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Yvetta Rehm ist als Sprachpatin erfolgreich


Autor: Lisa Kieslinger

Peesten, Freitag, 18. November 2016

Yvetta Rehm ist Sprachpatin für ein syrisches Mädchen. Doch eigentlich ist sie viel mehr: Sie kümmert sich um die ganze siebenköpfige Familie.
Nach drei Versuchen hat es Dalaa raus, wie Lebkuchen aussehen müssen. Hilfe von Yvetta Rehm braucht sie dabei schon nicht mehr.  Foto: Lisa Kieslinger


Orangeat, Zitronat, Mehl, Nüsse - Yvetta Rehm aus Peesten zählt die Zutaten auf, die sie für ihre Lebkuchen verwendet hat. "Eier hatten wir auch", ergänzt Dalaa, die beim Backen hilft. Seit gut einem Jahr kümmert sich Yvetta Rehm um das syrische Mädchen. "Für mich ist das eine Herzensangelegenheit", sagt die 48-Jährige.

Sie selbst kam mit gut zwei Jahren nach Deutschland. Ihr Vater, ein Schiffsbauer, brachte sie und ihre Mutter 1970 mit einem Schiff von Tschechien nach Hamburg. "Wir hatten kein Geld, wir konnten kein Deutsch und wir hatten große Angst erwischt zu werden", erzählt Yvetta Rehm heute. Mit dem Zug ging es für die junge Familie erst einmal weg aus Hamburg. In Braunschweig hat sie dann ein Mann angesprochen und ihre schwierige Lage bemerkt. Er nahm die Familie mit zu sich nach Hause, wo sie übernachten konnte. "Wie mutig der Mann war, eine fremde Familie mit nach Hause zu nehmen", das beeindruckt Yvetta Rehm noch heute.

Als ihr Vater diese Geschichte erzählt hat, machte sich die 48-Jährige auf die Suche nach diesem Mann - und sie fand ihn. Zum gleichen Zeitpunkt las sie die Anzeige in der Bayerischen Rundschau, dass die Geschwister-Gummi-Stiftung Sprachpaten für Flüchtlingskinder sucht. "Ich wollte einfach etwas zurückgeben", erklärt die 48-Jährige. Sie meldete sich an.

In einem Treffen wurde allen Interessierten ein Kind zugewiesen. "Mit meiner Kleinen war das Liebe auf den ersten Blick. Einfach magisch", erzählt Yvetta Rehm und strahlt dabei über das ganze Gesicht. Zwei Mal in der Woche schaut die 48-Jährige bei Dalaa in Kulmbach vorbei. Neben Hausaufgaben machen und lernen, bindet Yvetta Rehm die Elfjährige auch in ihren Alltag mit ein. Egal ob Lebkuchen backen, Pilze sammeln, Kino- oder Schwimmbadbesuche - sie behandelt Dalaa und ihre Geschwister wie ihre eigenen Kinder. "Manchmal frage ich mich: Was habe ich gemacht, als meine Kinder aus dem Haus waren", sagt Rehm und lacht.

Die 48-Jährige arbeitet im Zollamt. Nach der Familienpause, in der sie sich um ihre beiden Töchter, heute 22 und 24 Jahre alt, gekümmert hat, wurde sie nach Bayreuth versetzt. "Wenn ich einen blöden Tag auf Arbeit hatte, habe ich eigentlich gar keine Energie mehr, mit Dalaa Hausaufgaben zu machen", erzählt die Zollbeamtin. Doch gerade an solchen Tage gehe sie am Ende des Tages zufrieden nach Hause. "Ich mag meine Arbeit. Aber manchmal braucht man etwas für's Herz."


Unterstützung von der Familie

Besonders stolz ist sie auf die Unterstützung ihrer Familie. Ihre beiden Töchter freuen sich immer sehr, wenn sie Dalaa bei Besuchen in der Heimat treffen und unterstützen auch die Arbeit ihrer Mutter. "Egal ob Handtaschen oder Schmuck, wenn sie etwas übrig haben, schicken sie es mir für die Mädchen." Und auch ihr Mann unterstützt das Ehrenamt seiner Frau und macht mit Badeaufsicht, wenn Yvetta Rehm Dalaa und ihre Geschwister zum Schwimmen abholt. Am Anfang des Projektes dachte Yvetta Rehm nicht, dass sich das alles so entwickelt. Zwischen der syrischen Familie und ihr entstand mit der Zeit eine richtige Herzensfreundschaft.
"Es ist einfach unglaublich erfüllend. Ich bin ganz oft ganz zufrieden", sagt die 48-Jährige und strahlt dabei über ihr ganzes Gesicht.