Wie super ist Superfood wirklich?
Autor: Katrin Geyer
Kulmbach, Donnerstag, 13. Februar 2020
Exotische Lebensmittel versprechen wahre Wunder. Aber was ist dran an Chia, Goji und Co.?
Die Werbung ist vielversprechend. Von "Nährstoffwundern" ist da die Rede und davon, dass sie uns gesünder, fitter, schlanker und schöner machen: Superfood ist - im wahrsten Sinne des Wortes - in aller Munde. Goji-Beeren und Acerola-Kirchen, Chia-Samen und Spirulina-Algen sollen nicht nur Herz und Immunsystem stärken, sondern auch das Risiko für Krebs, Diabetes, Alzheimer und Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.
Nebenwirkungen? Vor allem eine: All diese Superfoods, erzeugt weltweit und über weite Wege in die Supermarktregale transportiert, gehen gewaltig ins Geld.
Stolze Preise
Während ein Kilo heimischer Leinsamen, von dem noch die Rede sein wird, für zwei, drei Euro zu haben ist, schlagen Chia-Samen mit 14 Euro je Kilogramm, Goji-Beeren mit 20 Euro je Kilogramm und Spirulina-Algen mit stolzen 70 Euro je Kilogramm beim Einkauf tüchtig zu Buche.
Gibt es Alternativen? Ja, sagt Birgit Distler, Ernährungsexpertin aus dem Kulmbacher Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: "Superfood hat eine starke Marketingpräsenz, und scheinbar kommt keiner daran vorbei." Im Vergleich könnten heimische Lebensmittel aber mehr als mithalten, wenn es um die Inhaltsstoffe gehe. "Deutlich punkten wir bei Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit."
Und was ebenfalls wichtig sei: "Wir wissen, wo's herkommt." Da schneiden nach Birgit Distlers Überzeugung Erzeugnisse aus der Region deutlich besser ab als Lebensmittel, die eine weite Anreise hinter sich haben.
Ähnlich sieht man das im Kompetenzzentrum für Ernährung in Kulmbach. Das Superfood schlechthin gebe es ohnehin nicht, sagt Christiane Brunner, Bereichsleiterin für Ernährungsinformation und Wissenstransfer. "Allgemein versteht man unter Superfood Lebensmittel, die reich an Vitaminen, Mineralstoffen oder Antioxidantien sind. Ihnen wird eine besonders hohe gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt."
Um mit der gesundheitlichen Wirkung werben zu dürfen, seien zahlreiche wissenschaftliche Studien möglich. Eine solche Art der Werbung sei derzeit keinem der aktuellen "Superfoods" erlaubt. "Es gibt also keine gesicherten Aussagen darüber, ob Goji-Beeren, Acai-Beeren oder Chia-Samen wirklich so einen positiven Effekt auf unsere Gesundheit haben", betont die Expertin. "Was jedoch sicher ist: dass zuckerreiche Müsliriegel oder Joghurtdrinks mit ein paar Goji-Beeren nicht gesünder werden. Die meisten Aussagen zu Superfood sind reine Werbung für das Produkt."