Wie man Kulmbachs Herz stärkt
Autor: Stephan Stöckel
Kulmbach, Dienstag, 18. November 2014
"Unser Kulmbach", der Verband der Einzelhändler und Gewerbetreibenden, will ein Konzept entwickeln, damit die Innenstadt mit neuen Leben erfüllt wird.
"Die Innenstadt ist das Herz von Kulmbach", sagte Günter Seidel. Doch es leide an Herzschwäche. Die Symptome seien steigende Mieten und sinkende Umsätze, leerstehende Geschäfte und Abwanderung in die Peripherie sowie ein Internethandel, der dem stationären das Wasser abgräbt. Damit der Einkaufsrhythmus in der Bierstadt wieder pocht und pulsiert, atmet und elektrisiert, hat sich "Unser Kulmbach", der Verband der Einzelhändler und Gewerbetreibenden, Gedanken gemacht, wie Alt und Jung bei einem Einkaufsbummel die malerische Altstadt wieder in ihre Herzen schließen.
Ideensammlung vorgestellt
Am Montagabend ging die Vereinigung mit ihren Vorstellungen an die Öffentlichkeit. Günter Seidel, der in Kulmbach eine Handelsagentur betreibt, stellte die Ideensammlung vor. Parkplätze schaffen auf dem Marktplatz, Jahrmärkte abhalten in Kulmbachs Altstadtgassen oder Umwandlung der Fußgängerzone in eine verkehrsberuhigte Zone nach dem Vorbild von Bad Staffelstein - so lauteten einige der Gedanken. Schließlich soll aus der Ideensammlung ein rundes Konzept werden, das man dem Stadtrat in einem Bürgerantrag zur Behandlung vorlegen möchte.
Die Auftaktveranstaltung dazu stieß mit rund 60 Personen auf eine unerwartet große Resonanz.
Anhand von Bildern spazierte der Referent durch die Kulmbacher Altstadt. Immer wieder zeigte er Fotos von Falschparkern. "Soll mir nur einer sagen, wir brauchen keine Parkplätze mehr", lautete sein Kommentar, den er mit einer konkreten Forderung verband: "Diese müssen kostenfrei sein." Wo könnten sie errichtet werden? "Am Marktplatz oder am Holzmarkt", schlug er vor. Zudem schwebt ihm vor, die Langgasse für den Verkehr zu öffnen und in einer verkehrsberuhigten Zone 30 ein versetztes Parken zu erlauben. "In Bad Staffelstein funktioniert es", sagte er. Im Unterschied zu dem Kurort sollte allerdings eine Einbahnstraßenregelung eingeführt werden.
Stadtrat Siegmund Huhn (WGK), der als Apotheker selbst Einzelhändler ist, brachte eine ganz andere Überlegung ins Spiel: Nach dem Vorbild von Hamburg oder Lübeck sollten die Kulmbacher Parkscheinautomaten mit "Brötchen- oder Brotzeittasten" ausgestattet werden, die für Kurzeinkäufe genutzt werden könnten. Die erste Viertelstunde koste ganz wenig, wer länger parke, müsse einen höheren Preis zahlen.
Seidel sprach sich auch für 20 Zentimeter breitere Parkplätze aus. Einen entsprechenden Slogan hat er parat: "Einkaufen ohne Kratzer - mit Parkplätzen 20 plus." Warum sollen Jahre- und Flohmärkte nur auf dem Zentralparkplatz stattfinden? Die malerischen Altstadtgassen hielt Seidel für viel passender.
Keine 1A-Lagen mehr
Seidel beklagte, dass es in der Bierstadt keine 1A-Lagen mehr gebe. "Was soll ein junger Unternehmer noch in Kulmbach", fragte er in die Runde. Auch die Mieten seien viel zu hoch.
"Im ehemaligen Kaufplatz könnte seiner Ansicht nach eine Minigolfanlage oder Kletterwand eingerichtet werden", sagte Seidel. Auch an die älteren Menschen müsse man denken. "Es ist toll, dass es viele barrierefreie Gebäude und Wohnungen gibt, aber wie sieht es mit den Einkaufsmöglichkeiten für ältere Mitbürger aus", fragte sich der Experte.
Er plädierte auch für einen runden Tisch, an dem neben den Gewerbetreibenden und Händlern auch die Anwohner, die Bundesagentur für Arbeit, die Industrie- und Handelskammer, die Handwerkskammer, die Stadt und der Deutsche Franchiseverband sitzen. Über letzteren möchte man Kulmbacher dazu bewegen, zu Franchisenehmern zu werden und dann von der Bekanntheit eines Namens zu profitieren.
Treffen im Januar im Fritz
Wie geht es konkret weiter? Die Teilnehmer verständigten sich darauf, sich im Januar im "Einkaufszentrum Fritz" zu treffen, um ein konkretes Konzept zu entwickeln, damit das Herz Kulmbachs wieder stärker schlägt.