Druckartikel: Wurde die Robinie zu stark zurückgeschnitten?

Wurde die Robinie zu stark zurückgeschnitten?


Autor: Katrin Geyer

Kulmbach, Montag, 25. März 2013

Grünen-Stadtrat Volker Wack kritisiert den radikalen Schnitt der Robinien im Kulmbacher Kressenstein. Den hat die Stadt veranlasst. Und die hat dazu eine etwas andere Meinung.
Radikal zurückgeschnitten wurde diese Robinie im Kressenstein. Fotos: Katrin Geyer


Morgens, wenn das Licht ganz flach kommt, sehen sie besonders elend aus: Keine Zweige, keine erkennbare Krone - nur der Stamm und ein paar kahle Äste sind geblieben von den sieben Robinien im Kressenstein. Ist hier jemand in der Absicht, die Bäume zurück zu schneiden, gewaltig übers Ziel hinausgeschossen? Oder hat das Ganze einen Sinn?

Verstoß gegen Verordnung

Für Volker Wack, Vorsitzender der Stadtratsfraktion der Grünen/Offenen Liste, ist der Fall klar: Hier liegt ein Baumfrevel vor. Die Aktion sei, so merkte er in der jüngsten Stadtratssitzung an, ein offensichtlicher Verstoß gegen die städtische Baumschutzverordnung.

Diese Verordnung stellt alle Bäume unter Schutz, die höher als 130 Zentimeter sind und einen Stammumfang von mehr als 80 Zentimetern haben. Solche Bäume dürfen nicht ohne Genehmigung gefällt werden.

Eine Genehmigung braucht auch, wer an diesen Bäumen Eingriffe vornimmt, die das charakteristische Aussehen behindern. "Genau das ist hier geschehen", so Wack in der Stadtratssitzung. "Es ist eine Katastrophe, wie die Stadt mir ihrem Grün umgeht", sagt er auf Nachfrage unserer Redaktion.

Vorbildfunktion

Wack geht es bei seiner Kritik nicht um die Bäume im Kressenstein allein. Er sieht die Stadt vielmehr in einer Vorbildfunktion: "Wenn Privatleute sehen, dass Bäume hier einfach ganz radikal gekappt werden, dann muss man sich nicht wundern, wenn das im privaten Bereich auch passiert."

Bei der Stadt Kulmbach weist man diese Kritik entschieden zurück. Robinien seien große Bäume, für diesen Standort denkbar ungeeignet, sagt Pressesprecherin Andrea Mandl. "Warum die nach der Erneuerung des Kressensteins dorthin gepflanzt worden sind, weiß kein Mensch mehr." Ließe man die Bäume einfach wachsen, würden sie viel zu groß und zu breit. Schäden an den Gebäuden seien nicht auszuschließen.

Für eine kleine Krone

Deswegen haben Mitarbeiter der Stadtgärtnerei die Robinien stark zurückgeschnitten. "Das sieht aggressiv aus", gibt die Pressesprecherin zu. "Aber in der Stadtgärtnerei gibt es Leute vom Fach, die schon wissen, was sie machen." Und die seien zuversichtlich, dass die Robinien im späten Frühjahr so stark austreiben, dass sie im Sommer wieder eine ansehnliche - aber eben kleine - Krone aufweisen werden.

Herkunft Die Robinie stammt ursprünglich aus Nordamerika. Sie gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler. Mit der Akazie ist sie nur entfernt verwandt - auch wenn sie gelegentlich als "Scheinakazie" bezeichnet wird.

Wuchs Die Robinie bildet eine rundliche oder locker schirm artige Krone aus. Freistehende Bäume werden 12 bis 20 Meter hoch, im geschlossenen Bestand sind allerdings auch Höhen bis 30 Meter möglich.

Stadtbaum Die Robinie ist als Baum für Innenstädte beliebt, weil sie unempfindlich gegen Rauch, Staub und Ruß ist. Experten sprechen deshalb von einem "Stadtbaum".

Nutzholz Robinienholz ist sehr hart und widerstandsfähig gegen Fäulnis. Es eignet sich deshalb gut für Gartenmöbel oder Spielgeräte auf Spielplätzen.