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Wie wird Kulmbach attraktiver für Radler?


Autor: Dagmar Besand

Kulmbach, Donnerstag, 18. Oktober 2018

Eine Studentenstadt ist meist auch eine Stadt für Radfahrer. Kulmbach hat da Nachholbedarf, sagen Gründungsdekan und Geschäftsführer des Campus Kulmbach.
Campus-Geschäftsführer Matthias Kaiser, Gründungsdekan Stephan Clemens und Campus-Mitarbeiterin Doris Pfaffenberger erkunden Kulmbach per Rad. Foto: Dagmar Besand


Sobald der Uni-Campus Kulmbach in zwei Jahren mit seinem Lehrbetrieb startet, kommen viele junge Leute in die Stadt, die schnell von A nach B wollen. Da ist das Fahrrad das perfekte Fortbewegungsmittel - wenn es ein gutes Radwegenetz und genügend sichere Abstellplätze gibt. Beides ist in Kulmbach noch ausbaufähig, meint Professor Stephan Clemens von der Universität Bayreuth. Der leidenschaftliche Radfahrer ist Gründungsdekan des Campus Kulmbach und überzeugt: "Wenn man es ermöglicht, nutzen viel mehr Leute das Rad. In diesem Fall schafft das Angebot die Nachfrage."

Drei Bereiche liegen Clemens und Campus-Geschäftsführer Matthias Kaiser besonders am Herzen: die Verbindungen zwischen und zu den Kulmbacher Campus-Gebäuden, die schnelle Fortbewegung in der Innenstadt allgemein und der Bahnhof mit seinem direkten Umfeld.

Kurzer Weg zum MRI

Veränderungsbedarf sieht Matthias Kaiser im Bereich rund um den Güterbahnhof, der als künftiger Campus-Standort favorisiert wird. "Da muss dann verkehrstechnisch unbedingt was passieren. Zwischen dem Grundstück und der Verwaltung in der Spinnerei-Villa müssen zwei vielbefahrene Straßen überquert werden, und es gibt keine direkte Verbindung in die Innenstadt." Toll fände es Kaiser, wenn die angedachte Radwegverbindung zwischen Güterbahnhof und Max-Rubner-Institut umgesetzt werden könnte.

An einem fehlenden oder zumindest unvollständigen Radwegekonzept in und um Kulmbach herumzunörgeln, liegt Clemens und Kaiser fern, aber sie sind davon überzeugt: "Wenn wir jetzt gemeinsam an guten Ideen arbeiten, profitieren am Ende alle davon."

Die Entwicklung zum Uni-Standort sieht man auch im Rathaus als Chance, das Thema Radverkehr grundsätzlich aufzugreifen, sagt Pressesprecher Simon Ries. "Die Infrastruktur muss natürlich mit der Entwicklung mitgehen, von der Zuganbindung über ÖPNV und Radwege bis hin zum schnellen Internet. Das alles wird mehr Bedeutung bekommen."

Über Radweganbindungen vom und zum Güterbahnhofsgelände zu spekulieren, sei zum jetzigen Zeitpunkt allerdings verfrüht. "Die Standortfrage ist noch nicht endgültig entschieden." Die Grundstücksverhandlungen seien noch nicht abgeschlossen. Erst wenn geklärt sei, wo der Campus hinkommt, könne man weiterplanen.

Unabhängig davon entwickeln die Campus-Regisseure der Universität Bayreuth Ideen für die Zukunft - und denken dabei gerne auch etwas größer. Matthias Kaiser: "Wir sind eine grüne Fakultät und möchten einen gesunden Lebensstil nicht nur lehren, sondern auch leben. Die Leute, die bei uns studieren und arbeiten, bringen die passende Einstellung mit und wünschen sich solche Angebote."

Der Traum vom Radschnellweg

Stephan Clemens träumt von einem Radschnellweg zwischen Bayreuth und Kulmbach, "auf dem man ohne Hindernisse schnell und sicher fahren kann". Dem Hochschulprofessor ist bewusst, dass ein solches Projekt nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann. "Aber wir glauben, dass es die Attraktivität des Standorts fördert." Bisher gebe es leider nicht einmal einen durchgehenden Radweg von Kulmbach nach Bayreuth.

Der Landkreis Kulmbach ist in Sachen ÖPNV-Verbesserung und Radwegeplanung auf einer Linie mit dem Campus-Management und möchte entsprechende Ideen zügig vorantreiben. Landrat Klaus Peter Söllner (FW) hat wegen der Anmeldung eines Campus-Radschnellweges zwischen den Standorten Bayreuth und Kulmbach bereits an Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz geschrieben. Er plädiert dafür, entsprechende Leuchtturmprojekte nicht nur in den Ballungszentren, sondern auch im ländlichen Raum zu schaffen.

Der Campus bringe für die Landkreisverwaltung neue Arbeitsaufgaben mit sich, so Michael Beck vom Landratsamt, der unter anderem für den Bereich Öffentlicher Personennahverkehr zuständig ist. Wichtige Aufgaben seien ein Semesterticket für den ÖPNV, aber auch eine fahrradgerechte Erschließung und Anbindung des zukünftigen Campusgeländes.

Ein Konzept soll entstehen

Die Radwege und die bisherige Ausbauplanung entlang der Bundesstraße 85 sind lückenhaft, bestätigt Andreas Schülein von der Hoch- und Tiefbauverwaltung des Landratsamts. Das soll sich ändern: "Es ist geplant, ein Radwegekonzept für den Landkreis erstellen zu lassen. Wir sehen uns in diesem Bereich vor allem als Koordinator."

Eigene Radwege baut der Landkreis eher selten. Warum? Das Verkehrsaufkommen auf den Kreisstraßen ist zu gering, um eine Förderung für den Radwegebau zu generieren. Und entlang der Bundesstraßen ist das Staatliche Bauamt zuständig.