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Wie ein Biber den Thurnauer Bademeister ärgert


Autor: Sonja Adam

Thurnau, Dienstag, 22. Juni 2021

Trotz Sommerwetters steht die Liegewiese im hinteren Bereich des Thurnauer Freibades immer wieder unter Wasser. Ein Biber hat die "Hand" im Spiel.
Biberberater Hans-Joachim Küfner steht vor einem ausgebaggerten Berg von Ästen und Gestrüpp, die der Biber im vorbeifließenden Bach eingebaut hatte. Dadurch staute sich das Wasser und die Liegewiese wurde geflutet.


Biber sind faszinierende Wesen: Wenn Biberberater Hans-Joachim Küfner von den scheuen Tieren, die bis zu 30 Kilo schwer werden und eine Länge von 1,35 Metern (inklusiv ihrer Kelle, so heißt der Schwanz) haben, erzählt, dann klingt jeder Satz wie eine Liebeserklärung. Biber sind die größten Baumeister der Natur. Sie sind für das Ökosystem äußerst wichtig und treiben die Renaturierung von Flüssen aktiv voran. Wenn jeder die Biber bauen lassen würde, könnte man sich Millioneninvestitionen in Hochwasserrückhaltung und für die Renaturierung von Flüssen sparen. Denn Biber machen genau das, was Architekten und Wasserexperten mühsam ausrechnen.

Meistens fallen Biber gar nicht auf. Sie leben einfach im Fluss. Nur dann, wenn durch Dammbauten Überschwemmungen verursacht werden, zieht der Biber die Aufmerksamkeit auf sich und sorgt immer wieder für Schlagzeilen.

Einen Damm gebaut

In Thurnau ärgert der Biber derzeit Bademeister Armin Schamel und Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU) ganz schön. Denn immer wieder flutet der Biber nachts, still und heimlich die Liegewiese des Freibades.

"Ich habe es erst überhaupt nicht gemerkt. Doch dann bin ich in den hinteren Teil des Freibades, und die ganze Liegewiese war nass. Er hat einen Damm gebaut", schildert Bademeister Armin Schamel die Situation.

"Das ist gar nicht witzig", kommentierte Bürgermeister Bernreuther und suchte beim Biberberater des Landkreises Rat. Ausgerechnet zum Saisonauftakt war die Liegewiese nicht zu gebrauchen. "Es ist wichtig, eine Lösung zu finden, dass der Biber hier leben kann und die Badegäste auch ungestört sind", sagt der Thurnauer Bürgermeister.

Riesige Mengen Äste und Gestrüpp

"Der Biber hat einen Damm aufgebaut und das Wasser umgeleitet. Wir haben daraufhin eine Biberdisco aufgebaut", sagt Biberberater Hans-Joachim Küfner. Im Klartext heißt dies: Im Fluss wurden Baustellenlampen aufgestellt, die nachts blinkten. "Das hatte schon einen kleinen Effekt. Der Biber hat sich etwas flussaufwärts verzogen. Doch weg ist er natürlich nicht, und so ein Biber gewöhnt sich schnell an die Störung und baut dann einfach weiter", sagt der Biberberater.

Mit schwerem Gerät wurden deshalb riesige Mengen Äste und Gestrüpp aus dem Bachlauf befördert - mit geringer Wirkung. Jetzt greift der Biberberater zu einem anderen Trick: Er installiert im Fluss, der hinter dem Freibad vorbeiführt, eine Barriere aus leeren Wasserkanistern. Diese werden an eine Schnur gebunden und im Bach platziert. "Der Biber kann sich so nicht ungehindert im Wasser bewegen. Und an Land geht er nicht so gerne, denn an Land ist er äußerst langsam", erklärt Küfner und hofft auf die Wirksamkeit der Maßnahme.

Großer Beitrag zum Artenerhalt

Das Anliegen der Biber ist es, das Wasser immer auf einem gleichmäßigen Stand zu halten - notfalls auch dadurch, dass sie es zurückhalten und Bereiche fluten. Biber leisten durch die Überflutungen einen wesentlichen Beitrag zum Artenerhalt. So manche Sumpfpflanze wäre ohne die Baumeister schon ausgestorben. Biber strukturieren durch ihre Fällungen und Bauten Gewässerränder und schaffen Totholzzonen und Brutplätze für andere Arten.

"Biber sind übrigens reine Vegetarierer", sagt der Biberberater. Biber sind "streng geschützt in gemeinschaftlichem Interesse", betont der Biberberater. Das heißt, Biber stehen auf einer Ebene mit dem sibirischen Tiger oder dem Pandabären. "Das Töten eines Bibers ist eine Straftat, auch das Zerstören des Biberbaus ist streng verboten", betont der Biberberater. Hans-Joachim Küfner ist allerdings zuversichtlich, dass der Biber in Thurnau einige Meter weiterzieht und dann keine Probleme mehr für die Freibadbesucher macht.

Bürgermeister Martin Bernreuther (CSU) betont, dass er durchaus ein Herz für den Biber habe und stolz darauf sei, dass der Biber in Thurnau heimisch ist.

Eine Überbevölkerung an Bibern kann es übrigens nicht geben. Denn Biber verteidigen ihr Revier sehr streng und lassen keine weiteren Biberfamilien zu.