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Zwei Pflegedienste kommen nach Stadtsteinach


Autor: Matthias Beetz

Stadtsteinach, Freitag, 16. Januar 2015

Leicht ist Helga Hofmann dieser Schritt nicht gefallen. Die Traditionsgaststätte "Zum Scharfen Eck" in Zaubach, die ihre Eltern Hans (†) und Anita Schmidt in mehr als 50 Jahren weithin bekannt gemacht haben, ist geschlossen und wird zu einer Tagesstätte für Senioren umgebaut.
Die Umbauarbeiten im Gasthof "Zum Scharfen Eck" laufen. Inhaberin Helga Hofmann (rechts) stimmt sich dabei mit Edelgard Fringes (links) vom Pflegedienst "Daheimsein" ab.  Foto: Matthias Beetz


Auch in Stadtsteinach fasst ein Pflegedienst Fuß. Das Sonneberger Unternehmen Fazmed gestaltet die Räume der ehemaligen AOK für Menschen um, die auf Intensivpflege angewiesen sind oder sogar beatmet werden müssen.

Im März geht es los

Helga Hofmann, Eigentümerin des Zaubacher Gasthofes, sieht die Veränderungen mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Weinend deswegen, weil der Landgasthof nicht mehr weiterbetrieben werden kann ("In der Gastronomie ist es heute überall schwierig. Einen Familienbetrieb kann man nur halten, wenn es auch einen Nachfolger gibt"); lachend deswegen, weil das Haus weiterhin genutzt wird und neues Leben einkehrt.

Das wird voraussichtlich am 1. März der Fall sein, die Bauarbeiten laufen seit November. Der Untersteinacher Pflegedienst "Daheimsein" von Edelgard Fringes, der in diesen Tagen zehnjähriges Firmenbestehen in Untersteinach feiert, wird in dem Haus Platz für 15 Senioren bieten, die sich tagsüber zwischen 7 und 18 Uhr in den Räumen des ehemaligen Gasthofes beschäftigen (lassen) können.

Inklusive Gartennutzung

Es sind Ruhezonen vorgesehen, Bereiche für die Körperpflege und die Beschäftigung inklusive Lese- und Musikecken. Die Verköstigung erfolgt im bisherigen Gastraum ("Es gibt Frischkost aus kontrolliertem Anbau"), der künftig auch rollstuhltauglich sein wird. "Und im Sommer können wir den herrlichen Garten nutzen."

Nutzen können das Angebot "Menschen mit Pflegestufe", wie Edelgard Fringes mit dem Hinweis auf Förderung durch die Pflegekasse erläutert. Und das je nach Bedarf. Will heißen: Von einmal pro Woche für wenige Stunden bis hin zu "Vollzeit". "Ganz individuell für jeden Interessenten eben", so Fringes.

Nach ihren Vorstellungen werden zusätzlich zu den Betreuungsassistenten zunächst vier neue Vollzeit-Arbeitsplätze entstehen.

Gleich 15 neue Arbeitsplätze für examinierte Krankenschwestern, Pflegefachkräfte und Hilfskräfte sind in der alten AOK in Stadtsteinach in Sicht. Dort investiert der Pflegedienst "Fazmed" aus Sonneberg sechsstellig in Umbauarbeiten, die bereits im vollen Gange sind. Auch Fazmed hat den Monat März für die Eröffnung ins Auge gefasst, wobei die Umbauarbeiten auf den rund 430 Quadratmetern Nutzfläche wesentlich umfangreicher sind als in Zaubach.

Es entstehen Räume, in denen sogar eine Intensivpflege und Patientenbeatmung möglich ist. Aber auch Menschen, die man einfach nicht mehr allein lassen kann, können sich dort tagsüber aufhalten und beschäftigen (lassen), ehe sie am Abend wieder von den Angehörigen in die gewohnte häusliche Umgebung geholt werden.

Erfreulicher Lückenschluss

Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) begrüßt natürlich das Engagement der Pflegedienste "Daheimsein" und "Fazmed" in Stadtsteinach, das mit Altenheim, Altenpflegeschule und Fachklinik als Sozialzentrum im Landkreis Kulmbach gilt.

Die Betreuung älterer Menschen, neue Arbeitsplätze und die Nutzung von vorhandenem Wohnraum sieht er uneingeschränkt positiv.

Viele Fortschritte

Was die Revitalisierung von Leerständen angeht, ist der Bürgermeister sogar mehr als zufrieden, weil sich in den vergangenen Monaten in dieser Hinsicht große Fortschritte ergeben hätten.

Roland Wolfrum nennt die Wiedereröffnung der ehemaligen Diskothek Lill als Jugendtreff, den Kauf des alten Landratsamts durch die Familie Felekidis (Lederwarenhandel), das neue Hauptquartier der Faschingsgesellschaft im ehemaligen Schlecker-Markt, die Kernsanierung der Kulmbacher Bank am Marktplatz, den Umbau des ehemaligen Feuerwehrhauses durch die Gebrüder Witzgall (Schreinerei) und eben die Nutzung der AOK und des "Scharfen Eck" durch Pflegedienste. All das trage zur Attraktivierung Stadtsteinachs bei. Fassadensanierungen am Rathaus und am ehemaligen Gasthof Hümmer seien für 2015 geplant.

Brachen nutzen

Als wichtige Aufgabenstellung für die Stadt sieht Wolfrum künftig die Nutzung alter Brachen im Stadtgebiet wie zum Beispiel des ATS-Geländes oder von bereits erschlossenen Gebieten wie im Bereich der Firma Concord.

Zusammenfassender Kommentar des Sozialdemokraten Wolfrum: "Mit dieser Entwicklung geht Stadtsteinach konform mit der CSU-Staatsregierung in Sachen Landesentwicklungsplan, der die Nutzung von Brachen und die Senkung des Landverbrauchs propagiert."