Cannabis statt Gerste: Wieso ein Zaubacher Bio-Landwirt jetzt Hanf anbaut
Autor: Adriane Lochner
Stadtsteinach, Sonntag, 05. Sept. 2021
Der Bio-Landwirt Martin Baumgärtner baut auf einem Teil seiner Felder neuerdings Hanf statt Braugerste an. An Wasserpfeifen und Joints hat er bei seinem Anbauversuch aber nicht gedacht.
Von dem Feld strömt ein süßlich herber Geruch aus. Kommt man näher, erkennt man die handförmig gefiederten, tiefgrünen Blätter. Sie sind charakteristisch für die Pflanzen. Spätestens bei ihrem Anblick weiß man, dass es sich um Hanf handelt.
In der Nähe von Stadtsteinach steht ein ganzer Acker voller Cannabis - so der lateinische Name. Bio-Landwirt Martin Baumgärtner (38) aus Zaubach hat ihn als Sonderfrucht angesät.
Landwirt im Kreis Kulmbach baut jetzt Cannabis an
Zwar sind die Pflanzen unterschiedlich aufgegangen - manche reichen dem Landwirt bis zum Knie, andere bis zum Kopf - , aber man sieht schon deutlich die Blütenstände. "Für den ersten Versuch ist das nicht schlecht", kommentiert Baumgärtner.
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An Wasserpfeifen und Joints hat er bei seinem Anbauversuch nicht gedacht, sondern an die Produktion eines hochwertigen Lebensmittels. "Uso-31" heißt die als Nutzhanf geführte Sorte. Sie enthält nahezu kein Tetrahydrocannabinol (THC) - so heißt die psychoaktive Substanz, die den Hauptanteil der berauschenden Wirkung ausmacht.
In Deutschland gelten Cannabispflanzen als Betäubungsmittel. Laut Betäubungsmittelgesetz sind sowohl ihr Anbau als auch das Inverkehrbringen verboten. Doch es gibt eine Ausnahme und zwar, wenn der "Anbau durch ein Unternehmen der Landwirtschaft" erfolgt und nur "zertifiziertes Saatgut" verwendet wird, das "aus EU-Mitgliedstaaten" stammt und der "THC-Gehalt nicht über 0,2 Prozent" liegt. Die berauschenden Substanzen, allen voran das THC, werden aus dem Harz der weiblichen Hanfpflanze gewonnen. Marihuana nennt man die getrockneten, harzhaltigen Blüten. Gepresstes Harz ist als Haschisch bekannt.
Hanfsamen als Superfood
Die Samen der Hanfpflanze hingegen enthalten kein THC. Sie gelten als Superfood, weil sie sehr reich sind an gesunden Fetten, Vitaminen und weiteren wichtigen Nährstoffen. Diese Hanfsamen will Bio-Landwirt Baumgärtner ernten und direkt ab Hof als Lebensmittel vermarkten. Das darf er.
Einer Pressesprecherin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zufolge fallen Hanfsamen sowie aus ihnen hergestellte Lebensmittel wie etwa Hanfsamen-Salatöl, Hanfsamen-Bier oder Hanfsamen-Schokolade nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. "Es gelten für solche Lebensmittel jedoch die allgemeinen lebensmittelrechtlichen Bestimmungen."