Wintereinbruch: Auf der A9 ging nichts mehr
Autor: Alexander Hartmann
Kulmbach, Mittwoch, 13. März 2013
Der heftige Schneefall hat am Dienstag und Mittwoch zu einem Verkehrschaos auf der A 9 und der A 70 gesorgt. 300 Laster blieben allein zwischen dem Dreieck Bayreuth/Kulmbach und Münchberg stecken. Bei Gefrees ist ein Laster in ein Räumfahrzeug gekracht. Der Lkw-Fahrer wurde schwer verletzt.
Harald Windschiegel war am Mittwochnachmittag müde und völlig erschöpft. Seit über 30 Stunden war der Leiter der Autobahnmeisterei Münchberg schon im Einsatz. Er hatte mit seinem Team zwischen der Landesgrenze Thüringen und dem Autobahndreieck Bayreuth/Kulmbach über Nacht mit einer riesigen Räumfahrzeug-Kolonne gegen den Schnee gekämpft - und für die freie Fahrt auf der A 9.
Die Problemstelle
Die freie Fahrt war aber lange nicht möglich: Der heftige Wintereinbruch hatte am Dienstag in nur wenigen Stunden für 25 bis 30 Zentimeter Neuschnee gesorgt und auch auf den Autobahnen ein Verkehrschaos verursacht. Laster blieben liegen, sorgten für Staus und stellten die Streu- und Räumdienste vor eine Herausforderung. "Unser Hauptproblem war die Münchberger Senke. Dort standen die Lkws", sagt Harald Windschiegel. Das Münchberger Problem habe sich bis in den Landkreis Kulmbach durchgeschlagen. "Der Rückstau ging bis nach Himmelkron." Zwischen Münchberg und dem Dreieck Bayreuth/Kulmbach waren laut Bayerischem Rundfunk 300 Lastwagen stecken geblieben.
Räumfahrzeuge steckten fest
Auch Räumfahrzeuge standen im Stau. "Damit es überhaupt weiter ging, hat die Polizei den Verkehr angehalten. Wir sind dann entgegen der eigentlichen Fahrtrichtung auf den Stauanfang zugefahren und haben die Fahrbahn geräumt", schildert Harald Windschiegel ein nicht alltägliches Vorgehen.
Nicht nur für das Team der Autobahnmeisterei Münchberg war es ein extreme Erfahrung - auch für viele Autofahrer, für die es auf der A9 kein Durchkommen gab. Und nicht zuletzt für die Lasterfahrer, die das Verkehrschaos verursacht hatten und in ihren Kojen übernachten mussten. Sie wurden teilweise von Polizisten geweckt.
Auch auf der A 70 waren zahlreiche Lkws stehen geblieben, wie Stefan Pfeiffer von der Autobahnmeisterei Thurnau mitteilt, die die Autobahn vom Dreieck Bayreuth/Kulmbach auf 54 Kilometern Länge bis zum Bamberger Kreuz betreut. "Probleme hatten wir am Harsdorfer Berg, im Rotmaintal und am Weißen Berg bei Thurnau."
Die Eisschicht
"Hätten wir uns auf die Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes verlassen, wären wir verloren gewesen", urteilt Pfeiffer. Der Wetterdienst habe über einen Zeitraum von drei Stunden eineinhalb Zentimeter Neuschnee vorhergesagt. "Tatsächlich sind aber 15 bis 30 Zentimeter gefallen." Der Pappschnee sei an der Fahrbahn "kleben geblieben". Es habe sich sofort eine Eisschicht gebildet. "Für die extreme Lage waren wohl der Wind und die Schneeverwehungen mit verantwortlich. Dass so viele Fahrzeuge liegen geblieben sind, war schon außergewöhnlich", sagt Pfeiffer.
Viel Streusalz
Mit viel Streusalz habe man Schnee und Eis bekämpft. "Wir haben sicher 150 Tonnen verbraucht." Zwar seien viele Laster auf der rechten Fahrspur zum Stehen gekommen. Einen längeren Stau habe es auf der A 70 nicht gegeben. "Eine Spur war immer frei. Unsere Fahrzeuge sind durchgekommen."
Das Verkehrschaos war groß. Größere Unfälle haben sich bis gestern Vormittag in der Region aber nicht ereignet. Im Zuständigkeitsbereich der Bayreuther Verkehrspolizei hatten sich bis dahin auf der A 9 und A 70 sechs Unfälle mit einem Gesamtschaden von über 30 000 Euro ereignet. Alle verliefen glimpflich. Niemand wurde verletzt.
Ein schwerer Unfall
Gestern gegen 10 Uhr war dann aber ein Lastwagenfahrer auf der A 9 bei Streitau auf einen Unimog mit Warnleitanhänger gekracht. Es entstand ein Schaden in Höhe von 250 000 Euro. Der Lkw-Fahrer wurde schwer verletzt. Die Autobahn war während der Rettung in Richtung Berlin gesperrt.