Wie viele Flüchtlinge können wir noch aufnehmen?
Autor: Dagmar Besand
Kulmbach, Sonntag, 01. März 2015
Keine Lust auf Politik? Ganz im Gegenteil! In unserer neuen Serie haben junge Leute das Wort. Die erste Frage kommt von Berufsschüler Lukas Weiß aus Mainleus (18 Jahre) und wird von CSU-Bundestagsabgeordneter Emmi Zeulner beantwortet.
Was die Politik entscheidet, betrifft jeden von uns im Alltag. Doch Beschlüsse sind oft nicht leicht nachvollziehbar, - vor allem für Jugendliche. Mit der neuen Serie "Meine Frage an die Politik" möchte die Bayerische Rundschau dazu beitragen, das zu ändern.
Wir laden Schüler aller Altersstufen ein, uns ihre Fragen zu schicken, und geben diese gezielt an diejenigen Politiker weiter, in deren Zuständigkeitsbereich das Thema fällt - vorzugsweise an die Mandatsträger aus der Region, die auf örtlicher, bayerischer, deutscher und europäischer Ebene Entscheidungen treffen.
Egal, was junge Leute interessiert - wir freuen uns auf ihre Fragen und helfen, Antworten zu bekommen.
Berufsschüler Lukas Weißflog aus Kulmbach, 18 Jahre, hat sich ein sehr aktuelles und durchaus umstrittenes Thema ausgesucht.
Seine Mitschülerin Milena Seck ergänzt: "Denken Sie, dass zu viele "Fremde" bei uns sind? Sind Sie der Meinung, dass wir unseren Wohlstand teilen müssen und dabei zu kurz kommen?"
An vorderster Front muss sich der Bundestag mit diesem Thema beschäftigen. Wir haben die Fragen der beiden Schüler deshalb an die Direktabgeordnete des Wahlkreises Kulmbach, Emmi Zeulner, weitergeleitet. Hier ist ihre Antwort:
"Unser Grundgesetz sichert politischen Verfolgten Asyl zu. Dieses Recht darf nicht in Frage gestellt werden: Wir tragen Verantwortung in der Welt. Angesichts der gegenwärtigen Krisen müssen wir uns dieser Verantwortung mehr denn je stellen.
Selbstverständlich gilt es zu unterscheiden, ob diejenigen, die fliehen, vor der humanitären Situation in ihrer Heimat Schutz suchen, oder ob die Wirtschaftslage sie zur Flucht bewegt hat. Für Wirtschaftsflüchtlinge, wie jene aus dem Kosovo, ist das Asylrecht nicht ausgelegt.
Die immens gewachsenen Flüchtlingszahlen stellen uns regional vor große Herausforderungen. Die einzelnen Kommunen dürfen nicht über Gebühr belastet werden, die Verteilung vor Ort muss verträglich sein. Ohne die unschätzbar wertvolle Arbeit der vielen Ehrenamtlichen wäre der Ansturm für die Kommunen nicht zu bewältigen. Zwar ist Deutschland ein reiches Land, die Leistungsfähigkeit ist jedoch nicht unbegrenzt.
In der aktuellen Diskussion dürfen wir allerdings nicht übersehen, dass der Großteil der Flüchtlinge in die Nachbarländer der betroffenen Staaten flieht: Vor dem schrecklichen Bürgerkrieg in Syrien, der seit mehr als vier Jahren tobt, sind bisher über zwölf Millionen Menschen geflohen. Länder wie der Libanon oder Jordanien ächzen unter dem Ansturm der Flüchtlinge. Allein in den Libanon sind über 1,5 Millionen Syrer geflohen - das Land selbst hat gerade mal 4,5 Millionen Einwohner. Würde man das ins Verhältnis setzen, dann wären das bei uns in Deutschland über 20 Millionen Flüchtlinge, nur aus einem einzigen Krisenherd! Wir haben deswegen letztes Jahr beschlossen, die Nachbarländer Syriens mit 500 Millionen Euro zu unterstützen.
Über diese Hilfe hinaus müssen wir auch präventiv handeln: Die Flüchtlingsproblematik muss an ihren Ursprungsorten bekämpft werden. Wir müssen uns Wege überlegen, die Situation in den Herkunftsländern zu verbessern. Nur mit konkreter Hilfe vor Ort können weitere Flüchtlingsströme abgewendet werden."