Druckartikel: Wiederaufbau nach Feuersbrunst

Wiederaufbau nach Feuersbrunst


Autor: Erich Olbrich

Kulmbach, Donnerstag, 13. Sept. 2018

Den Turm der Untersteinacher Kirche St. Oswald schmückt seit 300 Jahren eine besondere Zierde.
Die Untersteinacher St.-Oswald-KircheErich Olbrich


Ein sehr markantes Bauwerk in Untersteinach ist die St.-Oswald-Kirche. Der Märtyrer Oswald ist im Jahr 642 gestorben. Erklären kann man den aus dem Angelsächsischen stammenden Namen mit os = Gott und waldan = walten. Der älteste Teil der Kirche ist der massive Turm, dessen jetzige Form aber erst nach dem Brand von 1706 beim Wiederaufbau entstand.

Fast der ganze Ort wurde ein Raub der Flammen

Bei diesem verheerenden Brand am 10. August 1706 wurde Untersteinach nahezu vollständig vernichtet. Vermutlich haben Knaben mit einer Schüsselbüchse ins Reisig geschossen. Dieses fing Feuer, und schon stand die Scheune in Flammen. Von Dach zu Dach sprangen die Funken über - der ganze Ort wurde ein Raub der Flammen. Nur das Kirchenschiff und zwei Häuser wurden gerettet.

Der Ort wurde nach und nach wieder aufgebaut. Bereits am 20. August 1707 war das Pfarrhaus in seiner jetzigen Gestalt durch den Markgrafen Christian Ernst wieder instandgesetzt. Über der zweiflügeligen Tür befindet sich die Jahreszahl mit den Initialen CEMZB. Das steht für Christian Ernst Markgraf zu Brandenburg. Darunter ist das Hohenzollern-Schild zu sehen.

Baille-Maille-Allee angelegt

Der Markgraf (1644 - 1712) ist der Namengeber unter anderem für das Christian-Ernestinum-Gymnasium in Bayreuth. Er baute Himmelkron vom Kloster zum Jagdschloss um und ließ die Baille-Maille-Lindenallee anlegen. Auch errichtete er für die vertriebenen Hugenotten in Erlangen die Neustadt.

Neben vielen anderen Bauwerken in Bayreuth beauftragte er den Bau der Schlosskirche und durch Leonhard Dietzenhofer den achteckigen Schlossturm.

Beim Kirchengebäude in Untersteinach dauerte es zehn Jahre länger. Erst 1717 konnte die Turmzierde mit einer Kugel sowie einem Kreuz mit den Symbolen eines Sterns, des Wetterhahns und der Sonne wieder aufgesetzt werden.

Sonne mit Jahreszahl

Im Sonnensymbol erkennt man die Jahreszahl 1717 und die Buchstaben GWMZB. Diese stehen für den damaligen Regenten Georg Wilhelm Markgraf zu Brandenburg (1678 - 1726).

Ein leicht zu merkender Sinnspruch soll die Bedeutung der verschiedenen Symbole auf der Kirchturmspitze erklären: "Am Tag (Sonne) und in der Nacht (Stern) Gib auf dich Acht Dass du Jesus (Kreuz) den Heiland der Welt (Kugel) Nicht verleugnest (Hahn, Lukas 22, 54 - 62) Noch verachtest (Lukas 12, 8-9)." Der erwähnte Markgraf Georg Wilhelm, Sohn von Christian Ernst, war der Vater von Christiane Sophie Wilhelmine, für die nach ihrem Fehltritt das Prinzessin-Haus in Kulmbach errichtet wurde.

In seiner Jugend als Erbprinz gründete er den Bayreuther Stadtteil St. Georgen am See. Er ließ dort tatsächlich einen See anlegen und Schlachten mit vier bis zu 30 Meter langen Schiffen aufführen. Zu den vielen Bauten in seiner Regierungszeit gehört auch die Bayreuther Eremitage.

Kirchmauer noch gut erhalten

Ein Spaziergang durch Untersteinach lädt ein, seine sehr schöne Kirchenanlage zu entdecken. Auch heute noch ist die alte Kirchenmauer mit Torhaus erhalten.

Die Gräber um die Kirche sind verschwunden, aber gleich daneben befindet sich der von einer Sandsteinmauer umgebene, 1856 angelegte alte Untersteinacher Friedhof. Die heutige Entdeckertour hat Dieter Geyer als Beitrag für unsere Aktion "Franken helfen Franken" verfasst.