Wohnungsmarkt in Kulmbach: Senioren tun sich schwer
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Freitag, 03. April 2020
Seniorenwohnungen sind in Kulmbach Mangelware. Irene Kinitz hatte Glück und fand über die Baugenossenschaft ihr Zuhause. Viele Suchende gehen leer aus.
Für Irene Kinitz war es wie ein Sechser im Lotto. Eine altengerechte Wohnung zu finden, barrierefrei in guter Lage und am besten noch mit netten Nachbarn, das ist für die meisten Senioren sehr schwer geworden. Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem. Die Untersteinacherin hat dank der Baugenossenschaft Kulmbach das Richtige für sich gefunden: In der Hollergasse 5, einem Neubau mit 15 Wohneinheiten.
Die Wohnung ist nicht groß, etwas über 50 Quadratmeter, aber vorteilhaft geschnitten: Es gibt ein gemütliches Wohnzimmer mit Balkon und einer kleinen Küche, ein Schlafzimmer und ein großzügiges, barrierefreies Bad, im Keller noch Abstellfläche. "Das reicht. Ich habe hier alles, was ich brauche."
Die 66-Jährige wohnt zum ersten Mal zur Miete. In Untersteinach lebte sie im eigenen Haus, doch nach dem Tod ihres Mannes wollte sie dort nicht allein bleiben.
Lange Wartelisten
Viele sind auf der Suche, und nur wenige haben wie Irene Kinitz das Glück, das für sie Passende zu bekommen. "Es gibt bei weitem nicht genug Wohnungen in Kulmbach", sagt Udo Petzoldt, Vorstand der Baugenossenschaft. "Unsere Warteliste ist lang, 300 Leute aktuell. So schnell kann man gar nicht bauen, wie die Wohnungen gebraucht werden." Und es wird noch schlimmer, prophezeit Petzoldt: "Wenn die geburtenstarken Jahrgänge in die Jahre kommen, dann brauchen wir noch viel mehr altengerechte Wohnungen. Die Demografie-Debatte wird die Klima-Debatte einholen, und beide werden dann nebeneinander hergaloppieren."
Eine Situation, die nach Ansicht des Baugenossenschafts-Vorstands vermeidbar gewesen wäre, hätte die Politik rechtzeitig die Weichen gestellt. "Es fehlt an Weitsicht. Wir diskutieren falsch und zu lang. Die Trends sind doch klar: Ein-Personen-Haushalte nehmen massiv zu, und das sind nicht nur junge Singles, sondern vor allem Ältere.Wir bereiten uns darauf vor, bauen viel in der Größenordnung 50 bis 60 Quadratmeter für ein bis zwei Personen."
1300 Wohnungen hat die Baugenossenschaft in Kulmbach. Etwa 150 davon sind altengerecht, behindertengerecht nur wenige, "weil da immense immense Anforderungen erfüllt werden müssen".
Petzoldt befürchtet, dass sich mit dem Uni-Campus die Wohnungssituation in Kulmbach verschärfen wird, gerade was den Markt an günstigen kleinen Wohnungen angeht. "Deshalb haben wir für einen Wohnungsgipfel plädiert. Der wäre einfach wichtig. Die Mietpreise werden steigen. Da wird mir himmelangst, gerade wegen der Menschen mit geringem Einkommen. Wir können das nicht auffangen, und auch die Städtebau nicht."