Druckartikel: Windsbacher Knabenchor ein Genuss für die Ohren

Windsbacher Knabenchor ein Genuss für die Ohren


Autor: Stephan-Herbert Fuchs

Kulmbach, Sonntag, 05. Februar 2017

Das Benefizkonzert des Windsbacher Knabenchors in der Kulmbacher St.-Petri-Kirche gerät zum beeindruckenden Beweis der absoluten Homogenität der Stimmen.
Der Windsbacher Knabenchor unter der Leitung von Martin Lehmann bei seinem Konzert am Samstag in der St.-Petri-Kirche Fotos: Stephan Herbert Fuchs


Geistliche Werke vom Barock bis zur Neuzeit a capella - von einfachen vierstimmigen bis zu komplexen doppelchörigen Besetzungen - hat der Windsbacher Knabenchor unter der Leitung von Martin Lehmann beim Benefizkonzert des Lions-Clubs Bayreuth-Kulmbach am Samstag in der Sankt-Petri-Kirche in absoluter Vollendung dargeboten.

Völlig zu Recht wird der Windsbacher Knabenchor immer wieder wegen seiner Homogenität, seiner fein nuancierten Dynamik und seines perfekten Auftretens gewürdigt. Selbst in kompliziertesten Sätzen bietet dieser Chor absolute Transparenz. Dazu kommt die enorme Textverständlichkeit des etwa 60-köpfigen Ensembles, die den Auftritt zu einem Höhepunkt im Kulmbacher Konzertkalender werden ließ.

Die Präzision, mit der hier gesungen wird, kommt schon in Leonhard Lechners Motette "Beati omnes" zum Tragen. Der Chor stellt das Werk dieses Tonsetzers aus dem 16. Jahrhundert nahezu schwerelos in den Raum. Akribisch folgen die Jungs ihrem Dirigenten, der sichtlich um jede Note und jede klangliche Nuance ringt und so ein geradezu sensationelles Klangbild schafft.


Verbindung zu Kulmbach

Gleiches gilt für Johann Staden: Lupenrein intoniert offenbart auch sein "Deutsches Magnifikat" durchwegs hohe Stimmkultur. Überhaupt setzten die Windsbacher auf Komponisten aus dem fränkischen Raum, im Fall von Johann Staden gibt es sogar eine Kulmbacher Verbindung, denn der gebürtige Nürnberger war hier Anfang des 17. Jahrhunderts zeitweise als Organist tätig.

In der Komposition "Gott ist unsere Zuversicht und Stärk'", des seinerzeit berühmten barocken Tonsetzers Johann Pachelbel gelingt es den Windsbachern, den musikalischen Reiz als auch die satztechnische Vollkommenheit erlebbar zu machen. Auch hier ist es wieder die homogene Gesamtleistung des Klangkörpers, die den Hörer in Staunen versetzt.

Das hohe technische Niveau des Chores wird schließlich bei den beiden Motetten "Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für" und "Jauchzet dem Herrn alle Welt" sowie bei dem Choral "O lux beata, trinitas" von Felix Mendelssohn Bartholdy deutlich. Anders als bei den barocken Kompositionen ist hier die eher gefühlsbetonte Annäherung mit zarten und sensiblen Ansätzen zu spüren. Der Windsbacher Knabenchor glänzt auch hier mit hoher Klangqualität, souveräner Sprachbehandlung und struktureller Durchsichtigkeit auf allen Ebenen.


Neue Klangwelten

Ganz kraftvoll erklingt schließlich auch noch Zeitgenössisches: die Motette "Miserere mei deus" des litauischen Komponisten Vytautas Miskinis und das "Pater noster" des Spaniers Javier Busto. Emotional, textverständlich und präzise differenziert in der Dynamik und einfühlsam gesungen, erschließt der Chor mit diesen Raritäten noch einmal neue Klangwelten.

Bei einer Komposition werden die Zuhörer kurzfristig zur Gemeinde: Bei dem Satz "Aus tiefer Not schrei' ich zu dir", die Hans Leo Haßler und Leonhard Lechner auf einen Text von Martin Luther geschrieben haben, wechseln sich in den fünf Strophen Chor und Gemeinde ab. Sogar eine Zugabe hatten die Knaben mit Max Regers spätromantischem Lied "Die Nacht ist kommen" im Gepäck.

"Es ist gar nicht so einfach gewesen, einen Termin mit dem Windsbacher Knabenchor zu finden", sagte zuvor Dekan Thomas Kretschmar. Er bedankte sich bei Gerhard Endsberger, ehemaliges Mitglied des Chors, der das Konzert eingefädelt hatte. Nach den Worten von Lions-Club-Präsident Dieter Bordihn werden mit dem Erlös internationale und regionale Projekte, unter anderem auch das SOS-Kinderdorf in Immenreuth, unterstützt.


Kurzfristig eingesprungen

Die Gesänge wurden gerahmt mit Kompositionen von Josef Gabriel Rheinberger, Johannes de Lublin, Max Reger und Louis Vierne, eindrucksvoll musiziert und absolut perfekt gespielt von der Stadt- und Dekanatskantorin aus Selb, Constanze Schweizer-Elser auf der Rieger-Orgel der Petrikirche. Schweizer-Elser war kurzfristig für den erkrankten Ingo Hahn eingesprungen.