Wohin mit den Asylbewerbern in Kulmbach?
Autor: Dagmar Besand
Blaich, Freitag, 10. Oktober 2014
Aufgrund des Flüchtlingszustroms sucht die Regierung von Oberfranken weitere Immobilien für Gemeinschaftsunterkünfte, auch im Landkreis Kulmbach. Im Gespräch war ein Gebäude der Baugenossenschaft im Kulmbacher Stadtteil Blaich, das jedoch nicht geeignet ist und nun doch abgerissen werden soll.
Jede Woche kommen neue Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien nach Oberfranken, zusätzlich zur wachsenden Zahl Asylsuchender aus vielen anderen krisengeschüttelten Ländern. Während ihre Anträge geprüft werden, müssen sie untergebracht und versorgt werden, in der Regel in Gemeinschaftsunterkünften. Da alle Einrichtungen belegt sind, sucht die Regierung von Oberfranken ständig nach geeigneten, aktuell leerstehenden Immobilien, auch im Landkreis. Im Gespräch war dafür auch ein Objekt in der Blaich, ein Wohnblock der Baugenossenschaft Kulmbach in der Michel-Weiß-Straße.
Standards werden nicht erfüllt
"In der Blaich steht derzeit ein praktisch leer gezogener Wohnblock, der eigentlich für den Abriss und einen Neubau geplant ist", sagte Udo Petzoldt, geschäftsführender Vorstand der Baugenossenschaft Kulmbach auf Nachfrage.
Daraus wird jedoch nichts werden. Am 11. September stellte die Genossenschaft der Regierung von Oberfranken Unterlagen zu dem Objekt zur Verfügung. "In nachfolgenden Telefonaten wurden notwendige Investitionen offensichtlich, die die Baugenossenschaft nicht tragen kann. So werden Standards gefordert, die in unserem Objekt nicht gegeben sind, zum Beispiel eine Zentralheizung." Deshalb habe man sich entschieden, den Gedanken nicht weiter zu verfolgen.
Die Regierung ist also weiter auf der Suche, nicht nur im Landkreis Kulmbach, sondern in ganz Oberfranken, "vorzugsweise in einer Größenordnung ab 50 Personen", so Oliver Hempfling, Pressesprecher der Regierung von Oberfranken. "Momentan müssen wir fast jeden Flüchtling, der über Zirndorf zu uns geschickt wird, zur dezentralen Unterbringung an die Kreisverwaltungsbehörden weiterleiten."
6,8 Prozent nach Kulmbach
Die Asylbewerber werden nach festgelegten Quoten auf die Landkreise verteilt. Auf Kulmbach entfallen 6,8 Prozent der Oberfranken zugewiesenen Asylanten. "Unser Soll haben wir bereits mehr als erfüllt", so Isabella Burger vom Landratsamt Kulmbach, die sich um die dezentrale Unterbringung derjenigen Asylbewerber kümmert, für die die Regierung keinen Platz in ihren Einrichtungen findet.
"Die dezentrale Unterbringung ist eine Ausnahmesituation", so Burger, "aber wir bekommen das im Landkreis Kulmbach bislang gut hin. "Wir arbeiten mit den Gemeinden gut zusammen, und ich bekomme auch immer wieder Anrufe von Privatleuten, die uns Wohnraum anbieten. Da tun wir uns schon leichter als andere Landkreise." Manch größerer Landkreis habe seine Quote noch längst nicht erfüllt.
Aktuell hat Isabella Burger 94 Menschen dezentral in Privatwohnungen untergebracht, weitere 15, die wegen besonderer familiärer Bedingungen aus den Wohnheimen ausziehen durften, leben ebenfalls in gesonderten Wohnungen.
Derzeit stehen der Regierung im Kulmbacher Stadtgebiet drei Unterkünfte für Asylbewerber zur Verfügung: In der Pestalozzistraße leben 33 Menschen, weitere 33 in der Hans-Planck-Straße. In die Gebäude am Hundsanger sind 32 syrische Kontingentflüchtlinge eingezogen. Fünf der insgesamt acht Wohnungen sind belegt, in die drei anderen ziehen in den nächsten Tagen Familien ein, die bislang noch in Übergangswohnungen in Untersteinbach Am Eichberg wohnen.
53 weitere Asylbewerber sind derzeit in Neuenmarkt in der Wirsberger Straße untergebracht, in Mainleus wird noch vor dem Jahresende eine weitere Unterkunft bezugsfertig sein.