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Zukunft isst oberfränkisch


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Kulmbach, Mittwoch, 20. November 2013

Der Startschuss ist gefallen für ein Modellprojekt mit dem Ziel, Schulverpflegung aus der Region schmackhaft zu machen. Ein Pausenbrot vom Bauern macht mehr Sinn als importierte Erdbeeren aus China.
So sieht schmackhaftes Essen aus der Region aus: Lara Körber (rechts) und Stefanie Batz von der Handwerkskammer für Oberfranken präsentierten zum Auftakt des Pilotprojekts Leckereien der Genussregion. Foto: Stephan Herbert Fuchs


Vergammelte Erdbeeren aus China in der Schulverpflegung waren daran schuld, dass mehr als 11 000 Kinder und Jugendliche in Ostdeutschland schwer erkrankten. Das war einer der spektakulärsten Lebensmittelskandale im zurückliegenden Jahr. In Oberfranken soll so etwas in Zukunft ausgeschlossen sein - mehr noch: Im Regierungsbezirk soll die Schulverpflegung künftig zu einem großen Teil aus der Region kommen.
Möglich macht dies das Modellprojekt "Unsere Zukunft isst oberfränkisch - Schulessen aus der Region für die Region", das gestern im Amt für Landwirtschaft gestartet wurde. Vorerst nehmen nur sechs Schulen aus den Landkreisen Bayreuth, Hof und Kulmbach daran teil, aber schon bald sollen es mehr werden.

Neben den Grund- und Mittelschulen in Weidenberg und Stadtsteinach-Untersteinach sind das Gymnasium Münchberg und das Jean-Paul-Gymnasium Hof sowie die Volksschule-Burghaig und die Obere Volksschule Kulmbach dabei.

Importware reduzieren

Was die Sache bisher so schwierig machte, ist, dass sämtliche Akteure vom Landwirt als Erzeuger bis hin zum Speisen anbieter, der als Koch oder Caterer die Schulkantine betreibt, zusammengebracht werden müssen. Das sei die Aufgabe des Kompetenzzentrums für Ernährung, sagte dessen Leiter Wolfram Schaecke. An seiner Behörde in Kulmbach soll ohnehin ab dem kommenden Jahr die jetzt noch im Ministerium in München untergebrachte Kopfstelle Schulverpflegung für ganz Bayern angesiedelt werden.
In der Sache sind sich alle einig: Lebensmittel, die von den heimischen Landwirten erzeugt und von den Metzgern und Bäckern vor der eigenen Haustüre hergestellt werden, müssen bei der Schulverpflegung künftig Vorrang erhalten vor Importware aus fernen Ländern. Dazu soll nun erst einmal der jeweilige Bedarf an Produkten und Mengen der Schulen erfasst werden. "Erst wenn die Produkte und Mengen der Direktvermarkter mit dem Bedarf der Speisenanbieter an den Schulen übereinstimmen, ist regionale Schulverpflegung kein Wunschdenken mehr", so Wolfram Schaecke.
Aktuell würden zudem die verschiedensten Materialien zum Thema erarbeitet, die dann später in den Schulen für den Unterricht oder für bestimmte Projekttage genutzt werden sollen. Auch eine Liste mit potenziellen Betrieben wird erstellt, in denen Regionalität erlebbar gemacht werden kann. Zum Ende des Schuljahres soll erst einmal Bilanz gezogen werden, wie sich die regionale Schulverpflegung in der Praxis bewährt hat, aber auch, welche Probleme bei den teilnehmenden Schulen aufgetreten sind. Natürlich könne man nicht die komplette Verpflegung während des gesamten Jahres mit Produkten aus Oberfranken stemmen, so Handwerkskammer-Präsident Thomas Zimmer. Regionale Ernährung bedeute immer, auf saisonale Lebensmittel zurückzugreifen. Von einem für ganz Bayern beispielhaften Projekt sprach Martin Neumeyer vom Landwirtschaftsministerium. Das Ziel sei ehrgeizig, aber auch notwendig, um Lebensmittel wieder richtig wertschätzen zu können. Herkunft und Verschwendung von Lebensmittel seien vielen keinen Gedanken mehr wert. Deshalb gehe es auch um eine Verbesserung der Akzeptanz für die Landwirtschaft.
Koordiniert wird das Pilotprojekt vom Kompetenzzentrum für Ernährung in Kulmbach und von der Vernetzungsstelle Schulverpflegung in Bayreuth. Projektpartner sind die Genussregion Oberfranken, der Hotel- und Gaststättenverband, die Handwerkskammer und die Regierung von Oberfranken.