Wortblüten der Sprachverbieger
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Dienstag, 31. Mai 2016
Sprache ist etwas Schönes: Sie hilft uns, Tatsachen zu beschreiben und einander zu verstehen. Meistens. Denn nicht jeder liebt die Worte.
Sprache ist etwas Schönes: Sie hilft uns, Tatsachen zu beschreiben, Gefühle auszudrücken und einander zu verstehen. Meistens. Denn nicht jeder liebt die Worte, und so kommt es gelegentlich zu groben Misshandlungen. Vorzugsweise geschieht dies in deutschen Amtsstuben, wo die entstellten Opfer der Sprachverhunzung in Vorschriften und Gesetzestexten versteckt werden.
Ab und zu gelingt einer Wortschöpfung die Flucht, und wir dürfen sie bestaunen und uns verwundert am Kopf kratzen. Wenn Sie zum Beispiel irgendwo von einer erfolgreichen Beelterung hören, dürfen sie sich freuen: Es ist gelungen, ein Kind in eine Pflegefamilie zu vermitteln.
Aber was tun, wenn Sie keine Lebensberechtigungsbescheinigung vorweisen können? Halb so wild: Wer immer sich das ausgedacht hat, will Ihnen nichts Böses, sondern einen Blick in das gute alte Stammbuch werfen.
Die kuriosesten Blüten treibt das Bürokratendeutsch, wenn es um die Natur geht. Die ist ohnehin suspekt, weil sie sich gegen jede Form der Normierung wehrt und einfach wächst, wie sie will. Da kennt der Amtsschimmel kein Pardon: Spontanvegetation (Unkraut) wird rigoros beseitigt, raumübergreifendes Großgrün (Bäume) auf vorgeschriebenes Maß gestutzt. Auf der Weide stehen keine gemütlich widerkäuenden Kühe, sondern rauhfutterverzehrende Großvieheinheiten, die von einer nicht lebenden Einfriedung (Zaun) in Schach gehalten werden.
Gut, dass die Bürokratie entlang von mit Autos befahrbaren Asphaltflächen trotz Tendenz zum Wildwuchs zumindest das Straßenbegleitgrün erlaubt. Manchmal sogar einen Blühstreifen! Was das schon wieder ist? Ganz einfach: Straßenbegleitgrün mit Blumen drin!