Zum Jahresende soll der Verkehr in der Wolfskehle fließen
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Montag, 02. Sept. 2013
Die ersten Randsteine sind gesetzt, im Boden tun sich kaum noch Löcher auf: Die Baustelle Wolfskehle, Kulmbachs aufwendigstes und mit drei Millionen Euro teuerstes Vorhaben, liegt nach Angaben der Stadt absolut im Zeitplan.
"So einfach finden Sie uns" steht auf der Homepage des Wirtshofs "Zum Rangabauer". Aber so einfach ist das nicht mit dem "einfach finden": Die Baustelle in der Wolfskehle kappt seit Monaten den direkten Weg von Kulmbach durch die "Hölle" nach Tennach zum Hofladen von Familie Eschenbacher. Deswegen sind auf der Website die Ausweichrouten ausführlich beschrieben.
"Wir merken mittlerweile schon, dass vor allem die Autofahrer und damit die Kunden aus der Stadt ausbleiben", sagt Sabine Eschenbacher. Sie äußert Verständnis, "die Umfahrungen sind doch recht umständlich". Und hofft, dass sich der Winter Zeit lässt, bis die Straße wieder freigegeben wird. "Sonst quält sich erst recht keiner mehr über die Route über Trebgast oder das Tierheim."
Was die Schneevorhersagen angeht, will sich Simon Ries nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Alle Leitungen sind verlegt
Wer sich auf Kulmbachs teuerster und umfangreichster Baustelle umsieht, dem fällt auf, dass kaum noch Einblicke in den Untergrund gewährt werden. Laut Ries sind alle Versorgungsleitungen für Gas, Wasser, Strom sowie Kabelfernsehen und Internet verlegt. Lediglich unterhalb der Bushaltestelle tut sich ein größeres Loch auf. Dort schaut noch ein Stück der neuen Leitung für die Hochwasserfreilegung heraus. Die Rohre messen stolze 1,70 Meter im Querschnitt.
Dabei handelt es sich um das so genannte Einlaufbauwerk für den Kohlenbach. Nötig wird diese Maßnahme für den Fall, dass bei Starkregen der sich an der Oberfläche schlängelnde Kohlenbach die Massen nicht bewältigen kann; überschüssiges Wasser gelangt dann unterirdisch in die Rohre und wird abtransportiert. Somit soll dauerhaft verhindert werden, dass auf der Straße das Wasser stehen bleibt und zu einer Gefahr wird.
Zu welchen Folgen solch ein Starkregen-Ereignis führen kann, zeigte sich während der Bauphase, als im Juni tagelange Regenfälle mitten in der Baustelle einen Hangrutsch auslösten. Eine fünfstellige Summe kostete allein das sofortige Eingreifen der Baufirma zur Geländesicherung. Nach Aussage von Simon Ries habe dieser unerwartete Mehraufwand aber zu keiner Verzögerung im zeitlichen Ablauf des Vorhabens geführt. Und so haben die Arbeiter bereits damit begonnen, die Randsteine für die angehobene Trasse zu setzen. An manchen Stellen wird die Straße künftig bis zu 2,70 Meter höher verlaufen.
Noch sind es nur die Anwohner, die sich über die geschotterte Piste den Weg zu ihren Häusern und Wohnungen bahnen dürfen. Für alle anderen Verkehrsteilnehmer bleibt es bei der Vollsperrung. "Das gilt auch für die Schulbusse", sagt Simon Ries. Sie werden zu Beginn des neues Schuljahres in der nächsten Woche wie gehabt über Kauerndorf ausweichen.
Problem: Tonnagebeschränkung
Ausweichen - das müssen auch die Mitarbeiter der Firma Lindner-Bau aus Spitzeichen mit ihren Fahrzeugen. Und zwar nicht erst seit Beginn der Baumaßnahme in der Wolfskehle, sondern bereits lange davor. "Die Straße war ja über geraume Zeit in einem schlechten Zustand, weswegen es eine Tonnagebeschränkung auf 7,5 Tonnen gab." Bauunternehmer Matthias Lindner ist deswegen erfreut, dass sich die Stadt Kulmbach zu dieser umfangreichen Sanierung entschlossen hat. "Natürlich sind die Umfahrungen eine Mehrbelastungen für den Geldbeutel, denn jeder Kilometer mehr schlägt sich in einem höheren Dieselverbrauch nieder." Dafür hofft Lindner, nach Fertigstellung auch mit größeren Gefährten die neue alte Route befahren zu können. "Unser Schwergewicht im Fuhrpark hat immerhin 24 Tonnen."