Zur Ruhe kommen im grünen Atelier
Autor: Dagmar Besand
Thurnau, Freitag, 29. Juli 2016
Gärten bieten Erholung und Raum für Kreativität. Carmen Kunert hat ihr hurnauer Paradies zum Kunstraum weiterentwickelt, den sie gern auch für Gäste öffnet.
Ein Garten, der pflegeleicht ist und trotzdem schön - das gibt es. In Thurnau hat Carmen Kunert sich ein grünes Paradies geschaffen, mit dem sie nicht viel Arbeit hat, in dem es aber trotzdem das ganze Jahr über etwas zu sehen und zu genießen gibt. "Ich habe meinen Garten noch nie gegossen, noch nie etwas gegen Schädlinge gespritzt", erzählt die Gartenliebhaberin. Nur der Teich mit der Teichrose wird alle drei Jahre einmal gesäubert.
Vor 30 Jahren hat sie mit ihrem Mann Am Eichholz 7 in Thurnau ein Haus gebaut und den Garten in seinen Grundzügen angelegt. Dieser hat sich im Lauf der Jahre zu einem außerordentlich vielfaltigen Ensemble entwickelt.
Vom Reiz der Gegensätze
Dabei entstanden zwei in ihrem Charakter völlig unterschiedliche, sich ergänzende Bereiche: vor dem Haus Romantik pur mit reichlich Lavendel, prächtigen Rosen und
Frauenmantel, hinterm Haus eine formal strenge Gartenlandschaft mit meditativem Charakter.
"Mir ist es wichtig, Spannung zu erzeugen. Der Garten darf nicht langweilig sein, sondern soll neugierig machen: Was kommt hinter der nächsten Hecke? Wohin führt der schmale Weg durch den rosenbewachsenen Durchgang?"
Skulpturen und Dekoratives
So wird ein Spaziergang durch ihren Garten zu einer kleinen Entdeckungsreise - nicht zuletzt deshalb, weil es überall auch Künstlerisches und Dekoratives zu sehen gibt: Elemente aus Metall, gefertigt von Carmen Kunerts Ehemann, gehören ebenso dazu wie von ihr selbst mit floralen Motiven bemalte Stelen aus Holz und stilvolle Blumenarrangements.
Vom Seerosenteich, über dem eine alte Schulglocke baumelt, geht es vorbei am Eulenwasser durch den Kräutergarten. Duftrosen verströmen ihr betörendes Parfüm, das sich mit den wohltuenden Gerüchen von Lavendel, Minze, Salbei und anderen Kräutern mischt. Entlang einer Kartoffelrosenhecke führt der Weg zum Wintergartenteich, und dort öffnet sich der Blick auf den hinteren Garten.
Dieser Bereich steht in starkem Kontrast zur vorherigen überbordenden Blütenpracht. Hier genießen die Kunerts das satte Grün des Rasens und einer Hainbuchen-Wand, die wie der Hintergrund eines Gemäldes wirkt. Sitzplätze mit Blick auf minimalistische Skulpturen laden zum Verweilen ein. "Hier kann ich zur Ruhe kommen. Stundenlang könnte ich hier sitzen", sagt die Gartenbesitzerin.
Der Rundgang endet an der schattigen Nordseite, an der Hortensien und Rhododendren Farbakzente setzen.
Künstlerisches Arbeiten ist für Carmen Kunert im Lauf der Jahre zu einem wichtigen Betätigungsfeld geworden. Beruflich ist die 54-Jährige als technische Assistentin an der Universität Bayreuth tätig. 2002 hat sie mit der Malerei begonnen, arbeitet aber auch mit Fotografie sowie in der Objekt- und Raumgestaltung. Gerne experimentiert sie mit Collagen aus Naturmaterialien wie Moosen und Flechten.
Die Kunst der Kombination
Ihr grünes Paradies hat sie inzwischen zum Gartenatelier weiterentwickelt, in dem sie auch Ausstellungen zeigt. So findet sich in den Nischen auch mal ein hübsch gedeckter Tisch mit ausgefallener Blumendeko. "Ich arbeite sehr gerne mit Blumen. Es ist unglaublich spannend auszuprobieren, wie Blütenfarben miteinander wirken. Blau ist nicht gleich Blau, Rot nicht gleich Rot." Geschick im Umgang mit Farben - das ist für Carmen Kunert Kunst und Leidenschaft gleichermaßen.
Zusätzlich zum Garten hat sichdie Künstlerin noch zwei Ausstellungsräume im Obergeschoss ihres Hauses eingerichtet, wo sie Gemälde und Objekte präsentiert - mit Blick auf den romantischen Rosengarten.
Nicht nur zu Ausstellungen lädt Carmen Kunert in ihren Garten ein. Jeden ersten Samstag im Monat von 13 bis 17 Uhr und jeden ersten Mittwoch im Monat von 16 bis 19 Uhr steht die Tür zu Garten und Atelier allen Interessierten offen.