"Wir hatten noch Glück im Unglück"
Autor: Jochen Nützel
Thurnau, Donnerstag, 26. August 2021
Keine 24 Stunden nach dem Brand in seiner Möbelschreinerei kann Berthold Höhn aufatmen. "Der Schaden ist überschaubar, und wir werden hoffentlich in Kürze den Betrieb wieder aufnehmen."
Wenn aus dem eigenen Betrieb plötzlich dichter Qualm dringt, dann versetzt das leicht in Panik. Dabei hat Berthold Höhn das Feuer in seiner Möbelschreinerei am Mittwochabend zunächst gar nicht selbst mitbekommen. "Ich hatte mal pünktlich Feierabend gemacht, weil ich Opa-Dienst hatte, und war bereits in meinem Haus, das am andere Ortsende liegt", sagt der Inhaber der Thurnauer "Holzschmiede". Wie es der Zufall will, kam einer seiner Mitarbeiter auf dem Moped am Firmengelände in der Berndorfer Straße vorbei und wurde stutzig ob der starken Rauchentwicklung. Er alarmierte sofort die Polizei. "Das hat sicher Schlimmeres verhindert", sagt Berthold Höhn sichtlich dankbar. Denn zu diesem Zeitpunkt, kurz vor 19.30 Uhr, brannte der Kompressoraum des Möbelherstellers bereits lichterloh.
"Glück im Unglück" - so drückt es der 61-Jährige einen Tag nach dem Schreck in den Abendstunden aus. Menschen kamen nicht zu Schaden, da sich auch keiner seiner 37 Angestellten mehr auf dem Werksgelände aufhielt. "Das ist das Allerwichtigste", betont der Thurnauer. "Maschinen und Technik sind ersetzbar, Leben oder die Gesundheit dagegen nicht."
Das Rettungsaufgebot am Ort des Geschehens war enorm: Etwa 125 Kräfte der Feuerwehr und weitere 25 von Rotem Kreuz und Technischem Hilfswerk wurden nach Thurnau beordert. Vier Rettungswagen und zwei Notärzte - einer davon mit Hubschrauber - standen bereit, konnten aber kurz nach dem Eintreffen wieder abgezogen werden, da es keine Verletzten zu versorgen gab.
Ersatzgeräte sind geordert
Die erste Bestandsaufnahme nach dem Feuer: Drei Kompressoren (mitsamt der Luftaufbereitung inklusive Zubehörteilen) sind den Flammen zum Opfer gefallen; die Maschinen werden benötigt, um die Druckluftleitungen für die Fertigung zu betreiben. Ersatzgeräte sind bereits geordert und sollen in Kürze installiert werden, sagt Berthold Höhn.
Im benachbarten Raum mit der Schlosserei halte sich der Schaden in Grenzen, hier wurden wurden einige Kleinmaschinen beschädigt. Dass der Brand nicht auf die nahe gelegene Hackschnitzelheizung und das Holzlager übergriff, ist dem Einsatz der Feuerwehrleute zu verdanken. Ihnen zollt der Firmenchef Respekt und Dank. "Man kann sich ausmalen, was passiert wäre, wenn sich das Feuer dieses Material einverleibt hätte." Auch die unwiederbringlichen Design-Ausstellungsstücke wurden nicht in Mitleidenschaft gezogen. Die eigentliche Produktion mit den hochwertigen Bearbeitungszentren, Halb- und Fertigfabrikaten seien "wie durch ein Wunder" ebenso verschont geblieben.
In der Tat hätten alle Beteiligten "enormes Glück" gehabt, bekundet auch Feuerwehrpressesprecher Yves Wächter. Bei einem solchen Brand könne ein Betrieb, der derart viel Holz lagere, schnell komplett niederbrennen.
Montag soll es wieder losgehen
Mit diesem Worst-case-Szenario muss sich Berthold Höhn nun nicht befassen. Der Unternehmer arbeitet derzeit mit Hochdruck daran, die Fertigung so schnell wie möglich wieder in Gang zu bringen. Bis dahin haben seine Mitarbeitenden Zwangspause. "Der Vorteil ist, dass wir die neuen Kompressoren nicht unbedingt im ausgebrannten Technikraum postieren müssen, sondern von mehreren Stellen aus damit die Druckluftleitungen bedienen können. Daher bin ich guter Dinge, dass es am Montag schon wieder fast wie gewohnt bei uns auf dem Gelände weitergehen kann." Darüber hat er in einem Infobrief via E-Mail auch seine Kunden informiert.