"Wir müssen unsere Arbeit besser erklären"
Autor: Jochen Nützel
Ködnitz, Mittwoch, 08. Juni 2022
Der deutsche Milchkonsum sinkt rapide. Woran das liegt? Wir haben bei Erzeuger Michael Sack in Ködnitz nachgefragt.
"Milch macht müde Männer munter" hieß ein Slogan in der Wirtschaftswunderzeit; die Schulmilch gehörte bei Generationen fast automatisch zur Pause dazu - als unverzichtbares Gut für die Gesundheit. Doch die Zeiten wandeln sich, der Verzehr des Tierproduktes geht seit Jahren kontinuierlich zurück - 2021 erlebte es ein historisches Tief. Macht's also die Milch nicht mehr? Das wollten wir vom Ködnitzer Bio-Milchbauern Michael Sack wissen.
Merken Sie in Ihrer Bilanz etwas von einem geringeren Milchverzehr?
Michael Sack: Im Biobereich spüren wir aktuell die Corona-Nachwehen. Die Menschen gehen wieder mehr in die Gaststätten und kaufen weniger selber ein. Das bringt einen gewissen Rückgang bei der Biomilch mit sich, denn die hat in der Gastronomie ganz klar nicht den Stellenwert, da rückt das günstigere konventionelle Produkt oft in den Fokus. Das ist schade, aber die Betreiber müssen logischerweise auch auf den Preis schauen. Und natürlich spielt auch die Inflation eine Rolle, alles wird teurer.
Ihre 120 Milchkühe stehen in Freilaufställen und können jederzeit raus auf die Weide. Ist diese Form der Weidehaltung, wie sie ursprünglich überall zu finden war, das Modell der Zukunft?
Ob es für alle taugt, weiß ich nicht. Mir jedenfalls ist es wichtig. Die Bio-Richtlinien hätte ich mit dem bestehenden Stall ohnehin nicht erfüllen können, daher war es logisch, den Schritt komplett zu vollziehen. Die Kühe holen sich je nach Bedarf das Gras selber, so soll es sein. Mir war nur klar: Die Milchviehhaltung wollte ich nicht aufgeben. Ich wollte schon früher auf Weidehaltung umstellen, aber da haben uns die drei Trockenjahre zwischen 2018 und 2020 dazwischengefunkt. Die Umsetzung ist auch noch nicht komplett abgeschlossen, da bin ich noch auf der Suche, auch bei anderen Betrieben, nach dem besten Modus. Weidehaltung in Franken ist leider in Vergessenheit geraten, es mangelt häufig an den nötigen Flächen um die Höfe herum. Die Struktur ist super als Naturraum, aber bei der Weidehaltung ist die Kleingliedrigkeit eher von Nachteil.
Wie steht es um die Branche?
Die Ställe wachsen, aber die Betriebe werden insgesamt drastisch weniger. Jedes Jahr verliert die Landwirtschaft rund zehn Prozent ihrer Milchviehhalter. Die Zahl der Tiere geht übrigens auch insgesamt sukzessive zurück.