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Windpark Schirradorf: Jetzt gibt es Gegenwind


Autor: Alexander Hartmann

Wonsees, Samstag, 20. Oktober 2012

Wonseeser Bürger starten eine Unterschriften-Aktion. Sie wollen den großen Windpark bei Schirradorf verhindern.
Eine Bürgerinitiative will  den bei Schirradorf geplanten Windpark verhindern?


Die meisten Wonseeser sind gegen den großen Windpark, der im Gemeindegebiet geplant ist. Davon sind Horst Zahner und sein Sohn Hans-Peter überzeugt. Bis zu 16 Mühlen auf einer nur 430 Hektar großen Flächen im Naturpark Fränkische Schweiz? Von einem Naturpark, zu dem das Marktgebiet ja zähle, bliebe da nicht mehr viel übrig, sagen die Zahners, die Mitbegründer einer Bürgerinitiative sind, die die Windpark-Pläne stoppen will.

Nach dem Vorbild der Protestaktion auf dem Jura - Bürger haben dort über 3300 Unterschriften gesammelt und so auch den Stadtrat Weismain zur Kehrtwende veranlasst - wollen sie nun auch in Wonsees Gegenwind erzeugen. "Wir starten eine Unterschriftenaktion, mit der wir deutlich machen wollen, dass der Großteil gegen den Windpark ist."


Bis zu 70 Millionen Euro


Dabei sind die Pläne weit gediehen. Im März hatten sich die Grundstücksbesitzer darauf verständigt, das bis zu 70 Millionen Euro teure Projekt mit der Firma Prokon aus Itzehoe in Schleswig-Holstein zu realisieren. Schon 2014 sollen sich, so deren Wunsch, die ersten Rotoren auf dem Areal zwischen Azendorf und Schirradorf drehen.

Einen Bauplan, ja ein Energiekonzept für den Windpark vermisst Horst Zahner, für den für eine Realisierung des millionenschweren Projekts schlichtweg die Grundlagen fehlen. "Auf dem Jura", da sind sich Horst und Hans-Peter Zahner einig, "wurde mit dem Bau der riesigen Photovoltaikanlage an der Autobahn zudem auch schon genug für die Energiewende geleistet". "Wohin soll der erzeugte Strom denn fließen? Unser Energiebedarf ist sicher gedeckt. Macht es Sinn, ihn quer durch Deutschland zu transportieren?", fragt Horst Zahner, der glaubt, dass der überwiegende Teil des auf dem Jura produzierten Stroms aufgrund der Überlastung der Netze gar nicht eingespeist werden könnte.


Immobilien-Wertverlust


Die Windpark-Gegner fürchten auch einen Immobilien-Wertverlust in der Region. "Es gibt zwar Grundstücksbesitzer, die Geld kassieren, wenn sich auf ihren Flächen Rotoren drehen, aber auch eine große Mehrheit, die keinen Profit zieht, sondern womöglich Geld verliert", gibt Hans-Peter Zahner zu bedenken. Die Gemeinde werde gespalten durch "imaginäre Geldversprechungen". Die Kreditwürdigkeit derer, die Wohneigentum besitzen, werde sinken, Banken würden zudem kaum mehr ein Darlehen für eine Hausrenovierung gewähren.

Auch der Tourismus würde nachhaltig geschwächt. "Wer hat schon Lust, in einer von Windrädern zerfledderten Landschaft Urlaub zu machen?", fragen Hans-Peter und Vater Horst Zahner, die auch die Grundstücksbesitzer aufrütteln wollen. Diese sollten sich der Auswirkungen ihrer Entscheidungen für die gesamte Region bewusst werden. "Wir werden in Wonsees, aber auch in allen Ortsteilen Unterschriften sammeln, um zu dokumentieren, dass die Mehrheit die Windparkpläne ablehnt", stellen die Zahners fest, nach deren Worten die Bürgerinitiative eine Informationsveranstaltung plant.


Schmeußer: Bürger gefragt


Dass die Bürger auch im bisherigen Prozess nicht außen vor geblieben sind, gibt Thomas Schmeußer zu bedenken, der ein Sprecher der Grundstückseigentümer ist. So seien im zweiten Windpark-Gremium, das gegründet worden war, mit Thorsten Krause und Peter Griesbach zwei Anwohner aus Schirradorf gewesen, deren Häusern in der kürzesten Entfernung zu den Mühlen stehen und die keinen Profit schlagen und würden. "Beide waren der Meinung, dass sie mit den Windrädern leben können, wenn die 1000 Meter Abstandsfläche eingehalten werden."


Beitrag zur Energiewende


Dass es Leute gibt, die gegen die Windräder sind, kann Thomas Schmeußer verstehen. Es sei auch deren gutes Recht, Unterschriften zu sammeln. "Ich selbst bin der Meinung, dass wir die Chance haben, einen Beitrag zur Energiewende zu leisten", sagt Schmeußer, für den ein Gewerbegebiet, wie es etwa in Himmelkron entstanden ist, einen größeren Eingriff in die Natur darstellt als ein Windpark bei Wonsees.