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Wohnmobil-Unfall: War ein rücksichtsloser Raser schuld?


Autor: Alexander Hartmann

Kulmbach, Freitag, 17. Februar 2017

Ein Wohnmobil ist im Juni 2016 auf der A70 bei Schirradorf verunglückt. Der Fahrer eines Sportwagens soll den Unfall verursacht haben.
Das Wohnmobil war am 14. Juni 2016 auf der A70 bei Schirradorf umgestürzt und auf der Beifahrerseite liegen geblieben. Foto: News5/Merzbach/Archiv


Spielzeugautos auf dem Richtertisch: Am Kulmbacher Amtsgericht wurde mit Modellfahrzeugen ein schwerer Unfall nachgestellt, der sich am 14. Juni 2016 auf der A 70 zwischen Stadelhofen und Schirradorf ereignet hat. Ein Wohnmobil hatte sich in der Mittagszeit aufgeschaukelt, war gegen die Mittelleitplanke geprallt, umgekippt und schließlich auf der Beifahrerseite liegen geblieben. Fahrerin und der Beifahrer wurden verletzt. Sie leiden noch heute noch unter den Folgen.


Rechts überholt

Wie sich das Unglück ereignen konnte? Den Unfall verursacht haben soll ein 49-Jähriger aus dem Raum Würzburg, der mit einem Audi R8 von Bamberg Richtung Bayreuth unterwegs war. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, mit seinem Sportwagen mit hohem Tempo auf den Wohnwagen aufgefahren zu sein, während dieser einen Lastwagen überholte. Bevor das Wohnmobil vor dem Lkw wieder rechts einscheren konnte, sei der Audi in die sich auftuende Lücke gestoßen und habe das Wohnmobil mit hohem Tempo rechts überholt. Die Fahrerin sei überrascht worden, habe gegengesteuert, um eine Kollision zu verhindern. Dabei sei das Fahrzeug außer Kontrolle geraten.


Unfallflucht?

Der 49-jährige Unterfranke muss sich wegen vorsätzlicher Straßenverkehrsgefährdung und fahrlässiger Körperverletzung vor dem Kulmbacher Amtsgericht verantworten, aber auch wegen Unfallflucht. Er soll, so Staatsanwalt Willy Dreise, seine Fahrt fortgesetzt haben, ohne sich um den Unfall zu kümmern.


Mit über 200 km/h

Der Angeklagte ließ über seinen Rechtsanwalt mitteilen, dass er diesen gar nicht mitbekommen habe. Er sei auf dem Streckenabschnitt mit über 200 km/h unterwegs gewesen ("Da war wenig Verkehr"), vom Wohnmobil dann durch dessen abruptes Wechseln auf die linke Fahrbahn ausgebremst worden. Nach dem Überholvorgang ("Audi und Wohnmobil waren am Lkw vorbei") sei er in ausreichendem Abstand vor dem Lastwagen auf die rechte Spur gefahren. Das Wohnmobil sei links geblieben. Nach etwa einer Minute ("Beide Fahrzeuge sind parallel zueinander gefahren") habe er dann aufs Gaspedal getreten und sei vorbeigezogen.


Den Lkw quer gestellt

Ganz anders schilderten die Zeugen den Hergang. Nicht nur die Fahrerin des Wohnmobils und ihr Beifahrer ("Der Audi ist aus dem Nichts rechts aufgetaucht"), auch ein Lkw-Fahrer, der hinter den drei Fahrzeugen unterwegs war, machten den 49-Jährigen für den Unfall verantwortlich. "Das war brutal. Der Audi-Fahrer ist mit Vollgas in die Lücke gestoßen. Das war nichts mit Nebeneinander-Herfahren", stellte der Kraftfahrer aus dem Raum Stadtsteinach fest. Der Zeuge hatte in der Folge seinen Lkw quer auf die Fahrbahn gestellt, um zu verhindern, dass nachfolgende Autos in das Wohnmobil krachen. Dessen Insassen hatten Todesangst. "Wir sind froh, dass wir noch am Leben sind", sagte der Beifahrer.


Ein "Drängler"

Dass der Audi-Fahrer auf der Strecke zwischen Schesslitz und Stadelhofen mit hohem Tempo auf andere Fahrzeuge aufgefahren sei und gedrängelt habe, machte ein 65-Jähriger deutlich, der ebenfalls vom 49-Jährigen überholt worden war.

Auch wenn der Angeklagte im Laufe der Verhandlung immer mehr in die Defensive geriet - er blieb bei seiner Darstellung. "Er hält an seinen Schilderungen fest. Er sagt, dass ihn keine Schuld trifft", machte sein Verteidiger deutlich.


Der Fortsetzungstermin

Die Verhandlung wurde nach dreieinhalb Stunden von Richterin Sieglinde Tettmann unterbrochen. Sie wird am Mittwoch, 8. März, um 13.30 Uhr fortgesetzt. Dann wird ein weiterer Zeuge gehört.