Wirsberger Bürgermeister: Alle dürfen sich jetzt einbringen
Autor: Redaktion
Wirsberg, Mittwoch, 05. August 2020
Jochen Trier hat am 1. Mai sein neues Amt als Wirsberger Bürgermeister angetreten. Wir ziehen mit ihm nach rund 100 Tagen eine erste Bilanz.
Er sorgte bei der Kommunalwahl im März für eine der großen Überraschungen: Jochen Trier (Freie Wähler), der in Wirsberg den amtierenden Bürgermeister Hermann Anselstetter (SPD) nach 42 Dienstjahren vom Thron gestoßen hat. 56,73 Prozent der Wählerstimmen konnte der 48-jährige Polizeihauptkommissar auf sich vereinen, bei Hermann Anselstetter waren es nur 43,27 Prozent. Waren die ersten 100 Tage Amtszeit mehr Spaß oder Stress? Die ersten 100 Tage waren mit Sicherheit mehr Spaß als Stress. Die Kolleginnen und Kollegen aus Verwaltung und Bauhof besser kennen zu lernen, war für mich eine sehr positive Erfahrung. Besonders beeindruckt bin ich von der Qualität unserer Mitarbeiter und deren Engagement für "ihre Gemeinde". Mir ist es sehr wichtig, ein gutes Arbeitsklima zu schaffen und zu dessen Aufrechterhaltung beizutragen. Aber ganz ohne Stress geht so eine Aufgabe natürlich nicht, zumal ich mir viele Sachen selbst erarbeiten muss. Glücklicherweise finde ich bei unserem Team sowie dem 2. Bürgermeister und den Gemeinderatskolleginnen und -kollegen immer ein offenes Ohr für Fragen.
Haben Sie den Aufwand für das Amt unter- oder überschätzt? Was war die größte Umstellung im Vergleich zu Ihrem bisherigen Beruf? Die Vielschichtigkeit des Amtes und der damit zusammenhängenden Details haben mich schon überrascht. Auch in einer Gemeinde unserer Größe ist es erstaunlich, welche Flut an Terminen und Informationen auf einen zukommt. Ein Vorteil aus meiner Sicht ist, dass die Aufgaben eines Bürgermeisters und der eines Polizisten oft in der Herangehensweise ähnlich sind. Man ist oft im Krisenmanagement tätig und versucht miteinander Lösungen zu finden. Lösungen zum Wohle aller.
Wie hat sich Ihre Familie an Ihr neues Amt gewöhnt? Was ist im Familienleben anders geworden? Es muss zwischen Amt und Familie eine Verzahnung geben. Familie steht für mich an erster Stelle, das steht außer Frage. Zum Glück ist es möglich, viele Termine so zu legen, dass sie mit dem Familienleben vereinbar sind. Von daher würde ich sagen, dass meine Familie sich gut an das neue Amt gewöhnt hat. Wirklich geändert hat sich nichts. Durch den Schichtdienst bei der Polizei sind Termine und Arbeit am Wochenende ja nichts Neues.
Wie viele Stunden pro Woche wenden Sie durchschnittlich für das Bürgermeisteramt auf? In Stunden kann man es schwer angeben. Ich verbringe Zeit sowohl im Rathaus als auch bei Terminen oder Zuhause, wenn ich mich in verschiedenste Themen einlese beziehungsweise Schreibarbeit leiste. Einen Tag ganz ohne Bürgermeisterbezug hatte ich seit Amtsantritt nicht. Es ist ja nicht so, dass ich Zuhause das Bürgermeisteramt an der Garderobe hinhänge und es wieder mitnehme, wenn ich das Haus verlasse. Bürgermeister zu sein, bringt viele Verpflichtungen und große Verantwortung mit sich. Dem bin ich mir bewusst. Es wäre aber falsch, wenn ich hier mit wöchentlicher Arbeitszeit von 60, 70 oder mehr Stunden daherkäme. Ich bin auch noch Polizist, habe eine tolle Familie und viele Freunde. Ich wäre arm dran, wenn ich mein familiäres oder soziales Umfeld wegen meines Amtes vernachlässigen würde.
Auf welchen Erfolg in ihrer bisherigen Amtszeit sind Sie am meisten stolz? Was wollen Sie als nächstes angehen? Der größte Erfolg ist das neue Bewusstsein von uns Wirsbergern, dass alle mitmachen, mitgestalten und sich einbringen können. Als gelungenes Projekt würde ich die Verhinderung des Rundweges im Schorgasttal bezeichnen. Dies ist allerdings nicht nur mein Verdienst, sondern auch wieder eine Teamleistung von Verwaltung, Bauhof und unserem Gemeinderat. An dieser Stelle geht mein großer Dank an die Regierung von Oberfranken für die gute Betreuung und Beratung bei diesem neuen Kurweg. Statt eines sehr teuren Eingriffs in dieses wunderschöne, weitgehend naturbelassene Tal folgt nun eine sinnigere Variante vom Wohnmobilstellplatz bis zum Schwimmbadparkplatz. Dabei bleiben der Bach und der Fußweg am anderen Ufer unberührt. Einige unserer nächsten Projekte sind Lärmschutzmaßnahmen an der B 303 entlang der
Ortschaft und die Errichtung eines Fuß- und gegebenenfalls Radwegs nach Sessenreuth, um diesen wachsenden Ort besser an Wirsberg anzuschließen und die in Sessenreuth angedachte Dorferneuerung umzusetzen. Weiterhin ist die Schwimmbadsanierung dringend notwendig; auch hier gab es schon erste Gespräche. Die Ortsverbindungsstraße Osserich-Cottenau, verbunden mit der Dorferneuerung in Osserich, steht ebenfalls auf der Agenda. Da kommt einiges auf uns zu. Es mangelt nicht an Projekten.
Welches Projekt bereitet Ihnen am meisten Kopfzerbrechen? Unter den vorher aufgeführten ist keines dabei, welches besonders problematisch ist. Jedes einzelne birgt viele Probleme in sich. Es ist aber schön zu sehen, dass wir hier auf unsere Landtags- und auch Bundestagsabgeordneten zählen können. Auch haben wir eine sehr positive Beziehung ins Landratsamt und zu unserem Landrat aufgebaut. Es motiviert zu sehen, dass alle mit uns etwas erreichen wollen. Auch ein Dank an meine Nachbarbürgermeister und ihre kollegiale, freundschaftliche Unterstützung.