Wie verhält man sich in Notsituationen am besten?
Autor: Rebecca Vogt
Kulmbach, Montag, 15. Juli 2019
In Notsituationen ist es wichtig, anderen zu helfen. Um sich dabei nicht selbst in Gefahr zu bringen, sollte man überlegt vorgehen.
Eine junge Frau sitzt in einem Linienbus. Hinter ihr steht ein Mann, der sie beobachtet. Plötzlich nähert er sich der Frau, bedrängt sie, versucht wiederholt, die Frau über ihre Schulter hinweg zu greifen. Die Frau wehrt sich und fordert den Mann lautstark auf, sie in Ruhe zulassen. Ohne Erfolg.
An einer Ecke steht eine Gruppe von vier Jugendlichen. Drei von ihnen haben sich zusammengeschlossen und bedrohen den Vierten. Sie drücken ihn gegen die Wand und erheben ihre Fäuste.
Solche oder so ähnliche Situationen kommen in unserer Gesellschaft immer wieder vor. Im Idealfall zeigen Passanten, die Zeugen des Vorfalls werden, Zivilcourage und kommen der Person, die sich in Not befindet, zu Hilfe.
"Zivilcourage ist sozialer Mut", erklärt Klaus Kozuch, Präventionsbeauftragter des Weißen Rings für den Bereich Bayern-Nord. Zivilcourage sei eine Haltungsfrage. Es erfordere Mut, sich in Gefahrensituationen oder gegen Mehrheitsmeinungen für andere einzusetzen. "Zivilcouragiertes Handeln geschieht in unberechenbaren Situationen, in denen zentrale Wertüberzeugungen sowie Würde und Integrität einer Person verletzt werden."
Durch rechtzeitiges Einschreiten könne man verhindern, dass Menschen zu Opfern werden, betont Kozuch. Zunächst müsse man jedoch "die Situation als echte Notsituation erkennen", erklärt er. Wann eine solche Notsituation gegeben ist und wann nicht, dafür hätten die meisten Menschen ein natürliches Gespür.
Polizei verständigen, Passanten ansprechen
Beobachtet man eine Notsituation, soll man sich, wie Kozuch erklärt, zunächst "überlegen, welche Verhaltensweisen gegen die Gefahr möglich sind." Und erst dann handeln. Es gelte das Motto: "Kleine Schritte, statt Heldentaten." Außerdem solle man Ruhe bewahren. "Oft genügt es schon, zum Telefon zu greifen und die Polizei zu verständigen", sagt der Präventionsbeauftragte. "Ein Handy hat heutzutage ja eigentlich jeder dabei."
Da die Polizei meist nicht sofort vor Ort ist, empfehle es sich außerdem, Unterstützung zu organisieren - sprich, ein Publikum herzustellen. Wie Kozuch berichtet, lässt die Hilfsbereitschaft mit der Anzahl der Anwesenden nach. "Weil dann jeder denkt, ein anderer wird sich schon kümmern." Indem man andere Passanten gezielt anspricht und auf die Situation aufmerksam macht, könne man dies ändern.