Wolf oder wildernder Hund? Schwer verletztes Pony bei Losau gefunden
Autor: Christine Fischer
Losau, Montag, 13. Juli 2020
Am Ortsrand von Losau wurde Ende vergangener Woche ein schwer verletztes Pony auf einer Koppel gefunden. Nun wird viel diskutiert, wer das Tier attackiert haben könnte.
In Losau wurde vergangene Woche in der Nacht von Donnerstag auf Freitag auf einer ortsnahen Koppel ein Pony angegriffen und schwer verletzt. Seitdem steht der Verdacht im Raum, dass es sich dabei womöglich um eine Wolfs-Attacke gehandelt haben könnte. Während manche, die Tier und Tatort begutachtet haben, das durchaus für möglich halten, sich aber nicht öffentlich äußern wollen, schließt der verständigte Wolfsbeauftragte dies in einer Ferndiagnose aus und hält einen wildernden Hund für den Täter. Die Beteiligten sollen am besten gar nichts zu dem Thema sagen, wird ihnen immer wieder von verschiedenen Seiten nahegelegt. Doch einen Maulkorb wollen sich nicht alle verpassen lassen, weshalb wir die Geschichte hier trotzdem erzählen können.
Doch was war eigentlich passiert? Silke Settmacher hat fünf Pferde, vier Shetlandponys und einen Isländer. Im Sommer stellt sie ihre Herde ab und zu auf eine Koppel, die am Losauer Ortsrand direkt zwischen Wohnhäusern und angrenzendem Wald liegt. Am Freitagmorgen wird sie von einer Nachbarin darauf aufmerksam gemacht, dass irgendetwas passiert sein müsse und sie sich doch einmal umschauen soll. Als die Pferdebesitzerin zur Weide kommt, erlebt sie eine böse Überraschung. Zwei Ponys sind ausgebrochen, der Leithengst "Carlos" ist schwer verletzt, ein weiteres Pferd hat einen kleinen Biss, und alle Tiere sind völlig verstört und in Panik.
"Ich bin zuerst von einem Hund ausgegangen, an einen Wolf habe ich gar nicht gedacht", so Silke Settmacher. Sie sei dann aber von jemandem darauf hingewiesen worden, dass das durchaus das Werk eines Wolfs gewesen sein könnte. Das Vorgehen war äußerst aggressiv. Das Tier - Hund oder Wolf - hat sich vielleicht unter dem Zaun der Koppel durchgegraben, zumindest gibt es entsprechende Spuren, von denen man aber nicht sagen kann, ob sie aktuell oder schon älter sind. Die Verletzungen an dem 24-jährigen Hengst sind jedenfalls enorm. "Er hat die Herde verteidigt", weiß die Besitzerin. Carlos hat am ganzen Körper Blessuren - tiefe Bisse an den Fesseln, am Auge, am Nacken und im Bereich der Kehle. "Er schaut übel aus", sagt Silke Settmacher, die bis vor kurzem nicht wusste, ob das Pferd durchkommt.
Bisse dieser Art sind hochinfektiös. Weil die Besitzerin das weiß, hat sie die Wunden gleich großflächig gesäubert und desinfiziert. Im Nachhinein betrachtet ein Problem, denn so können keine Abstriche mehr gemacht werden, um die Wunden auf mögliche Wolfs-DNA untersuchen zu lassen.
Silke Settmacher hat den Fall der Polizei gemeldet, die Ermittlungen aufgenommen hat. Beamte der Stadtsteinacher Inspektion haben sich den Tatort und das verletzte Pony angesehen - unter anderem den Abstand der Reißzähne gemessen - und die Ergebnisse an den Wolfsbeauftragten weitergegeben. Der habe einen Wolfsangriff ausgeschlossen mit der Begründung: "Ein Wolf beißt nur einmal." Die Polizei geht deshalb von einem wilderndem Hund aus. "So einen Fall hatten wir hier noch nicht in den letzten Jahren", heißt es von Polizeiseite.
Die Beamten haben auch das Kulmbacher Veterinäramt verständigt. Das ist in solchen Fällen aber gar nicht zuständig, wie Leiter Andreas Koller erklärt. Vielmehr greift bei einem vermuteten Wolfsangriff das Wildtiermanagement "Großer Beutegreifer" des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU).
Dort ging am Montagnachmittag die entsprechende Meldung des hinzugezogenen Wolfsberaters ein, der Mitglied des bayernweiten LfU-Expertennetzwerks "Großer Beutegreifer" ist. In dem Losauer Fall sei er nicht vor Ort gewesen, weil er aufgrund der Wundversorgung keine DNA-Probe mehr hätte entnehmen können. Letztendlich seien die Untersuchungen zu derartigen Vorfällen immer ein Indizienprozess. Für den Wolfsberater war in diesem Fall der Biss-Abstand ausschlaggebend, "der war viel zu klein für einen Wolf".