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Zu viel Verkehr in der Blaich


Autor: Katrin Geyer

Blaich, Donnerstag, 22. April 2021

Enge Straßen, Schlingerkurs. Wie Frank Wilzok, Hans Werther und Jörg Kunstmann die Situation in ihrem Stadtteil verbessern wollen.
Stop and go in Schlangenlinien: Vor allem im Ängerlein ist der derzeitige Zustand unbefriedigend. Foto: Katrin Geyer


Eine Autofahrt durch die Blaich erfordert - vor allem zu verkehrsreichen Zeiten - höchste Konzentration. Wer sich schon einmal in Schlangenlinien an den parkenden Fahrzeugen im Ängerlein entlanggetastet hat, vom Gegenverkehr immer wieder zum Anhalten genötigt, weiß, wovon die Rede ist. Auch der, der in der Friedrich-Ebert-Straße oder in der Hermann-Limmer-Straße zentimetergenaue Ausweichmanöver auf Gehsteige oder in Parklücken auf sich nehmen muss, weil die eigentlich zweispurigen Fahrbahnen durch parkende Autos auf eine Spur verengt werden, kann ein Lied davon singen.

Auch die, die dort wohnen, sind mit der Situation nicht glücklich: Ihnen beschert der Stop-and-Go-Verkehr ziemlich viel Lärm.

Frank Wilzok, CSU-Stadtrat und zweiter Bürgermeister, ist einer von ihnen. Am Garten seines Reihenhauses vorbei schiebt sich zeitweise eine wahre Blechlawine. Ähnlich geht es Stadtrat Hans Werther (SPD) und seinem Stadtratskollegen, dem stellvertretenden Landrat Jörg Kunstmann (CSU): Auch die beiden, schon viele Jahre in der Blaich ansässig, bleiben vom steigenden Verkehrsaufkommen und seinen Folgen nicht verschont.

Frank Wilzok fasst das grundlegende Problem mit wenigen Worten zusammen: "Wer von Osten kommt und zu den Märkten in der Albert-Ruckdeschel-Straße will, fährt durch die Blaich. Dort sind viele Autos unterwegs, die dort eigentlich nichts verloren haben."

Immer wieder Klagen

Zwar gilt die Blaich offiziell nicht als verkehrstechnischer Brennpunkt. Lediglich die Kreuzung am Fuß des Krankenhausberges sei "für manchen schwer zu erfassen", sagt Markus Lang, Verkehrssachbearbeiter bei der Polizeiinspektion Kulmbach. Dennoch: Es kommt zu Klagen. Auch als im letzten Jahr Anwohner des Ängerleins eine Initiative starteteten, mit der sie die von der Nordumgehung ausgehende Lärmbelastung verringern wollen, kam die Verkehrsbelastung im Stadtteil selbst zur Sprache. Ein neues Verkehrskonzept für die Blaich sei überfällig, sagte Frank Wilzok seinerzeit.

Zu diesen Zeitpunkt hatte er bereits damit begonnen, gemeinsam mit seinen Stadtratskollegen Werther und Kunstmann die größten Probleme aufzulisten und nach praktikablen Lösungen zu suchen.

Wo es hakt, weiß jeder, der in der Blaich wohnt oder dort öfter zu tun hat (siehe Grafik): Unbefriedigend ist die Situation im Ängerlein. Wechselseitig angelegte Parkplätze machen die Straße unübersichtlich und zwingen, wie schon erwähnt, zum geräuschintensiven Stop-and-go.

In der Friedrich-Ebert-Straße und in der Hermann-Limmer-Straße verengen regelmäßig parkende Autos die Fahrbahn auf eine Spur. Ändern lässt sich das kaum. Als die Häuser dort gebaut wurden, gab es noch längst nicht in jeder Familie ein Auto. Für den Bau mehr als eines Stellplatzes oder einer Garage sah niemand eine Notwendigkeit. Heute sind es bisweilen zwei oder drei Autos in einer Familie - und die müssen nun mal irgendwohin.

"Eine heikle Geschichte", sagt Jörg Kunstmann über die Verkehrsituation in jenem Stadtteil, in dem er fast sein ganzes Leben verbracht hat. "Ein Zustand, der schon seit Jahren unbefriedigend ist", sagt Hans Werther. Gemeinsam wolle man nun einen neuen Vorstoß wagen, eine Verbesserung herbeizuführen.

