Wie kommt das Plastik in den Kompost?
Autor: Jochen Nützel
Kulmbach, Freitag, 13. März 2020
Aus Bioabfällen wird wertvolle Erde - ein geschlossenes System. Das hat die Natur per se gut eingerichtet. Wäre da nicht der Störfaktor Mensch.
Bananen- und Apfelschalen, dazu Kaffeesatz und die Reste vom verwelkten Geburtstagsstrauch: All das ist kein Müll, sondern wertvoller Rohstoff, der in einem geschlossenen Kreislauf wieder zu guter Erde wird. So weit die Theorie. Denn: Reste von Plastikverpackungen, aber auch von vermeintlichen Öko-Tüten werden immer häufiger zum Problem.
Und bei ihm landet das Material: Heiko Gunsenheimer, der in Katschenreuth die Eichner Kompost & Humus GmbH betreibt. Das Familienunternehmen beschäftigt sich mit der Kompostierung und Entsorgung von Gartenabfällen und stellt daraus Erden für den Garten- und Landschaftsbau her. "Störstoffe sind immer im Ausgangsmaterial dabei", sagt Gunsenheimer - aber im Vergleich zu anderen Kommunen hielte sich der Anteil bei den aus der Stadt und dem Landkreis Kulmbach angelieferten Biotonnen in Grenzen. "Unsere Kunden sind ländlich geprägt und haben eher ein Gespür dafür, was rein darf und was nicht, als in der anonymen Großstadt."
Im fertigen Produkt, das Gunsenheimer an Privatleute, aber auch Firmen und Landwirte verkauft, muss das Material so aufbereitet sein, dass der Anteil an unerwünschtem Beiwerk nahezu bei Null liegt. Wie er das schafft? "Ein Vorteil unserer Produktionsweise gegenüber industriellen Großanlagen ist: Wir reißen die Beutel auf, schreddern das angelieferte Material aber nicht - denn damit schafft man sich ja erst zusätzlich viele kleine und kleinste Plastikteile, die später umso schwerer rauszufiltern sind." Die Gütegemeinschaft Kompost sowie ein Labor, dass quartalsweise Stichproben nimmt, bescheint den Katschenreuthern seit mittlerweile zwei Jahrzehnten, sauber zu arbeiten.
Sammeln und sieben
Wie das Prozedere abläuft? Sobald das Müllfahrzeug ankommt, wird der entleerte Inhalt gesammelt und auf sogenannten Belüftungsfeldern aufgesetzt. "Hierbei erfolgt die erste Hygienisierung, und die für die Verrottung benötigten Mikroorganismen werden optimal mit Sauerstoff versorgt", erklärt Gunsenheimer. Das hilft zudem, Geruchsbelästigungen zu vermeiden, weil das Material weder gammeln noch faulen kann.
Danach durchläuft das Gemisch verschiedene mechanische Stufen und wird dabei wiederholt gesiebt. Hier fallen auch die allermeisten Störstoffe wie eben besagte Plastikteile durchs Rost. Dazu zählt Gunsenheimer übrigens auch sogenannte kompostierbare Beutel. "Allerdings lagert das Material bei uns lange genug, nämlich rund 15 Monate, so dass diese Beutel tatsächlich rückstandslos verrotten."
Finger weg hingegen rät er von Bio- oder Öko-Beuteln, wie sie der Handel anbietet. "Das Bio/Öko bezieht sich lediglich darauf, dass dass Material zu 98 Prozent aus recyceltem Kunststoff stammt - das heißt freilich nicht, dass es sich auch zersetzt, es ist und bleibt eine gewöhnliche Plastiktüte." Insofern handelt es sich um eine Irreführung des Verbrauchers. "Der kauft das im guten Glauben - bei uns ist das Sondermüll und wandert in die Müllverbrennung."
Auch für das Innenleben der Biotonne hat Gunsenheimer einen Tipp: "Wer sie unbedingt, der Sauberkeit wegen, auslegen muss, der sollte in jedem Fall einen unbedruckten Papiersack nehmen. Zeitungspapier und die Druckerschwärze sind ja auch mit chemischen Bestandteilen versetzt. Wer alles richtig machen will, sollte seine Abfälle pur reinwerfen und die Tonne ab und an ausspülen."