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Zum Feiern bleibt nur wenig Zeit


Autor: Werner Reißaus

Kulmbach, Montag, 24. Juli 2017

Die Gleichstellungsstelle des Landkreises gibt es jetzt seit 25 Jahren. Und obwohl man vieles erreicht, sind die Aufgaben nicht kleiner geworden.
Gleichstellungsbeauftragte Heike Söllner  Foto: Archiv


Mit dem ersten Tagesordnungspunkt der Kreistagssitzung blickte Landrat Klaus Peter Söllner (FW) auf eines der Grundprinzipien der freiheitlich demokratischen Grundordnung, die Gleichstellung von Frauen und Männern. Genau vor 25 Jahren wurde am Landratsamt Kulmbach eine Gleichstellungsstelle eingerichtet, damals noch als "freiwillige Leistung". Söllner: "Für die Gleichstellung der Geschlechter waren ,de jure' durch die große Politik zwar schon viele Voraussetzungen geschaffen, aber bis zur Gleichstellung ,de facto' war es in vielen gesellschaftlichen Bereichen noch ein weiter Weg. Und auch heute, ein Vierteljahrhundert später, kann bei weitem noch nicht von einer tatsächlichen Umsetzung gesprochen werden."

Im Oktober 1987 hatte die langjährige Kreisrätin Martha Schaller erstmalig den Antrag auf Einrichtung einer Gleichstellungsstelle gestellt. Söllner: "Wenn sich die langjährigen Kreisrätinnen und Kreisräte unter uns zurückerinnern an diese Zeit Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre, werden sie sicherlich bestätigen, dass die Diskussionen um die Einrichtung einer Gleichstellungsstelle und damit um die Berufung einer Gleichstellungsbeauftragten für den Landkreis Kulmbach hier im Gremium beziehungsweise im Kreisausschuss durchaus sehr kontrovers geführt wurden. Sicherlich auch für meinen Vorgänger im Amt, Herbert Hofmann, kein leichtes Unterfangen."


"Finger in die Wunde legen"

Ab Mai 1988 stellte sich Martha Schaller als ehrenamtliche Frauenbeauftragte für den Landkreis zur Verfügung. Doch es dauerte noch vier weitere Jahre, ehe zum 1. Juni 1992 die Gleichstellungsstelle mit hauptamtlicher Besetzung eingerichtet wurde. Wie Söllner ausführte, ging die Stelle mit dem Auftrag an den Start, auf Landkreisebene Geschlechtergerechtigkeit und die Gleichstellung von Frauen und Männern zu befördern sowie als Kontrollinstanz zu wirken: "Sie darf ausdrücklich auch den Finger in die Wunde legen und auf mögliche Ungleichbehandlung hinweisen."

Karin Schiller-Förtsch aus Trebgast war von 1992 bis 1993 die erste Gleichstellungsbeauftragte und hat sehr wertvolle Aufbauarbeit geleistet. Die zweite Stelleninhaberin, Gerda Drechsler, reiste aus dem Westerwald an. Sie war über elf Jahre lang von Oktober 1993 bis Januar 2005 mit viel Herzblut und Engagement tätig und ging 2005 in den Ruhestand. Seit Februar 2005 ist Heike Söllner die Gleichstellungsbeauftragte und hat die Stelle, wie Landrat Söllner hervorhob, in den vergangenen zwölf Jahren maßgeblich geprägt. Ihre Stellvertreterin ist Melanie Dippold.

Söllner kam zum Ergebnis, dass man in den vergangenen 25 Jahren vieles bewegt habe, aber: "Manch Thema, das bearbeitet wurde, hat sich leider auch über diesen langen Zeitraum hinweg nicht erledigt - ist zum Teil heute aktueller denn je."


Kein Problem der Frauen

Heike Söllner verwies auf die Herausgabe eine Jubiläumsbroschüre und stellte fest: "In den vergangenen 25 Jahren hat ein enormer gesellschaftlicher Wandel stattgefunden. Was die Gleichstellung von Frauen und Männern anbelangt, wurde unbestritten viel erreicht - wir sind aber noch lange nicht am Ziel. Positiv stimmt die Tatsache, dass Frauen- und Familienpolitik heute in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, als wichtiges Zukunftsthema gilt und nicht mehr ,nur' als vermeintliches Problem der Frauen wahrgenommen wird."