Deswegen hat das Trio einen Plan erabeitet. Die Polizei hat ihn schon geprüft. Nun liegt das Konzept bei der Stadt Kulmbach. Mit dem Verweis auf ein laufendes Verfahren wollen die Initiatoren noch nicht viel verraten. Immerhin so viel: Die Blaicher Straße als Hauptverkehrsachse soll weiterhin offen und in beide Richtungen befahrbar bleiben. Man wolle, so die Planer, die Blaich ja schließlich nicht abschotten.

In anderen Straßen setzen Wilzok, Werther und Kunstmann auf Einbahnverkehr: kein Gegenverkehr mehr, der nicht durchkommt, kein Rangieren mehr. Auch für das Ängerlein gibt es eine Idee, die vielversprechend klingt. "Wir hoffen, dass die Experten unserem Vorschlag zustimmen", so Frank Wilzok.

Probelauf und Dauerlösung

Schon in Kürze soll das Konzept eine Bewährungsprobe durchlaufen: Wenn am Fuß der Krankenhausbergs der neue und letzte Bauabschnitt für die Hochwasserfreilegung beginnt, muss die Verkehrsführung geändert werden. Wie, das werde die Stadt Kulmbach zeitnah in einer Pressekonferenz erläutern, heißt es aus dem Rathaus. Wenn sich die neue Verkehrsführung, die dann vermutlich auf dem Konzept der Stadträte fusst, bewährt, könnte daraus vielleicht eine Dauerlösung werden.

Und was ist mit den Radfahrern? Diese Frage muss man heutzutage unbedingt stellen, wenn es um Verkehrskonzepte geht. Gedanken habe man sich natürlich gemacht, so Frank Wilzok - der freilich zugibt, dass diese Ideen noch nicht ausgereift sind.

Was zumindest in diesem Fall kein Drama wäre: In der Blaich geht es Radlern schon jetzt deutlich besser als in manch anderem Stadtteil oder in der Innenstadt. Die Blaicher Straße ist breit genug für Auto- und Radverkehr; mit der Strecke Caspar-Fischer-Straße, der Hugo-Hesse-Straße und der Michel-Weiß-Straße steht eine nicht allzu stark frequentierte Ost-West-Verbindung zur Verfügung. Und dann ist da ja noch der Flutmulden-Damm - auf dem es sich sowieso am schönsten radelt (siehe Grafik).

Für reichlich Querverbindungen zwischen den Haupttrassen sorgen Durchlässe und kleine Wege. Der eine oder andere müsste vielleicht ertüchtigt werden. Viel Handlungsbedarf besteht aber auch hier nicht.

Bleibt als eines der gravierendsten Probleme sowohl für Autofahrer als auch für Radler die Zufahrt zur Blaich von den Märkten in der Albert-Ruckdeschel-Straße durch den Pörbitscher Weg über die "Holzbruck": Eng. Im Bereich der Rampe unübersichtlich. Wenn überholt wird, auch gefährlich. Ein Nadelöhr, an dem auch ein noch so durchdachtes Konzept vermutlich nicht viel ändern wird.

Mehr Grün für weniger Lärm

Nicht nur der Durchgangsverkehr im Ängerlein und in der Blaicher Straße ist mit den Jahren zur Belastung für die Anwohner geworden. Viele klagen auch über den Lärm, der von der Nordumgehung kommt und mit wachsendem Verkehrsaufkommen ebenfalls zugenommen hat. Besonders betroffen sind davon die Bewohner auf der südlichen Straßenseite des Ängerleins, deren Balkons und Gärten zu Umgehungsstraße hinausgehen.

Einige von ihnen haben deswegen im vergangenen Jahr die Initiative ergriffen und sich für eine Tempominderung auf und eine dichtere Bepflanzung an der Umgehung stark gemacht (die BR berichtete). Zwar fand sich seinerzeit im Kulmbacher Stadtrat keine Mehrheit für einen Vorstoß beim Staatlichen Bauamt in Bayreuth wegen des Tempolimits. Die Stadt sagte aber zu, in eigener Regie die westlich der Berliner Brücke sehr lückenhafte Bepflanzung entlang der Straße zu komplettieren um so den Lärmschutz merklich zu verbessern.

Mittlerweile ist das Projekt auf den Weg gebracht. Eine Fachfirma hat einen Pflanzplan erstellt und auch die Kosten kalkuliert, heißt es aus dem Rathaus. Details wolle man zunächst de Kulmbacher Stadtrat und danach der Öffentlichkeit präsentieren.

Die Zustimmung des Stadtrates vorausgesetzt, kann eventuell im Herbst mit der Ergänzung der Bepflanzung begonnen werden.