Windkraft bewegt die Kirchleuser
Autor: Sebastian Martin
Kirchleus, Mittwoch, 24. April 2013
Manche in Kirchleus befürchten eine Gesundheitsbelastung durch die Windräder, andere eine Verschandelung der Natur. In der Dorfhalle wurde das Thema engagiert diskutiert. Im Artikel finden Sie auch weitere Bilder der Veranstaltung.
Am Ende, als der Oberbürgermeister schon aus der Tür ist, kommt er noch einmal kurz zurück. Henry Schramm reckt die Arme nach oben und ruft - "1:0 für Bayern! Müller!" Ja, die Bayern spielen an dem Abend auch. Deshalb sind die rund 70 Besucher aber nicht in die Kirchleuser Dorfhalle gekommen. Es geht vielmehr um lokalpolitische Themen: Die Bayerische Rundschau war am Dienstag mit ihrer Veranstaltung "Rundschau unterwegs" im Kulmbacher Norden.
Vor allem die Energiewende ist in Kirchleus ein großes Thema. Auf der Kirchleuser Platte sind schließlich Windräder geplant. Bei Schimmendorf Ost und Schimmendorf Nord-Ost sollen mehrere solcher Windanlagen entstehen. Stoff genug für die Diskussion, die sich in der Dorfhalle entwickelt.
Hans Limmer, der in der Kirchleuser Siedlung wohnt, spricht sich mit deutlichen Worten gegen einen Windpark aus.
"Wie viele Windräder dort letztlich hinkommen, wissen wir selber nicht, das weiß nur der Planer", entgegnet Helmut Münch, Grundstücksbesitzer aus Schimmendorf. Das letzte Wort habe die Regierung. "Wir können das gar nicht entscheiden, das muss die Genehmigungsbehörde sagen, was gebaut werden kann und was nicht", sagt auch Norbert Groß, Sprecher der Teilnehmergemeinschaft. Außerdem werde alles zu heiß diskutiert. Schattenwurf gebe es von den geplanten Windkraftanlagen auf Häuser keinen, die Gegner würden das aber oft als Argument hervorbringen. Der Abstand zu den Häusern werde eingehalten.
Da das Thema Windkraft über die Grenzen der Stadt Kulmbach hinausreicht, ist auch der Mainleuser Bürgermeister Dieter Adam (FW) anwesend. Petra Mews fordert Adam zu mehr Transparenz auf, was die Gebiete bei Schimmendorf angeht. Seit ungefähr zwei Jahren sei bekannt, welche Flächen betroffen sind, entgegnet der Bürgermeister: "Mir kann keiner erzählen, dass er nicht mitbekommen hat, dass da oben was passieren soll." Es gebe im Übrigen engagierte Bürger in Schimmendorf, die weg von der Atomkraft wollen. Man wolle das die Bürger machen lassen. Die meisten Sitzungen hätten ohne den Markt stattgefunden, erst dann, als es ernst wurde, habe man den Beschluss über die Flächen gefasst, bevor dieser dann ordnungsgemäß bekanntgegeben wurde.
Hans Limmer richtet noch einmal den Appell an die Verantwortlichen: "Streicht bitte die Vorrangflächen - denkt an das Naherholungsgebiet, an die seltenen Tiere, die sich nach und nach wieder ansiedeln und denkt an die Bürger in der Siedlung!" Im Süden von Bayern wehe auch Wind und diese Windräder sollten doch gleichmäßig verteilt werden im Freistaat. Auch Limmer fordert von den Verantwortlichen mehr Transparenz.
Das sei auch sein Ziel, sagt Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU). Auch er wolle mit der Sache offen umgehen. "Ein solches Verfahren erfordert immer die maximale Transparenz." Laut seinen Informationen sollen auf den beiden Gebieten acht Windräder entstehen. Das sei am Dienstag von der entsprechenden Firma, die den Windpark bauen will, zu ihm durchgedrungen. Die Teilnehmergemeinschaft habe einen Vertrag mit der Firma abgeschlossen. Ob und wie viele Windräder allerdings tatsächlich gebaut werden, wisse keiner, betont der OB, das werde aber derzeit von der Firma geprüft. Schramm ist wichtig, dass man auch vor Ort an der Wertschöpfung beteiligt ist: "Wenn es um erneuerbare Energien geht, müssen alle belastet, aber auch beteiligt werden."
Gunter Wolf, Bewohner der Kirchleuser Siedlung, spricht einen grundsätzlichen Punkt an: "Es wird überhaupt nicht über die Gesundheit der Menschen geredet." Es gebe inzwischen ein Windturbinen-Syndrom, das sich mit Kopfschmerzen und Herzrasen äußere. Das beachte hier keiner. Der Abstand von der Siedlung zur geplanten Anlage sei mit einem Kilometer viel zu gering. Mindestens zwei Kilometer müssten es nach seiner Ansicht sein. Die Energiewende sei ein Schnellschuss. Deshalb sei er gegen die Windkraft.