Wie geht es den Melkendorfern nach der Fertigstellung der Umgehung?
Autor: Katrin Geyer
Melkendorf, Freitag, 07. Dezember 2018
Zwei Wochen nach Freigabe der Ortsumgehung haben wir uns in Melkendorf umgehört. Wir wollten wissen, was sich verändert hat.
Mittags halb zwölf auf der Hauptstraße: Eine Limousine rollt gemächlich vorbei. Ein Mann rangiert seinen Kleinwagen auf den Parkplatz gegenüber der Bäckerei. Einige Minuten und ein paar kalte Füße später noch ein Kleinwagen. Rush hour in Melkendorf!
Lange haben sich die Bewohner des Kulmbacher Ortsteiles nach so viel Ruhe gesehnt, lange darunter gelitten, dass Autos und Lastwagen zu den Hautverkehrszeiten Stoßstange an Stoßstange durch ihren Ort gerollt sind, in alten Häusern die Fensterscheiben geklirrt haben und im Sommer kaum einmal die Wohnung durchgelüftet werden konnte. Nun ist es ruhig: Vor gut zwei Wochen ist nach mehrjähriger Bauzeit die neue Ortsumgehung freigegeben worden.
Verkehrszählung erst 2020
Genaue Zahlen, wie viel des Durchgangsverkehrs den Ort nun umfährt, gibt es verständlicherweise noch nicht. Erst im Jahr 2020 soll eine große Verkehrszählung durchgeführt werden, um belastbare Zahlen zu erhalten, sagt Siegfried Beck, zuständiger Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt in Bayreuth.
Eines aber lässt sich jetzt schon feststellen: "Wir registrieren einen enormen Wandel", sagt Wolfgang Branscheid, der mit seiner Familie direkt an der Hauptstraße wohnt. "Natürlich fahren noch Autos. Aber der Feierabendverkehr fällt weg und nachts ist es auch ruhig." Und seine Frau Martina kann der Tatsache, dass jetzt ein großer Teil des Verkehrs über die Umgehung rollt, nur Positives abgewinnen. Endlich, so sagt sie, habe man die Chance, mit dem Auto problemlos aus der eigenen Grundstücksausfahrt zu kommen.
Positiv sind auch die bisherigen Erfahrungen von Frank Walther, der in der Melkendorfer Hauptstraße einen Friseursalon betreibt. Wohltuend ruhig sei es geworden - vor allem, weil die großen Lastwagen nun um den Ort herumgeleitet werden. Und: "Weil jetzt im Ort weniger Verkehr ist, kommen die Kunden besser wieder aus dem Parkplatz raus."
Ähnlich äußert sich Claus-Jürgen Dippold, Inhaber der gleichnamigen Bäckerei in der Hauptstraße. Wie im Friseurgeschäft gebe es auch bei ihm viel Stammkundschaft, die den Laden ganz gezielt anfahre - und froh sei, dass man nun von den Parkplätzen vor der Kirche aus einfacher über die Straße komme. Was Dippold als positiv bewertet: "Die vielen Lastwagen sind weg."
Die Menschen im Ort sind den Verkehr also los. Aber irgendwo müssen die Autos ja geblieben sein. Gut vorstellbar, dass nun woanders Menschen unter dem Verkehr leiden. In der Siedlung "Am Birkich" zum Beispiel, wo die Häuser zum Teil nur wenig mehr als 100 Meter von der neuen Umgehung entfernt stehen. (siehe Bild oben).Wo einst Wiesen und Felder lagen, verläuft nun die Straße. Das Ende der Stille?