"Wir wollen Leben in der Stadt"
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Freitag, 14. Februar 2020
Im Interview versucht der Kulmbacher OB-Kandidat Henry Schramm (CSU) die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu entkräften.
Die Zuschauerreihen im Medienhaus in der E.-C.-Baumann-Straße sind beim vierten und letzten Wahltalk, zu dem die Bayerische Rundschau und Radio Plassenburg gemeinsam eingeladen haben, gut gefüllt. Zu Gast ist am Freitagabend OB Henry Schramm (CSU), der sich am 15. März erneut zur Wahl stellt und auch von der Wählergemeinschaft Kulmbach sowie der FDP unterstützt wird. Viele Schramm-Fans, Familie und Freunde sitzen im Publikum, stärken ihm den Rücken und spenden reichlich Applaus.
Warum nicht früher?
In den vergangenen zwei Wochen hat Schramm mit Grundstücks- und Immobiliengeschäften unfreiwillig Schlagzeilen gemacht. Ihm wird Vorteilsnahme im Amt vorgeworfen, es wurden Strafanzeigen erstattet, die Staatsanwaltschaft Bayreuth ermittelt. Vor diesem Hintergrund spielt das Thema natürlich auch beim Kandidaten-Interview eine Rolle. Rundschau-Redaktionsleiter Alexander Müller und Programmleiter Markus Weber von Radio Plassenburg fragen kritisch nach: Warum hat es so lange gedauert, bis der OB und sein Anwalt Karsten Schieseck entlastende Dokumente vorgelegt haben?
Mit derart massiven Vorwürfen konfrontiert, habe er es für richtig gehalten, zunächst alles der Staatsanwaltschaft vorzulegen. "Ich habe Interesse an einer schnellen Klärung der Vorwürfe, möglichst vor der Wahl, und vertraue da ganz auf die Justiz", sagt Schramm. Er habe sich nichts vorzuwerfen und niemals der Stadt geschadet.
Im Gespräch mit dem Moderatoren-Duo zeichnet er die fraglichen Ereignisse noch einmal nach. Er habe anständige und wertgerechte Preise bezahlt, wie sie jeder andere auch hätte bezahlen müssen. Mit dem Grundstückskauf in der Blaich habe er lediglich einem Unternehmer helfen wollen ("auch wenn einem so etwas heute niemand glauben will"), und in der Jean-Paul-Straße habe er das seit 1996 zum Verkauf stehende Haus gekauft, in dem seine kranke Mutter gewohnt habe, um ihr Sicherheit zu geben. "Die Vorwürfe, die gegen mich erhoben werden, kann ich so nicht nachvollziehen. Wenn ich etwas Unsauberes vorgehabt hätte, hätte ich das doch nicht öffentlich in meinem Namen getan."
Auch am Geschäftsgebaren der Städtebau könne er nichts Kritikwürdiges finden. "Die Geschäftsführer machen einen guten Job. Das zeigen die Zahlen." Ob künftig nicht doch mehr Öffentlichkeit durch Ausschreibungen hergestellt werden sollte, wie es die SPD in der jüngsten Stadtratssitzung verlangt hat? Vieles sei denkbar, meint der OB, "aber das soll der neue Stadtrat entscheiden".
"Politisches Klima war schon mal besser"
Fakt sei, die Geschäfte der Städtebau seien mehrfach geprüft und nie beanstandet worden, die Beschlüsse des Aufsichtsrats stets einstimmig gefallen. "Es hätte jederzeit die Möglichkeit gegeben, nachzufragen, aber man hat es vorgezogen, gleich das schärfste Schwert zu ziehen - eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft."
Wie er denn das politische Klima derzeit in Kulmbach beschreiben würde, möchte Markus Weber von Schramm wissen. Der lächelt ein wenig gequält: "Ich denke, es war schon mal besser." Doch der Oberbürgermeister betont, er habe sich in seiner Amtszeit stets um ein harmonisches Miteinander bemüht.