Druckartikel: Wie das Eisenbahnerdorf Neuenmarkt entstand

Wie das Eisenbahnerdorf Neuenmarkt entstand


Autor: Werner Reißaus

Neuenmarkt, Sonntag, 13. Mai 2018

Die Sonderausstellung "170 Jahre Schiefe Ebene", die beim Museumstag eröffnet wurde, macht die Bedeutung der Bahn für die Entwicklung Neuenmarkts deutlich.
In mehreren Glasvitrinen werden im DDM alte Objekte und Bilder - hier der Bahnhof von Neuenmarkt-Wirsberg - gezeigt.Werner Reißaus


Der Internationale Museumstag, der einmal jährlich vom Internationalen Museumsrat ausgerufen wird, findet in diesem Jahr bereits zum 41. Mal statt. Wie Landrat Klaus Peter Söllner am Sonntag bei der Eröffnung der Sonderausstellung "170 Jahre Schiefe Ebene" feststellte, macht dieser Aktionstag am dritten Sonntag im Mai auf die Vielfalt und Bedeutung der Museen aufmerksam.

"Netzwerk Museum: Neue Wege, neue Besucher", lautet heuer das Leitthema, unter dem überall im Landkreis die Museen besucht werden konnten und dazu besondere Attraktionen anboten.
Im Deutschen Dampflokomotiv-Museum Neuenmarkt wurden bis zum späten Nachmittag regelmäßig Führungen durch das Archiv in der ehemaligen Bahnmeisterei veranstaltet. Das Museum verfügt über ein umfangreiches Archiv mit interessanten Beständen zum Thema Dampflok und Eisenbahn in Oberfranken. Söllner: "Diese Bestände werden erfasst und teilweise digitalisiert, um sie nicht nur für Fachleute, sondern auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen."

Höhepunkt war am Sonntag die Eröffnung der neuen Sonderausstellung, die sich mit der wohl einmaligen "Schiefe Ebene" beschäftigt - ein Bauwerk, das die Region nachhaltig geprägt hat und ohne das auch das DDM heute nicht existieren würde.

Vor 170 Jahren fand die feierliche Eröffnung der ersten Steilstrecke des europäischen Eisenbahnnetzes statt, die von Lokomotiven ohne zusätzliche technische Hilfsmittel befahren werden konnte. Sie stellte mit ihrer direkten Verbindung nach Sachsen die erste länderübergreifende Eisenbahnverbindung in Deutschland dar und schaffte die Voraussetzungen für die erste durchgehende Nord-Süd-Verbindung in Deutschland. Am Ende verband sie die Ostsee mit dem Bodensee und führte von Stettin über Berlin - Wittenberg - Cöthen - Leipzig - Hof - Nürnberg - München bis Augsburg und Lindau am Bodensee.

Besonders erfreut zeigte sich der Landrat darüber, dass er mit Bernd Ihle einen Eisenbahnfreund zum Internationalen Museumstag begrüßen konnte, der zur Ausstellung auch seine eigene Sonderschau präsentierte, die sich mit der weiteren Linienführung der Ludwig-Süd-Nord-Bahn nach Sachsen beschäftigt, der Leipzig-Hofer Eisenbahn. Auch hier sind imposante Bauwerke wie die Göltzschtalbrücke entstanden.

Söllner machte deutlich, dass die Eisenbahn einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung in die Region brachte. So entwickelte sich aus dem kleinen Bauerndorf Neuenmarkt das Eisenbahnerdorf mit vielen Arbeitsplätzen und wichtigen Versorgungseinrichtungen wie einem Arzt, einer Apotheke, Gaststätten und Läden und sogar einem eigenen Hotel, dem Bahnhofshotel, das heute noch in seinem Ursprung in der Schützenstraße steht.

Die Ausstellung ist noch bis 20. Oktober zu sehen. Landrat Söllner dankte dem gesamten Museumsteam mit fachlichem Leiter Jürgen Birk an der Spitze und dem Studenten Falk Stier, der im Rahmen seines Praktikums das Konzept erstellt hat, Archivar Andreas Petrak, Reiner Riedel, der einige Objekte aus seinem Fundus bereitstellte, und Roland Fraas, der sein umfangreiches Fachwissen über die "Schiefe Ebene" beisteuerte.