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150 Jahre Kellerliebe


Autor: Matthias Einwag

Ebensfeld, Mittwoch, 19. April 2017

Der Ebensfelder Engelhardts-Keller besteht sein eineinhalb Jahrhunderten. Grund zum Feiern in diesem Jahr.
Norbert Engelhardt und seine Tochter Eva im Bierkeller, der 1867 angelegt wurde. Er befindet sich rund zwölf Meter unter der Erde. Einst wurde hier Gerstensaft gelagert, heute ist er ein nostalgisches Relikt. Foto: Matthias Einwag


Dieser Keller könnte gut als Theaterkulisse dienen. Für ein Stück von Schiller oder Shakespeare. Die malerischen hellen Sandsteinquader befinden sich unter der Erde - also keine ideale Theaterbühne. Vor 150 Jahren wurde das Gewölbe angelegt, als Zweckbau und Lagerkeller fürs Bier der Schwanen-Bräu. Inzwischen hat der Keller seine ursprüngliche Funktion verloren. Er ist jedoch das Herzstück des Biergartens, der darüber liegt.

"1867 ließ mein Ururgroßvater den Keller anlegen", erzählt Norbert Engelhardt. Der 57-Jährige und seine Frau Angelika bewirten den Biergarten mit rund 200 Plätzen seit 1980. Sie gestalteten den reizvollen Ort am Rande von Ebensfeld nach und nach um, bauten ein Wohn- und Gästehaus sowie 1997 ein Wirtshaus mit rund 70 Plätzen.


Stein für Stein errichtet

Interessant ist die Baugeschichte des Kellers in der Mitte des 19. Jahrhunderts. An dieser Stelle konnte der Bauherr nicht einfach einen Stollen in den Berg hauen lassen. Stattdessen wandten die Arbeiter eine andere Methode an: Ein langer Graben wurde ausgehoben, in dem dann das Sandsteingewölbe aufgebaut wurde. Anschließend überdeckten die Arbeiter das fertige Tonnengewölbe mit Erdreich.

Der rund 60 Meter lange Keller liegt seither gut zwölf Meter unter der Erde. Sommers wie winters herrscht dort eine konstante Temperatur von acht Grad Celsius - ein fast schon idealer Kühlschrank. Um das Bier jedoch noch besser lagern zu können, brachen die Brauer früher Eis von speziell zu diesem Zweck angelegten Weihern. Dieses Eis sorgte früher auch im Keller der Schwanen-Bräu für eine noch bessere Lagertemperatur. Weil sie die Sonneneinstrahlung auf dem Areal über dem Keller minimieren wollten, pflanzten viele Brauer auf ihren Anlagen Bäume mit ausladendem Blätterdach. Als die Brauereibesitzer und Wirte schließlich begannen, das Bier nicht nur in der Gaststätte, sondern direkt am Keller auszuschenken, entstand die fränkische Bierkellerkultur, die noch heute viele Anhänger findet.


Beifall von Biergartenfreunden

Und diese Bierkeller-Fans kommen nicht nur aus der Umgebung. Die Münchner Biergartenfreunde zum Beispiel nominierten den Engelhardts-Keller vor wenigen Jahren zu einem ihrer Favoriten im Freistaat. Unter www.biergartenfreunde.de bewerten sie Biergärten nach Bundesländern geordnet und geben Tipps.

Fürs Brauen sind Hans-Karl Engelhardt und seine Söhne Maximilian und Florian zuständig. Speziell für den Bierkeller brauen sie die "Kellerliebe". Außerdem ziehen sie die "Schwanen-Weiße", ein Pilsener, ein fränkisches Landbier und den "Adam-Riese-Urtrunk" auf die Flasche sowie saisonal einen hellen Bock, den "Schwanator".






Jubiläumsprogramm auf dem Engelhardts-Keller


4. Juni Zu einem Rockabilly-Tag lädt der Engelhardts-Keller ab 13 Uhr am Pfingstsonntag ein. Der Musikstil gleichen Namens ist ein anderer Begriff für die Old-Time Music, die an diesem tag gespielt wird. Der DJ Cally stellt die Musikmischung zusammen und übernimmt die Moderation. Zudem treffen sich an diesem Tag die Fahrer nostalgischer Autos am Engelhardts-Keller - jeder, der einen 50er-Jahre Oldtimer besitzt, ist aufgefordert, seinen Wagen dorthin zu lenken.

22. Juli Ab 20.30 Uhr spielt die Band "Wednesday Project" auf dem Keller. Bei freiem Eintritt können die Gäste an diesem Abend Rockmusik genießen.

Kleinkonzerte Musikalisch unterhalten werden die Gäste zudem mit spontanen Auftritten der "Kellerkapelle" und von Patrick Riedl, die bei schönem Wetter zu hören sein werden.