Zwischen Stolz und Vorurteil: Bauer Alexander Eber aus Kulmbach
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Freitag, 25. Januar 2019
Kaum eine Branche steht so im öffentlichen Fokus - und in der Kritik. Versuch einer Bestandsaufnahme.
Bauern schwimmen im Geld, bekommen Steuergelder via Brüssel in den Rachen geworfen, verpesten als "Gegenleistung" die Böden und quälen Tiere aus Gewinnstreben. - So viel zum Kübel an Kritik, der über den Landwirten ausgekippt wird. Was ist Märchen, was in Teilen berechtigt? Was an der öffentlichen Wahrnehmung haben Erzeuger und Lobbyisten ein Stück weit selber zu verantworten? Eine Bestandsaufnahme, exemplarisch vorgenommen am Beispiel des Milchviehbetriebs von Alexander Eber in Höferänger.
Der 39-Jährige führt den Hof des Großvaters im Biegersgut seit 2005 fort. Eber baute die Landwirtschaft aus und erweiterte den Milchviehbetrieb auf heute 70 Kühe (plus weiblicher Nachzucht). Der Kulmbacher ist Bauer im Fulltime-Job, bearbeitet 95 Hektar - 50 Hektar Grünland, 45 Hektar Ackerfläche. Unterstützung erhält der 39-Jährige durch seine Eltern und seine Schwiegermutter. Lebensgefährtin Nicole kümmert sich um die drei Kinder. Subventionen
"Ich weiß, dass viele Leute die Vorstellung haben, bei uns Bauern weht's das Geld zum Schornstein rein", sagt Alexander Eber und lächelt. "Wahr ist, egal um welche Betriebsbranche es geht: Von den Prämien vom Staat geht ein Teil dafür drauf, die Kredite zu bedienen, damit ich überhaupt produzieren kann. Unter anderem für den neuen Stall. Wenn ich Glück habe und gut wirtschafte, bleibt etwas übrig, was ich aber wieder reinvestieren muss in Maschinen etc." Das liege nicht selten an den Auswirkungen veränderter gesetzlicher Vorschriften.
Als Beispiel nennt er die verschärfte Düngemittelverordnung, die ihn dazu zwinge, neue Gerätschaften zur Gülleausbringung anzuschaffen. Allein die technische Nachrüstung für sein vorhandenes Güllefass kostet so viel wie ein neuer Kleinwagen.
Dazu komme der Aufwand für Bürokratie. "Als studierter Landwirt habe ich gelernt: Im Winter werden die Maschinen gewartet und die Tiere weiterversorgt, während die Feldarbeit ruht. Doch was kommt alles dazu? Ich muss Düngepläne erstellen und Nährstoffbilanzierungen, Dokumentationen für Betriebskontrollen, Amtsgänge, Schulungen und und und..."
Faktencheck: Für 2017 schüttete die EU 58 Milliarden Euro an Agrarhilfen an die 27 Mitgliedsstaaten aus - das sind 40 Prozent des Gesamtbudgets. 6,5 Milliarden flossen nach Deutschland. Allein die 15 Top-Subventionsempfänger hierzulande erhielten 86 Millionen Euro (darunter Ministerien, Umweltämter und eine Naturschutzstiftung, die gefördert werden für den Hochwasser- und Küstenschutz sowie ländliche Entwicklung.)
Für Alexander Ebers Hof sind im EU-Haushaltsjahr 2017 insgesamt 26500 Euro an Prämien geflossen (dagegen stünden allein monatliche Unkosten von 14000 Euro für die Produktion). Die Summe beinhaltet unter anderem Ausgleichsgelder für benachteiligte Gebiete wie Hanglagen und Trockenregionen, Förderungen für freiwillige Klimaschutzmaßnahmen sowie die Greening-Prämie.