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Zapfendorf will Mahnmal eines Neudrossenfelder Künstlers nicht


Autor: Alexander Hartmann

Neudrossenfeld, Donnerstag, 24. Januar 2013

Der Neudrossenfelder Künstler Roland Schön hat ein Objekt geschaffen, das an die Zerstörung Zapfendorfs erinnern sollte. Er hat mit seinem Werk "Zeitraum" einen Kunstwettbewerb gewonnen, darf das Mahnmal aber nicht errichten.
Roland Schöns Werk sei ,,der Entwurf einer vielschichtigen Metapher für Wiederaufbau vor dem Relikt eines zerstörten Eisenbahnpuffers... ein optimistischer Ansatz für heute und gestern'', so das Urteil der Jury, das den Gemeindrat nicht überzeugt hat. Foto: Johannes Michel


Für Roland Schön ist es "ein Aprilscherz". Der Neudrossenfelder hat einen doch stattlich dotierten Kunstwettbewerb gewonnen, die hochkarätig besetzte Jury mit seinem Objekt, das den Namen "Zeitraum" trägt, vollends überzeugt. Sein Siegerentwurf, der an den Wiederaufbau der Gemeinde Zapfendorf (Landkreis Bamberg) nach der Explosion eines Munitionszuges am 1. April 1945 erinnern sollte, wird aber nie errichtet werden.


Wagenhäuser kommt zum Zug

Der Kunstwettbewerb hat sich zur Politposse entwickelt und in der Bamberger Landkreis-Gemeinde für einen heftigen Streit gesorgt. Im Mittelpunkt steht Schöns Werk, das aus einer einfachen Betonplatte mit zweifacher Abstufung bestanden hätte. Über dieser wäre eine einfache Flachdachkonstruktion geschaffen worden, die von zahlreichen Stützen getragen wird. "Es wäre ein begehbarer Ort gewesen, in dem man sich mit der Zeit und den Ereignissen hätte auseinandersetzen können", sagt Schön.

Der Zapfendorfer Gemeinderat hat seinem Kunstwerk die kalte Schulter gezeigt. Er wird das Werk des Drittplatzierten als Mahnmal realisieren lassen. Der heißt Bernd Wagenhäuser, kommt aus Bamberg und ist der Künstler, der 2009 auch die Skulptur am Mittelpunkt Oberfrankens bei Heubsch im Markt Kasendorf erschaffen hat.


"Kleinbürgerlich"

Die Jury fühlt sich vom Gemeinderat düpiert und tobt. Deren Vorsitzender Ovis Wende, ein aus Unterfranken stammender Professor für Kunst im öffentlichen Raum an der Fachhochschule Dortmund, spricht von einer "Provinzposse", wirft dem kommunalen Gremium vor, alle künstlerischen und formalen Qualitäten des prämierten Entwurfs zu missachten.

Da vor der Entscheidung des Gemeinderats einige Bürger Schöns Werk kritisiert hatten, spricht Ovis von "kleinbürgerlicher Anpassung an das gesunde Volksempfinden". Anders als Schöns Werk lasse Wagenhäusers Entwurf die geforderte Zukunftsgewandtheit vermissen.


Am Telefon Absage erhalten

Roland Schön selbst ist am Telefon von zweitem Bürgermeister Baptist Schütz über die Entscheidung des Zapfendorfer Gremiums informiert worden. "Ich hatte niemals damit gerechnet. Ich hatte nur noch auf den Startschuss gewartet, um das Objekt realisieren zu können, das ja schon am 1. April, dem Jahrestag der Zapfendorfer Katastrophe, stehen soll", sagt der 48-Jährige, der weiß, dass das Vorgehen der Kommunalpolitiker rein rechtlich nicht zu beanstanden ist.

Doch sei es ein sehr ungewöhnliches Vorgehen. "In den allermeisten Fällen hält sich ein Gremium an das Votum einer Jury, das von diesem ja auch mit dem Kunstwettbewerb betraut worden ist." Warum die Zapfendorfer einen eigenen Weg gehen, erschließt sich ihm nicht. "Mir hat man auch noch keinen plausiblen Grund mitgeteilt."


"Unverschämt"

Dass nicht nur er, sondern auch der zweitplatzierte Thomas Eller übergangen worden ist, sei eine "Unverschämtheit". Das Ergebnis des Kunstwettbewerbs sei so ausgehebelt worden, urteilt Schön, dessen Entwurf im Maßstab 1:5 übrigens immer noch in Zapfendorf steht. Was damit passiert? Schön hofft, wieder in den Besitz des Modells zu gelangen. "Ich hole es aber nicht ab. Das sollen die Zapfendorfer mir schön liefern", sagt der Künstler, der als Sieger des Wettbewerbs 1800 Euro erhalten hat, dem aber viel Geld entgangen ist.

30.000 Euro waren als Auftragsvolumen angesetzt. Reich, so betont Schön, wäre er mit dem Projekt aber nicht geworden. "Ich hätte das Objekt ja auch nicht selbst gebaut, sondern Architekt, Statiker und Handwerker mit der Umsetzung beauftragen müssen."


Bedeutender Tag

Für Roland Schön, der viel Zeit und Mühe in den Wettbewerb invstiert hat, wäre es aber vor allem auch eine Ehre gewesen, "wenn es mein Modell wäre, das an den doch bedeutenden Tag in der Geschichte Zapfendorfs erinnert". Er ist nach wie vor davon überzeugt, dass sein Werk ein aussagekräftiges Mahnmal gewesen wäre. Das hat ihm ja auch die Jury attestiert.

"Der Entwurf einer vielschichtigen Metapher für Wiederaufbau vor dem Relikt eines zerstörten Eisenbahnpuffer ... ein optimistischer Ansatz für heute und morgen", heißt es in der Bewertung, die den Gemeinderat kalt gelassen hat.


Historie Am 1. April 1945 wurden nahezu alle Häuser in Zapfendorf (Landkreis Bamberg) durch die Explosion eines am Bahnhof abgestellten Munitionszuges zerstört. 23 Menschen starben in den Trümmern, viele verloren alles. Zapfendorf wurde innerhalb weniger Jahre wieder aufgebaut.


Denkmal Ziel des Wettbewerbs war die künstlerische Gestaltung eines Denkmals, das an die Zerstörung und den Wiederaufbau Zapfendorfs erinnern soll. Das Kunstwerk sollte sich mit den Themen Krieg, Schuld, Leid, Zerstörung, Hoffnung und Neubeginn auseinandersetzen.