Zwei Jahre auf der Corona-Achterbahn
Autor: Christine Fischer
Kulmbach, Dienstag, 08. März 2022
Am 9. März 2020 gab es den ersten Verdacht in Kulmbach, drei Tage später den ersten bestätigten Fall. Die Pandemie im Zeitraffer.
Bei 1726,2 und damit auf einem neuen Höchstwert lag die Sieben-Tage-Inzidenz für den Landkreis am Dienstag, 348 neue Corona-Fälle wurden vom Landratsamt in seinem täglichen Update gemeldet. Zahlen, die wir zu Beginn der Pandemie für unvorstellbar gehalten hätten. Werte, bei denen wir aktuell zugleich über das Ende der Corona-Maßnahmen diskutieren, während wir am 22. März 2020 bei einer Inzidenz von 27,9 in den ersten Lockdown gingen. All das war und ist möglich in einer seit mittlerweile zwei Jahren dauernden Pandemie, die Wissenschaft, Politik und uns alle hat ständig dazulernen und umdenken lassen. Ein Rückblick auf eine Zeit, in der nicht nur der Inzidenzwert sondern auch unser aller Leben einer Achterbahnfahrt glich.
29. März 2020: der erste Tote
Am 9. März 2020 schlägt das Thema Corona im Landkreis Kulmbach auf. Es gibt den ersten Verdachtsfall, der sich aber nicht bestätigt. Drei Tage später wird der erste Corona-Fall in Kulmbach bestätigt; eine Lehrerin hatte sich im Skiurlaub in Südtirol angesteckt. Das Infektionsgeschehen nimmt rasch an Fahrt auf. Am 16. März wird in Bayern der Katastrophenfall ausgerufen, sechs Tage später geht das Land in den ersten Lockdown. Die erste Corona-Welle rollt auch in Kulmbach, bis Mitte Mai wird sie dauern. Am 29. März 2020 melden die Behörden den ersten Corona-Toten für Kulmbach. Bis Ende April steigt die Zahl auf neun. Im Sommer 2020 beruhigt sich die Lage, am 24. Juni teilt das Landratsamt mit, dass es aktuell keine positiven Fälle mehr gibt. Erst am 28. Juli werden wieder zwei positive Fälle bekannt. Die Zahlen steigen wieder.
November 2020: das gallische Dorf
In der vorletzten November-Woche 2020 sorgt der Landkreis Kulmbach als gallisches Dorf mit den niedrigsten Zahlen in ganz Bayern bundesweit für Schlagzeilen. Lang währt die Freude darüber nicht, denn im Dezember und Januar schlägt die zweite Welle mit voller Wucht in Kulmbach zu und trifft vor allem die Seniorenheime. In zahlreichen Einrichtungen gibt es Corona-Ausbrüche - mit fatalen Folgen. Binnen kurzer Zeit sterben viele ältere Menschen. Allein an einem Wochenende im Januar werden elf Corona-Tote gemeldet. Ihren Höchststand erreicht die Inzidenz in dieser zweiten Welle am 11. Januar mit 324,2.
28. Dezember 2020: Impfstart
Doch es gibt auch einen Hoffnungsschimmer in diesen düsteren Wochen, die Impfkampagne beginnt. Am 28. Dezember erhalten die ersten beiden Kulmbacher ihre erste Dosis im Impfzentrum im "Fritz", das sich zu diesem Zeitpunkt noch im vierten Obergeschoss befindet. Da noch zu wenig Serum verfügbar ist, werden die Impftermine priorisiert an die vulnerablen Gruppen und die im Gesundheitswesen Tätigen vergeben. Der Ansturm auf das Impfzentrum ist riesig, die Hotlines des Gesundheitsamtes dauerbesetzt.
Während der Impfbetrieb auf Hochtouren läuft, sorgt die britische Virus-Mutation, später wird sie Alpha heißen, im Frühjahr 2021 für die mittlerweile dritte Welle - auch im Landkreis. Bis Ende Mai wird sie in Kulmbach dauern, ihren Höchststand hat sie am 1. April mit einer Inzidenz von 346,5. Kaum ist sie abgeebbt, kommt mit der Delta-Variante, die Ende Juni erstmals bei infizierten Landkreis-Bewohnern nachgewiesen wird, die nächste Herausforderung auf den Corona-Krisenstab zu.
Sommer 2021: Impfmüdigkeit
Während das erste Jahr mit dem Virus vor allem von Lockdown und Ausbruchsgeschehen geprägt war, geht es im zweiten Jahr mit der Pandemie vor allem um das Thema Impfen. Serum ist ab der Jahresmitte nun ausreichend vorhanden, die Priorisierung längst aufgehoben. Doch der große Ansturm ist vorbei. Angesichts einer sehr entspannten Lage - die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis ist im Juli zwischen null und vier - macht sich Impfmüdigkeit breit. Bis Ende Juli sind gut 50 Prozent der Landkreis-Bevölkerung vollständig geimpft, Ende August sind es 61,6 Prozent. Dann stagniert der Wert. Erst mit der Verschärfung der Einschränkungen für Ungeimpfte ab Herbst 2021 kommt ab Ende Oktober auch in Kulmbach wieder Bewegung in die Impfkampagne.
Das hat zur Folge, dass sich vor dem Impfzentrum, das Anfang Oktober ins "Fritz"-Erdgeschoss umgezogen ist, an vielen Tagen wieder lange Warteschlangen bilden. Begehrt ist auch die Auffrischungsimpfung (geboostert wird im Landkreis seit Ende August; bis gestern hatten 495 Landkreisbewohner sogar schon ihren zweiten Booster). Die Kinderimpfungen mit dem eigens dafür entwickelten Vakzin von Biontech starten im Kulmbacher Impfzentrum am 18. Dezember im Rahmen von Sonderaktionen.