Zwei Neudrossenfelder kämpfen ums Baugebiet Dreschenau
Autor: Jochen Nützel
Neudrossenfeld, Sonntag, 11. Oktober 2015
Jochen Bergmann und Alexander Würffel haben in Neudrossenfeld die "Initiative Pro Bauland Dreschenau" ins Leben gerufen. Sie hoffen darauf, dass der Bürgerentscheid kommt. Aber so unumstößlich sicher scheint das nicht mehr. Der Gemeinderat berät am Montagabend erneut darüber.
Ein abgeerntetes Maisfeld mit den charakteristischen Stoppeln; mehr ist derzeit nicht zu sehen. Alexander Würffel und Jochen Bergmann aber sehen hier auf dieser landwirtschaftlichen Fläche zwischen Neudrossenfeld und Dreschenau mehr, viel mehr: ein Baugebiet für junge Familien. Und damit eine neue Keimzelle für die gedeihliche Entwicklung der Kommune - gegen alle Unkenrufer, Niedergangsbeschwörer des ländlichen Raums und Warner vor dem Demografiewandel, die es aber beim Warnen belassen.
Die beiden Einheimischen haben sich deshalb entschlossen, als Kontrapunkt zu den Gegnern die "Initiative Pro Bauland Dreschenau" zu gründen. Um damit denjenigen ein Sprachrohr zu geben, die die Entwicklung des Baugebiets nicht ablehnen, sondern als gut und wichtig für den gesamten Ort ansehen. Und um zu ermitteln, wer als potenzieller Bauherr infrage kommt.
Neue Heimat für Familien
Die beiden sehen auch eine Chance und neue Heimat für sich persönlich, das geben sie offen zu. "Ich würde gerne hier bauen, mich niederlassen und eine Familie gründen", sagt Alexander Würffel. Der 37-Jährige ist in Neudrossenfeld geboren und würde gerne hier bleiben. Ein schönes Grundstück bei Dreschenau: Das wäre die beste Option für ihn und seine Lebensgefährtin, sich hier eine Existenz aufzubauen. Das Baugebiet aber existiert derzeit nur auf Skizzen. Und es hat dennoch, obwohl es Fiktion ist, Potenzial zum real existierenden Spaltpilz in Neudrossenfeld.Sogar den Gemeinderat hat die Idee zu mehreren Entscheidungen genötigt - und sie soll der Auslöser sein für einen Bürgerentscheid. Gegen die Änderung des Flächennutzungsplans hatte sich eine breite Front gebildet. 474 Unterschriften sind gesammelt und übergeben worden: Ein Votum, mit dem ein Bürgerentscheid möglich gemacht werden soll. "Ich denke, der Entscheid wird kommen müssen! Denn jeder Volksvertreter, also der Gemeinderat, sollte auf die Stimme seiner Wählerschaft hören", sagt Jochen Bergmann. Nun aber befürchten er und Alexander Würffel, der Bürgerentscheid könnte noch ausgehebelt werden. Wie das?
Nachfrage beim Bürgermeister. Harald Hübner (CSU) bestätigt: "Es gibt einen Antrag von Björn Sommerer von der FUG für die nächste Ratssitzung heute Abend, um dabei nochmals über den Bürgerentscheid zu befinden." Und das ist rechtlich zulässig? "Ja", sagt Hübner, "es darf nochmals pro oder contra abgestimmt werden, denn es gibt ja eine neue Lage, nämlich das zugelassene Bürgerbegehren."
Zu den Akten gelegt?
Kopfschütteln bei Alexander Würffel. "Das heißt doch im Klartext, dass das Baugebiet zu den Akten gelegt werden soll, ohne die Bürger entscheiden zu lassen. Das nenne ich abstimmen, bis das gewünschte Ergebnis da ist. Eine fragwürdige Form bürgernaher Politik, wo doch suggeriert wird, die Meinung der Bürger sei so wichtig."Auch Bürgermeister Hübner hoffe, dass es zum Bürgerentscheid kommt. "Alle sollen mitentscheiden dürfen, so bekommen wir als Gemeindevertreter auch eine unmittelbare Rückkopplung vom Wählerwillen, den es dann umzusetzen gilt."
"Ich hoffe, die Mehrheit gibt Dreschenau eine Chance", sagt Alexander Würffel. Der 37-Jährige sondiert nach eigenem Bekunden seit vier Jahren den Markt für Bauland mit dem Ergebnis: "Es gibt so gut wie keines in Neudrossenfeld." Auf seine Anfragen bei der Gemeinde sei er stets auf Baulücken verwiesen worden - mit dem Hinweis zur "Ortskernbelebung". "Rausbekommen habe ich: Manche der Lücken standen erst gar nicht zum Verkauf."
Die Gegenseite verweist auf mögliche Alternativen, zum Beispiel führt sie Baumöglichkeiten beim Sportplatz an oder Am Wald. "Das sind für mich keine Optionen", entgegnet Jochen Bergmann. Beim Sportplatz sei es aufgrund der Ausrichtung nach Nord-Osten nur schwer möglich, energetisch sinnvoll zu bauen, sprich mit Solarthermie und Photovoltaik auf dem Dach. Zudem brauche man für dieses Gebiet eine gesonderte Hebeanlage, um das Abwasser in den Kanal zu befördern.
Alternativen mit Pferdefuß
Und Am Wald? Da verweist Alexander Würffel auf die Probleme bei Regen. "Da hapert es mit dem Abfluss des Oberflächenwassers, insofern wird hier der Bau von Auffangbecken nötig - das verteuert die Erschließung." Zudem sei der Hausbau in dieser Hanglage wesentlich aufwendiger. "Das würde wiederum junge Familien abschrecken, die man doch an die Kommune binden will."Am meisten stört die beiden Dreschenau-Befürworter, dass die Gegner den Naturschutz-Aspekt als scheinbares K.o.-Kriterium anführen. Bergmann wurmt das. "Es soll sich jeder mal selbst ein Bild vor Ort machen. Dem sachlichen Betrachter fällt auf, dass das Areal im Moment ein maschinenfreundlicher Acker ist und nicht, wie früher, reich an Hecken und Obstbäumen. Für die Landwirtschaft ist der jetzige Zustand natürlich leicht zu pflegen und zu unterhalten, aber dem Naturschutz ist damit nicht gedient!"