Zukunft zu gestalten, wünscht sie sich.
Natürlich hat Silvana Goller bestimmte Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft, vielleicht auch den einen oder anderen Traum. Auf einen Märchenprinzen, der sie zur Braut nimmt, damit sie ihm einen Königstrunk braut, rechnet sie nicht wirklich.
Schön wär's freilich schon, wenn sie irgendwann ihren Traum von einer eigenen kleinen Brauerei erfüllen könnte. Auf dem Staffelsteiner Stadtgebiet wäre es die elfte.