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Zechpreller in Kulmbach: Abgereist und nicht bezahlt


Autor: Katrin Geyer

Burghaig, Sonntag, 23. August 2020

Ein Bautrupp aus Schweden, der schon im Goldenen Feld in Kulmbach für Unmut sorgte, hat auch im Ortsteil Burghaig Probleme verursacht.
Verärgert über das Verhalten der Gäste aus Schweden sind Susanne Wolharn und ihr Nachbar Steffen Huber. Foto: Katrin Geyer


Von einer "schwedischen Söldnertruppe" sprach Michael Möschel, Geschäftsführer der Verkehrsakademie Bayern, von einem Verhalten, das letztlich "das Fass zum Überlaufen gebracht" hat, Volker Petendorf, Pressesprecher der Vodafone. Gemeint haben beide dasselbe: eine schwedische Baufirma, die im Auftrag der Vodafone im Industriegebiet am Goldenen Feld Glasfaserkabel verlegten sollte, dann aber hochkant von der Baustelle geflogen ist (die BR berichtete).

Verbrannte Erde haben die Schweden offensichtlich nicht nur im Goldenen Feld hinterlassen, wo sie zum Leidwesen von Autofahrern, Fußgängern und Unternehmen schlampig gearbeitet haben. Groß sind Ärger und Schaden auch in Burghaig.

Im Rosenweg hat Susanne Wolharn in ihrem Wohnhaus vor gut einem Jahr eine Ferienwohnung eingerichtet, für die sie auf verschiedenen Kanälen wirbt. Ihre Gäste sind Urlauber, manchmal aber auch Arbeiter, die für längere Zeit in der Region zu tun haben.

Mit Ausbruch der Corona-Pandemie sind die Urlauber weggeblieben. "Die Wohnung war nicht ausgelastet", sagt Susanne Wolharn. Weshalb sie eigentlich ganz froh gewesen sei, als sie an einem Samstagnachmittag im Mai einen Anruf bekam. Ein Mann fragte an, ob sie Platz habe für einige Arbeiter aus Schweden, die längere Zeit in Kulmbach auf einer Baustelle eingesetzt seien.

"Ich habe mich gefreut, dass wer kommt", sagt die Burghaigerin heute. Aber sie erzählt auch, dass sie sich gewundert habe, dass die vier Männer schon zwei Stunden später vor der Tür standen.

In diesem Moment fingen die Probleme an. Die Männer sprachen kein Deutsch, hatten nicht genug Geld für die übliche Anzahlung dabei. "Aber die Anmeldung haben sie ordentlich ausgefüllt", sagt die Vermieterin - die im Übrigen bis heute nicht genau in Erfahrung bringen konnte, wo die Männer an jenem Abend herkamen.

Es dauerte einige Tage, bis sie ihr Geld für die zweiwöchige Mietzeit erhielt. Von den Gästen selbst bekam Susanne Wolharn nicht viel mit. "Die sind morgens um 6 Uhr weg und abends um 23 Uhr wiedergekommen."

Eineinhalb Wochen lang. Am Dienstag vor Christi Himmelfahrt beobachtete die Familie Wolharn die Männer noch spät nachts auf der Straße. Am nächsten Tag waren sie verschwunden.

Dreck und Lebensmittel

Abgereist? Die Burghaigerin ging davon aus, machte die Wohnung sauber, räumte den Kühlschrank aus, in dem sich noch Lebensmittel befanden, und trug Bierkisten aus der Wohnung - in die die Männer im Übrigen mit ihren Arbeitsschuhen ziemlich viel Dreck hineingetragen hatten.

Zu Wochenbeginn waren die Schweden wieder da. Diesmal nur zu zweit. Ein neues Auto, neue Gesichter - aber wieder kein Geld.

Susanne Wolharn schrieb also eine neue Rechnung, telefonierte mit dem Mann, der die Buchung vorgenommen hatte, bestand auf einer Bezahlung, da sie sonst zur Polizei gehen würde. Der Mann aus Schweden ("er sprach gut Deutsch") sicherte ihr zu, sich zu kümmern. Tatsächlich passierte nichts.

Zaun gerammt

Wenige Tage später registrierte Susanne Wolharn, dass es unruhig war in der Ferienwohnung. Am nächsten Tag steckte der Schlüssel an der Tür. Die Männer waren verschwunden. Und blieben es. Bezahlt haben sie nicht.

Der schwedische Gesprächspartner versicherte per SMS: "Sie kriegen Ihr Geld." Darauf wartet die Burghaigerin bis heute.

Auf Geld aus Schweden wartet auch ihr Nachbar Steffen Huber. Der muss einen Teil seines Gartenzauns ersetzen, den die Schweden mit ihrem Baustellenfahrzeug beschädigt haben. Susanne Wolharn hat das von ihrer Küche aus beobachtet. "Die sind einfach abgehauen."

Mittlerweile hat die Vermieterin etliche Mahnungen geschrieben. Ohne Erfolg. Der Mann aus Schweden? Nicht mehr erreichbar.

Übrigens auch für uns nicht. Wir hätten gerne nachgefragt, ob ein solches Geschäftsgebaren üblich ist in dem Unternehmen, das in Vellinge in der schwedischen Provinz Skåne, wenige Kilometer südlich von Malmö, sitzt. Die Telefonnummer auf der Internet-Seite des Unternehmens ist identisch mit der, die Susanne Wolharn auf ihrem Telefon gespeichert hat. Allein: Auch bei unseren Anrufen wird nie abgenommen.

Susanne Wolharn und Steffen Huber wollen jetzt Anzeige bei der Polizei erstatten. Wegen Zechprellerei und wegen Unfallflucht. Ob sie ihr Geld jemals wiederbekommen? Hoffnung und Zweifel halten sich die Waage. Fest steht für Susanne Wolharn nur eines: Auf vage Absprachen lässt sie sich künftig nicht mehr ein. "So was passiert mir nie wieder!"