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Wirte warten weiter auf Staatshilfen


Autor: Ursula Prawitz

Kulmbach, Mittwoch, 03. März 2021

Corona-Gastrohilfen: Die Wirte warten weiter auf staatliche Unterstützung und geraten in Existenznot. Bundestagsabgeordnete Zeulner steht im Wort.
Die Wirtsfamilie Florian, Monika und Werner Pittroff würde in ihrem Biergarten gern wieder Gäste begrüßen.


Brauereigaststätten dürfen auf baldige Anpassung der Hilfen hoffen - so hieß es zumindest in einer Pressemitteilung von Bundestagsabgeordneter Emmi Zeulner (CSU) Mitte Februar 2021. "Ich freue mich sehr, dass sich der Einsatz hier gelohnt hat, und wir nun eine Verbesserung für unsere so wichtigen und traditionsreichen Brauereigaststätten erreichen werden", so die Bundestagsabgeordnete.

Die meisten der Brauereigaststätten seien familiengeführt und fränkisches Kulturgut, "damit verdienen sie unsere besondere Unterstützung." Viele der Brauereigaststätten hätten keinen Anspruch auf die November- bzw. Dezemberhilfen gehabt, weil sie mehr als 20 Prozent ihres Umsatzes aus anderweitigem Getränkeverkauf erzielten.

Zwar trifft dieser spezielle Umstand auf den Brauereigasthof "Zum Gründla" nicht zu, aber Brauereigastwirt Werner Pittroff wartet trotzdem noch immer auf die beantragte und versprochene Unterstützung.

"Von der November-/Dezemberhilfe haben wir bislang 50 Prozent erhalten", sagt der Gastwirt, der mit seiner Familie den Brauereigasthof "Zum Gründla" betreibt. Sein Sohn Florian, der als Braumeister die hauseigene Brauerei am Laufen hält, glaubt sogar, dass da gar nichts mehr kommen werde.

Leere Versprechungen

Von leeren Versprechungen redet Werner Pittroff, der mit Umsatzeinbußen um die 70 Prozent zu kämpfen hat. "Natürlich haben wir unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, aber dennoch muss ich über 30 Prozent für die Mitarbeiter weiter bezahlen." Sollte das so weitergehen, sehe er sich gezwungen, erste Entlassungen auszusprechen.

Auch die kurzfristigen Vorgaben der Behörden stellen den Brauereigasthof vor so manche Schwierigkeit. "Man kann nur noch von heute auf morgen planen", sagt Wirtin Monika Pittroff. Das verlange nicht nur bei der Ressourcenplanung viel Flexibilität, sondern wirke sich auch auf die Produktionsmengen aus.

Produktion auf 50 Prozent gedrosselt

"Wir brauen aktuell etwa 50 Prozent von der Menge, die wir üblicherweise herstellen", erklärt Florian Pittroff. Der bernsteinfarbene "Edeltrunk" und der helle "Hopfentrunk" gehören zu den Hausbieren im Gründla, und normalerweise wird das Sortiment noch um zwei Saisonbiere ergänzt. "Ich werde wohl ein Märzen einbrauen, natürlich in entsprechend geringer Menge, und das war es dann in diesem Jahr."

Zum Glück, so ergänzt Werner Pittroff, hätten sie im Februar 2020 eine Flaschenabfüllung eingerichtet. "Das rettet uns jetzt ein Stück weit, denn nur mit Fassbier hätten wir die Brauerei wohl dicht machen können."

Es fänden ja keine Feiern und keine Veranstaltungen statt, und in der eigenen Wirtschaft könne er aufgrund des Lockdowns auch nichts ausschenken. Und das, obwohl das Bier der Hausbrauerei "Zum Gründla" inzwischen überregional und sogar weltweit bekannt und beliebt sei, sogar in Sibirien werde nach dem Familienrezept gebraut, "und eine Berliner Kneipe will unser Bier in ihr Sortiment aufnehmen."

Dass die Gastwirte nicht öffnen dürfen, kann die Familie Pittroff überhaupt nicht verstehen. "Wir haben ein super Hygienekonzept, und nachweislich hat sich in der Gastronomie quasi niemand angesteckt", sagt Monika Pittroff. Sie vermisst ihre Gäste, das Quatschen und das Lachen. "Wir sind doch nicht nur da, um Gäste mit Essen zu versorgen - so eine Wirtschaft hat doch eine Seele."

Monika Pittroff freut sich zwar, dass viele Stammkunden und auch neue Kunden ihren Abholservice nutzen, aber: "Bei dem schönen Wetter der letzten Tage hätte ich gerne unsere Gäste in unserem Biergarten bewirtet." Für gut 50 Gäste hätte das Gründla mit Einhaltung der Abstandsregeln Platz.

Gleiches Recht wie Friseure gefordert

"Was der Friseur kann, können wir auch", meint Werner Pittroff. "Wenn ich mir hingegen anschaue, wie es in so manchem Supermarkt zugeht ..."

Seine Frau Monika hat Verständnis für die Menschen: "Die Leute wollen ja raus, die wollen was sehen", sagt sie und ist der Meinung: "Hätten die Einzelhändler und Gasthäuser schon länger kontrolliert offen, gäbe es vermutlich auch keinen solchen Massenandrang."