Zum Kulmbacher Altstadtfest spielt nicht mehr nur Konserven-Mucke
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Mittwoch, 08. Juni 2016
Bei der 37. Auflage am ersten Juli-Wochenende treten in der Oberen Stadt wieder Live-Bands auf. "Casa"-Chef Matthias Wuschek begrüßt dieses Umdenken.
Die Wogen schlugen hoch im vergangenen Jahr: Als sich herauskristallisierte, dass zum Altstadtfest in der Oberen Stadt keine Live-Band zu hören sein wird, sondern an allen drei Tagen Disc-Jockeys auflegen sollen, da platzte "Casablanca"-Chef Matthias Wuschek der Kragen. Ihm als Wirt widerstrebe die Konservenmusik-Variante - "aber sie ist mir aufs Auge gedrückt worden, ich konnte darauf leider keinerlei Einfluss nehmen". Im Vorfeld des diesjährigen Stadtfestes schlägt er versöhnliche Töne an.
"Endlich Bewegung in der Sache"
"Drei Tage komplett mit DJ-Mucke, und das auch nicht so berauschend: Das war ein Trauerspiel, vor allem vor einer Kultkneipe wie dem ,Casa'. Insofern finde ich es richtig, dass heuer Bewegung in die Sache gekommen ist", sagt Wuschek gegenüber der BR. Vor allem freut er sich über konstruktive Lösungsvorschläge, was die Bühnengestaltung angeht. "In früheren Jahren gab es zum Teil unschöne Schall-Überschneidungen von den einzelnen Standorten in der Oberen Stadt. In meinen Augen hatte sich der Brauerei-Anhänger als Bühne beim ,Casa' bewährt. Dann aber hieß es, aus Sicherheitsgründen dürfe das nicht mehr so sein. Das aber stimmt wohl so nicht, weswegen diese Lösung nun wieder zum Tragen kommen dürfte."
Wagen als Bühne
Das bestätigt Ronny Hübner. Der Geschäftsführer von CP Events ist zusammen mit Peter Seuss der zuständige Straßenzugbeauftragte für die Obere Stadt. Beide gehen in ihr drittes Jahr beim Altstadtfest. "Was den Anhänger als Bühne angeht, hatte es zuletzt geheißen: Wegen der Blockierung einer Feuerwehrzufahrt sei diese Variante nicht möglich. Das hat sich mittlerweile als Fehlinformation herausgestellt." Der Brauereiwagen erlebt demnach eine Renaissance und wird auf Höhe des SPD-Büros platziert.Die Bühne ist die eine Seite der Medaille - der anderen misst Matthias Wuschek die noch größere Bedeutung bei: Wer spielt darauf an den drei Abenden? "Ich bin kein Straßenzugbeauftragter, sondern einer der Gastronomen, die für den Platz und die Stände zu zahlen haben. Es ist nicht meine Aufgabe, eine vernünftige Organisation zu gewährleisten." Dass die "Young Guns" am Sonntag, 3. Juli, ab 18.30 Uhr in der Oberen Stadt auftreten - daran allerdings ist Wuschek nicht ganz unbeteiligt. "Die Gruppe habe ich vorgeschlagen, nachdem Gitarrist Ed Bergmann mit seiner Neil-Young-Tribute-Band bei uns angefragt hat."
Auch tags zuvor gibt es Live-Musik: Ab 19 Uhr spielen die "Pitchforks", danach "Dead & Stoned". Am Freitagabend verwandelt sich die Obere Stadt in eine Partyzone mit DJ Frosch. Also doch wieder Plattenteller? "Ein Abend geht ja in Ordnung. Die Mischung macht's", sagt Wuschek. Die Konzeption komme dem näher, was sich die Gastronomen vorstellen.
Warum es dann im vergangenen Jahr die reine DJ-Variante gab? Ronny Hübner erklärt, es habe prinzipiell der Wille bestanden, die Konzeption abzuwandeln - auch, um die Kostenseite zu minimieren. "DJs sind in der Regel günstiger zu haben als Musikgruppen. Dazu kommt, dass sich der Musikkonsum verändert hat." Bei vielen Veranstaltungen werde auf DJs umgestiegen, deren Repertoire käme dem Gusto der jungen Generation näher, sie seien daher gefragter.
Allen gerecht werden
Mit der Mischung im diesjährigen Programm versuche man, allen Seiten gerecht zu werden und zugleich die Ausgaben im Rahmen zu halten. "Als Straßenzugbeauftragte mieten wir den Platz von der Stadt und verkaufen ihn an die Wirte. Wir zahlen die Mietbeträge für die Stände, wir finanzieren die Bühne, die Bands, aber auch Strom- und Wasser." All das summiere sich auf einen Betrag in fünfstelliger Höhe. "Wir müssen gut kalkulieren. Bis jetzt sind wir aber nie auf einem Minus sitzengeblieben."Den Straßenzugbeauftragten macht Matthias Wuschek auch keinen Vorwurf. "Die Jungs haben keinen leichten Stand in der Oberen Stadt. Die sollen da drei Events auf begrenztem Raum auf die Beine stellen, das ist ein schweres Unterfangen." Er als Gastronom hoffe unter den veränderten Vorzeichen auf ein gutes Altstadtfest für die Besucher, die Stadt - und die Gastronomen. "Wir möchten ohnehin zurück zu den Ursprüngen. Es darf alles gerne etwas kleiner ausfallen, dafür familiärer. Ich selber möchte weg von der Gigantomanie. Unser Aufwand beim Altstadtfest ist exorbitant. Da tue ich mir beim Bierfest leichter."